Mannheim. Am Ende standen die Bundesliga-Helden von Grün-Weiss Mannheim freudetrunken im goldenen Konfettiregen und stemmten immer wieder den silbernen Meisterpokal in die Höhe. Untermalt wurden die Jubelszenen auf dem Centre Court am Feudenheimer Neckarplatt vom Titelklassiker „We Are The Champions“ und tosendem Applaus von den Zuschauern.
„Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, dass wir jetzt deutscher Meister sind. Es war ein hartes Stück Arbeit, aber wir wollten es unbedingt. Ich bin auch nächstes Jahr wieder dabei und da greifen wir wieder voll an“, analysierte Dauerbrenner Andreas Beck. Teamkollege Tobias Kamke ergänzte: „Wir haben durch die Vizemeisterschaft vor einem Jahr, als wir es knapp nicht geschafft haben, eine gewisse Wut mitgenommen. Ohne Gerald Marzenell würde es nicht funktionieren. Er ist als Teamchef der wichtigste Baustein.“
„Hohe Identifikation mit dem Club“
Grün-Weiss ließ verdient die Sektkorken knallen, es gab Freibier. Die siebte Meisterschaft der Clubgeschichte nach 1922, 1993, 1996, 2005, 2007 und 2010 ließ das abschließende Bundesliga-Duell mit RW Köln, das den Klassenerhalt bereits sicher hatte, zur Randerscheinung werden – am Ende hieß es 2:4 aus Mannheimer Sicht, die Doppel wurden nicht mehr gespielt und für Köln gewertet. Dafür ging der Feiermarathon in die nächste Runde. Schon die Nacht zum Sonntag war kurz. Nach dem vorzeitigen Titelgewinn durch das 3:3 in Krefeld herrschte schon auf der Heimfahrt beste Stimmung im Grün-Weiss-Partybus. Um 23.45 Uhr kamen die Meisterspieler auf der Club-Anlange in Mannheim an – und bekamen einen warmen Empfang. Nach ein paar Fotos wurde in der Stadt weiter gefeiert.
Schon in Krefeld hatte es eine Bierdusche für Marzenell gegeben. Für den Teamchef war es schon der sechste Titel mit Grün-Weiss – zwei Mal als Spieler und nun zum vierten Mal als Meistermacher. „Es ist einfach Weltklasse. Wir haben eine geniale Saison gespielt“, jubelte der 54-Jährige, der einen großen Anteil an diesem Triumph hat.
„Gerald hat es in den vergangenen Jahren immer geschafft, den Kern der Mannschaft lange zusammenzuhalten. Das erzeugt eine hohe Identifikation mit dem Club. Bei anderen Bundesligisten gibt es ein Kommen und Gehen“, lobte Björn Phau. Der Routinier war in dieser Saison hauptsächlich im Coaching tätig. „Daher ist dieser Titel für mich etwas ganz Besonderes. Es war quasi meine erste Meisterschaft außerhalb des Platzes“, sagte der 38-Jährige, der gestern nach der durchfeierten Nacht der Teamkollegen noch einmal auf dem Centre Court ran durfte. Phau bot den Zuschauern gegen Wesley Koolhof einen großen Kampf, unterlag dem Kölner aber mit 7:6, 4:6, 10:12. Dabei vergab der Darmstädter im Matchtiebreak einen Matchball. „Am Ende hat der Glücklichere gewonnen. Mit mehr Spielpraxis hätte ich vielleicht gewonnen“, bilanzierte Phau.
Beck, der in Krefeld gemeinsam mit Radu Albot im Doppel den entscheidenden Punkt zum 3:3 nach zwischenzeitlichem 1:3-Rückstand geholt hatte, betätigte sich im Duell mit den Kölnern als Coach – etwa bei Phau. „Ich bin stolz, Teil dieses tollen Teams zu sein“, schwärmte Beck mit Blick auf seinen vierten Meistertitel. „Jeder hat alles gegeben. Wir haben es uns verdient, Meister zu sein.“
Gerald Melzer, der das Duell in Krefeld gegen seinen älteren Bruder Jürgen noch sang- und klanglos verloren hatte, war gegen Rasta-Mann Dustin Brown besonders motiviert. Nach einem 0:6 im ersten Durchgang explodierte der Österreicher und holte sich mit 6:4, 10:7 den Einzelpunkt. Bei der Siegerehrung berichtete Marzenell: „Gerald hatte vor zwei Wochen einen Bänderriss, aber er wollte unbedingt für Grün-Weiss spielen.“
Kamke lief mit einem Dauergrinsen über die Anlage. „Das ist meine erste Meisterschaft. Dieser Titel entschädigt für alles“, berichtete der Hamburger, der in Krefeld sein Einzel verloren hatte und gestern pausierte. Die Grün-Weiss-Asse genossen das Schaulaufen sichtlich, bevor es zurück in den Profi-Alltag ging. „Irgendwann wollen wir dann noch als Team gemeinsam ein Wellness-Wochenende verbringen“, verriet Marzenell.
Info: Fotostrecke unter morgenweb.de/sport
Stenogramme
Krefeld – Grün-Weiss 3:3
Einzel: Paolo Lorenzi - Radu Albot 3:6, 5:7; Federico Gaio - Andreas Beck 6:4, 7:5; Andrea Collarini - Tobias Kamke 6:4, 3:6, 12:10; Jürgen Melzer - Gerald Melzer 6:2, 6:1.
Doppel: Gaio/Lorenzi - Daniel Brands/Robin Kern 1:6, 4:6; Melzer/Collarini - Beck/Albot 3:6, 2:6.
Grün-Weiss – Köln 2:4
Einzel: Robin Kern - Kimmer Coppejans 1:6, 3:6; Björn Phau - Wesley Koolhof 7:6, 4:6, 10:12; Gerald Melzer - Dustin Brown 0:6, 6:4, 10:7; Radu Albot - Oscar Otte 6:4, 6:0.
Doppel: nicht mehr gespielt, für Köln gewertet.
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