Fußball

Ein turbulentes Kickers-Jahr mit Triumphen, Pleiten und einem Drama

Im Kalenderjahr 2024 sticht bei den Würzburger „Rothosen“ natürlich die Niederlage im Elfmeterschießen bei Hannover 96 II

Von 
Steffen Krapf
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Der aus Königshofen stammende Ex-Profi Martin Lanig hat mittlerweile auf der Tainerbank der Kickers Platz genommen. Er hat einen Vertrag bis 2026. © Römer/Scheuring

Die Spieler des bayerischen Regionalligisten FC Würzburger Kickers haben sich in die Winterpause verabschiedet, nach dem die Auswärtspartie gegen die SpVgg Ansbach auch im zweiten Anlauf witterungsbedingt nicht stattfinden konnte (wir berichteten).

Hinter dem Verein liegt ein turbulentes Jahr voller Pleiten und Triumphe. Hier nun ein Rückblick auf das Kickers-Jahr 2024:

Große Zuversicht im Frühjahr

Nach dem die Kickers in der Vorsaison hinter der SpVgg Unterhaching Vizemeister wurden, sollte es in der Saison 2023/24 mit der Rückkehr in die 3. Liga klappen. Die Mannschaft des damaligen Cheftrainers Marco Wildersinn verabschiedete sich als Spitzenreiter, dicht gefolgt vom Überraschungsteam DJK Vilzing, in die lange Winterpause. Trotz einiger Verletzungen während der Vorbereitung und schlechten Platzverhältnissen in der Heimat, starteten die Kickers zuversichtlich in die Restsaison. Immerhin konnte die Wildersinn-Elf auch einige Tage auf der Ferieninsel Mallorca Kraft und Sonne tanken. Als es wieder um Punkte ging, knüpfte der FWK auf Anhieb an die bis dahin fast makellose Bilanz an. Mit dem 4:0-Heimsieg gegen die SpVgg Ansbach zum Jahresauftakt, setzten sich die Kickers sukzessive von Verfolger Vilzing ab.

Meisterstück im Mai nach einer Niederlage

Spätestens im April, daran änderte auch die erste Saisonniederlage, dem 1:3 bei der SpVgg Greuther Fürth II nichts, war klar, die Meisterschaft in der Regionalliga Bayern war den Würzburger Kickers nicht mehr zu nehmen. Die Formkurve schien genau in die richtige Richtung zu zeigen. Fünf Spieltage vor Ende der Saison deklassierten die Kickers den Erzrivalen FC 05 Schweinfurt mit einem 3:0-Sieg im Derby vor fast 5000 Zuschauern am „Dalle“. Die Meisterschaft durfte dann eine Woche später gefeiert werden. Kurioserweise nach einer Niederlage. Trotz des 0:1 beim 1.FC Nürnberg II waren die Kickers bei noch drei ausstehenden Spieltagen in der Tabelle nicht mehr einzuholen, weil Verfolger Vilzing überraschend im Parallelspiel gegen Eintracht Bamberg 0:1 verlor. Für die Kickers war es der zweite Gewinn des Meistertitels in der Regionalliga Bayern nach 2015 – damals unter Cheftrainer Bernd Hollerbach.

Das große Leiden und Scheitern in Hannover

Wie damals unter Hollerbach, mussten die Kickers auch neun Jahre später als Meister den Gang in die Relegation antreten. Seinerzeit setzte sich der FWK in einem Elfmeterkrimi gegen den Südwest-Vertreter 1. FC Saarbrücken erfolgreich durch. Dieses Mal hieß der Relegationsgegner Hannover 96 II, der Meister in der Regionalliga Nord wurde. Im Hinspiel lief es noch nach Maß. Durch einen Freistoßtreffer von Spielmacher Ivan Franjic siegten die Kickers vor über 10 000 Zuschauern in der heimischen Akon-Arena mit 1:0. „Wir haben die halbe Miete, aber am Sonntag müssen wir vermutlich noch einmal richtig leiden“, sagte Coach Wildersinn nach Spielende. Er behielt Recht. Es wurde ein Leiden, das am Ende zum kollektiven Trauma taugte. Vor 25 000 Zuschauern im WM-Stadion in Hannover platzten die Träume der Kickers wie eine Seifenblase. Gegen ein massiv durch Spieler aus dem Zweitliga-Profikader verstärktes U23-Team von Hannover 96, verloren die Kickers letztlich nach Elfmeterschießen. Kickers-Stürmer Saliou Sané verschoss in seiner Heimatstadt den entscheidenden Elfmeter. Die Kickers scheiterten auf die dramatische Art und Weise.

Der missglückte Neustart in der Regionalliga

Die Würzburger Kickers versanken in Hannover im Tal der Tränen. Schnell wurde deutlich, dass es einen echten Plan B seitens der Verantwortlichen nicht gab. Alles war auf den Aufstieg in die 3. Liga ausgerichtet. Die bittere Realität hieß im Sommer allerdings: Eine weitere Saison in der Regionalliga Bayern. Mit heißer Nadel musste in kürzester Zeit ein neuer Kader aus dem Boden gestampft werden. Als Nachfolger von Cheftrainer Marco Wildersinn wurde der Berliner Markus Zschiesche verpflichtet. Wichtige Spieler aus der Vorsaison verließen den „Dalle“. Das neuformierte Team hatte wenig Zeit, um sich bis zum Saisonstart zu finden. Nach dem 8. Spieltag war das Missverständnis Zschiesche dann auch schon wieder Geschichte. Die Verantwortlichen zogen nach der 0:4-Heimniederlage gegen die SpVgg Bayreuth die Reißleine. Das Interimsduo mit Sportdirektor Sebastian Neumann und Co-Trainer Ronny Ermel konnte mit sieben Punkten aus drei Spielen zumindest für ein klein wenig Aufbruchstimmung sorgen.

Kurswechsel mit Ex-Profi Martin Lanig

Zwei Wochen nach der Trennung von Zschiesche präsentierten die Kickers mit Martin Lanig ihren neuen Cheftrainer. Der Königshöfer soll der Mann für die Zukunft am Dallenberg sein. Der Ex-Bundesligaprofi, der schon im Sommer ein Kandidat für den Trainerposten war, unterschrieb einen Vertrag bis 2026. Lanig übernahm die Kickers mit sieben Punkten Rückstand auf die Tabellenspitze. Zur Winterpause beträgt der Abstand auf Ligaprimus FC 05 Schweinfurt acht Punkte, obwohl die Kickers das Derby unter Lanig mit 1:0 gewonnen haben. Als Tabellenfünfter träumt derweil in Würzburg keiner mehr öffentlich vom Aufstieg, der dieses Jahr als Meister in der Regionalliga Bayern ohne den Umweg Relegation möglich wäre. Stattdessen warten die Fans darauf, wie sich der Verein für die Zukunft aufstellt. Es soll auch ohne Aufstieg mit dem Profifußball weitergehen.

Was bringt das Kalenderjahr 2024

Eines ist klar: Auf die Kickers wartet ein wegweisendes Jahr 2025.

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