Mannheim. Gerald Marzenell, Teamchef des Tennis-Bundesligisten Grün-Weiss Mannheim, hatte alle Hände voll zu tun, die Euphorie zu bremsen. Obwohl das Duell gegen den Angstgegner HTC Blau-Weiß Krefeld noch in vollem Gange war, durften sich die Mannheimer nämlich schon über einen Punkt freuen. Nach den Einzeln stand es 3:1, die beiden Doppel konnten also schlimmstenfalls für einen Ausgleich Krefelds sorgen - doch obwohl Marzenell noch ein Ass im Ärmel hatte, traute er der Ausgangslage noch nicht. Er zauberte Olympiasieger Marc Lopez aus dem Hut, der gemeinsam mit "Mr. Zuverlässig" Andreas Beck den Sieg sicherstellen sollte. Dieser arbeitete zuvor im Einzel schon seinen 19. Erfolg in Folge im Mannheimer Trikot heraus. Doch die perfekte Ausgangslage erwies sich tatsächlich als Trugschluss, am Ende trennten sich die beiden Teams mit einem Remis.
"Die Enttäuschung ist zwar nicht riesengroß", milderte Marzenell nach den beiden knappen Niederlagen im Doppel: "Aber sie ist schon da." Er unterstrich: "Das ist eine gefühlte Niederlage für uns." Irgendwie hatte er es aber ohnehin nicht ganz glauben können. Bereits nach den Einzeln, als er noch gute Laune hatte, wollte er nur von einem Punkt etwas wissen. Als dann aber beide Doppel in den Match-Tiebreak gingen, erhoffte sich letztendlich auch der GW-Teamchef etwas mehr. "Da habe ich gedacht, es könnte etwas werden", verriet er: "Zu Hause verlierst du selten beide Match-Tiebreaks im Doppel."
Auch Olympiasieger Lopez war enttäuscht über die knappe Niederlage gegen Inigo Cervantes und Ruben Ramirez Hidalgo. "Sie waren heute besser, sind ein gutes Team. Andreas und ich haben das erste Mal zusammengespielt", erklärte er die überraschende Niederlage. Die Abstimmung fehlte den beiden zu Beginn, erst als es im ersten Satz schon 0:2 stand, holten sie den ersten Ballwechsel. Dafür ließ der zweite Satz hoffen: Ein schnelles 3:0, die Krefelder begannen mit Schiedsrichterentscheidungen zu hadern, statt sich auf das Spiel zu konzentrieren. Doch sie fingen sich, holten auf - und waren im Match-Tiebreak voll da. "Der ist ein bisschen wie das Elfmeterschießen beim Fußball", verglich Lopez.
Der Spanier wirkte geknickt, die Niederlage im Grün-Weiss-Trikot setzte ihm zu. "Es ist immer eine große Freude, hier zu spielen, darum tut es mir sehr Leid, dass das Match heute nicht gut war", sagte er. Man merkte: Bei ihm ist der Wurm drin. Bereits in der vergangenen Woche hätte er am Neckarplatt spielen können, da stoppte ihn eine Verletzung - mal wieder. "Das ganze Jahr läuft nicht so gut, ich habe einige Probleme mit meinem Körper dieses Jahr", klagte er.
Auch Marzenell hatte nach der Partie noch einiges zu beklagen. "Wir hatten die Riesenchance, zu gewinnen", beschrieb er die letzten Momente des anderen Doppels, in dem Gerald Melzer und Robin Kern den Krefeldern Facundo Bagnis und Federico Gaio entgegenstanden: "Da waren einige Ballwechsel dabei, die einfach nur unglücklich für uns gelaufen sind." Die Chance, mit einem Sieg aus zwei Doppeln im Match-Tiebreak den Gesamtsieg herauszuholen - sie war zum Greifen nahe.
"Das ist ganz bitter", wusste auch Marzenell. Doch ein wenig hellte sich die Stimmung wieder auf, denn unter dem Strich war es doch ein guter Tennis-Tag für den TK Grün-Weiss Mannheim. "Wir hatten ideales Wetter", erklärte Marzenell und ergänzte: "Heute Morgen wäre ich mit einem 3:3 auch zufrieden gewesen - nur jetzt bin ich das nicht mehr."
GW Mannheim - Krefeld 3:3
Einzel: Nicolas Kicker - Facundo Bagnis 1:2 (6:7 (7:9), 7:6 (7:5), 4:10); Gerald Melzer - Federico Gaio 2:0 (6:3, 6:2); Tobias Kamke - Ruben Ramirez Hidalgo 2:1 (6:4, 3:6, 10:3); Andreas Beck - Inigo Cervantes 2:0 (7:6 (7:4), 6:4).
Doppel: Melzer/Robin Kern - Bagnis/Gaio 1:2 (4:6, 6:1, 7:10); Beck/Marc Lopez - Ramirez Hidalgo/Cervantes 1:2 (2:6, 7:5, 4:10).
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