Fußball

Kamada vor dem Abschied

Eintracht Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche äußert sich im ZDF-Sportstudio zur Krise

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dpa
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Der Japaner Daichi Kamada wird die Eintracht wohl verlassen. © dpa

Frankfurt. Auf der großen TV-Bühne im „Aktuellen Sportstudio“ gab sich Markus Krösche alle Mühe, die Streitigkeiten bei Eintracht Frankfurt kleinzureden. „Es hat gar keinen Einfluss auf den Sport. Wir müssen uns auf die Leistung konzentrieren. Ich glaube, dass es gar nicht so wirklich kracht. Natürlich sind wir ein Team. Wir arbeiten alle gut zusammen – der Vorstand auch“, so Krösche.

Das enttäuschende 1:1 gegen den VfL Bochum, das bereits das siebte sieglose Pflichtspiel in Serie war, hallte da noch nach – soll vor dem Pokalspiel gegen Union Berlin am Dienstag (18 Uhr) aber abgehakt werden. Ausreden lässt der 42-jährige Krösche nicht gelten. „Es hakt rein sportlich. Die Ergebnisse sind nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben.“

Glasner hadert mit Schiedsrichter

Das gilt aber nicht nur für die Ergebnisse, sondern auch für das Zusammenspiel der Führungsebene sowie für mehrere Akteure, die seit Wochen außer Form sind. Während es bei Verteidiger Evan Ndicka noch Hoffnung auf einen Verbleib gibt, dürfte Daichi Kamada vom Sommer an für einen anderen Club auflaufen. „Bei Daichi Kamada ist es so, dass er uns wahrscheinlich verlassen wird“, sagte Krösche.

Eintracht Frankfurt befindet sich in der schwierigsten Phase dieser Saison. Chefcoach Oliver Glasner war zwar mit der Leistung beim 1:1 gegen Bochum zufrieden, musste aber den nächsten Rückschlag im Kampf um die Champions League moderieren. Nachdem der Österreicher mehrere Witze gemacht hatte, sagte er – grinsend, aber leicht genervt – über das Gespann der Unparteiischen: „Es waren heute nur sieben Schiedsrichter am Werk. Das ist ein bisschen zu wenig.“

Auch wenn sich Glasner explizit auf mehrere strittige Szenen bezog, sprach aus ihm die ganze Unzufriedenheit der vergangenen Wochen. Geht nun auch das Pokalspiel gegen Union schief, droht der Eintracht ein Tiefpunkt in dieser Spielzeit.

Aktuell deutet wenig darauf hin, dass das Frühjahr 2023 beim Europa-League-Sieger auch nur ansatzweise so glorreich werden könnte wie im Vorjahr, als am Ende eine magische Nacht beim FC Barcelona und der Triumph von Sevilla standen. „Das Ergebnis ist ärgerlich und stellt uns nicht zufrieden“, sagte Krösche über die verlorenen Punkte.

Wirkte der Verein vor einem Jahr wie eine große Einheit, schleppt er nun mehrere Probleme mit sich herum. In der Führungsebene um Vorstandssprecher Axel Hellmann und Aufsichtsratsboss Philip Holzer knatscht es so sehr, dass sich Präsident Peter Fischer jüngst zu einem Machtwort berufen fühlte.

„Differenzen und unterschiedliche Meinungen gehören dazu, sollten aber nicht in der Öffentlichkeit ausgetragen werden. Eine spaltende Kommunikation ist schädlich“, sagte Fischer. Ein sportlicher Erfolg gegen extrem defensive Bochumer hätte für die Stimmung geholfen, blieb aber angesichts des Chancenwuchers wieder mal aus.

Alleinunterhalter Kolo Muani

„Es ist extrem frustrierend. Das kann man nicht in Worte fassen. Der große Aufwand führt momentan nicht zu großem Erfolg“, sagte Kapitän Sebastian Rode. Ein Elfmeter-Tor von Randal Kolo Muani war nicht genug, um einen Rückstand nach dem allzu leichten Gegentreffer durch Takuma Asano noch zu drehen.

Frankreichs Nationalstürmer Kolo Muani hat bereits zwölf Saisontore erzielt, ist in dieser Phase der Saison aber eine Art Alleinunterhalter. „Kolo kann auch nicht in jedem Spiel zwei Tore machen. Da gilt es, die Last auf mehrere Schultern zu verteilen“, forderte Rode. Ohne den seit Wochen verletzten Dänen Jesper Lindström fehlen Tempo und oft auch Kreativität. Ex-Weltmeister Mario Götze hat an Form verloren. Beim wechselwilligen Kamada reicht es derzeit nur für die Ersatzbank. dpa

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