Berlin. Lukas Kälble wollte den fahrlässig verspielten Sieg gar nicht erst schönreden. „Ich weiß nicht, ob es wirklich ein Trost ist, dass wir immerhin einen Punkt mitnehmen“, sagte der Verteidiger der Adler Mannheim am Mittwochabend nach der 3:4-Niederlage nach Verlängerung bei den Eisbären Berlin.
Zum zweiten Mal innerhalb von vier Tagen hatte der Spitzenreiter der Deutschen Eishockey Liga (DEL) einen Zwei-Tore-Vorsprung nicht ins Ziel gebracht. Beim ERC Ingolstadt reichte am Sonntag eine 2:0-Führung nicht, beim Titelverteidiger lagen die über 40 Minuten starken Blau-Weiß-Roten nach Treffern von Kälble (1.), Max Penkin (11.) und Anthony Greco (31.) bis in die 48. Minute vorn, ehe sie sich die Butter noch vom Brot nehmen ließen.
Nach dem Berliner Anschlusstor herrscht Panik bei den Adlern Mannheim
Kälble sprach von einem unglücklichen Gegentor, das die Berliner zurück ins Spiel brachte. Und ja, der Treffer zum 2:3 war so nicht geplant. Ty Ronning setzte eigentlich zu einem Schuss an. Er traf den Puck nicht richtig, der dann auf der Kelle von Leo Pföderl landete. Da alle Mannheimer mit Ronnings Abschluss gerechnet hatten, waren sie aus der Position, Pföderl musste die Scheibe nur noch im sperrangelweit geöffneten Tor unterbringen.
Das, was Kälble am meisten missfiel, waren die folgenden Minuten. Die Adler reagierten so, wie sie nicht reagieren wollten. Sie bekamen die Eisbären nicht mehr in den Griff, kassierten wenig später Markus Vikingstads Tor zum 3:3 (50.) und mussten sogar froh sein, dass sie überhaupt etwas Zählbares aus der Hauptstadt mitnahmen. „Wir hätten nach dem Berliner Anschlusstreffer ruhiger bleiben müssen, nicht in Panik ausbrechen dürfen“, betonte Kälble.
Auch in der Verlängerung fing sich die Mannschaft von Trainer Dallas Eakins nicht mehr. Symptomatisch für das Spiel nach dem zweiten Drittel war die Entstehung des Berliner Siegtors. John Gilmour und Justin Schütz fuhren zusammen auf den Eisbären-Kasten zu, behinderten sich dabei aber gegenseitig. Statt die Adler zum Erfolg zu schießen, klingelte es wenige Sekunden später auf der anderen Seite: Ronning ließ Mannheims Torhüter Johan Mattsson keine Abwehrchance (62.).
„Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit unserem Auftritt. Natürlich hätten wir gerne drei Punkte mitgenommen, aber das war eine solide Leistung, auf die wir aufbauen können“, sparte Eakins öffentlich mit Kritik. Möglicherweise fand der Adler-Coach intern andere Worte. Denn auch wenn die Mannheimer weiter an der DEL-Tabellenspitze stehen und nun einen Punkt Vorsprung auf die Straubing Tigers haben, die am Mittwoch dem ERC Ingolstadt mit 4:6 unterlagen, steht der Fakt, dass die Blau-Weiß-Roten drei der vergangenen fünf Partien verloren haben.
Berlin – Adler 4:3 n.V.
- Drittelergebnisse: 1:2, 0:1, 2:0, 1:0.
- Die Adler: Mattsson – Gawanke, Kälble; Mattinen, Renouf; Shaw, Gilmour; Fohrler – Plachta, Esposito, Heim; Greco, Solow, Bennett; Proske, Michaelis, Schütz; Uba, Reichel, Penkin.
- Tore: 0:1 Kälble (0:25), 1:1 Vikingstad (9:37), 1:2 Penkin (10:55), 1:3 Greco (30:11), 2:3 Pföderl (47:20), 3:3 Vikingstad (49:56), 4:3 Ronning (61:50).
- Schiedsrichter: Ghislain Hebert und Sean MacFarlane.
- Zuschauer: 14.200 (ausverkauft).
- Strafminuten: Berlin 11 – Mannheim 15.
- Nächstes Spiel: München – Adler (Freitag, 19.30 Uhr).
Vor der Deutschland-Cup-Pause stehen noch zwei Partien auf dem Programm: Am Freitag (19.30 Uhr) geht's zum EHC Red Bull München, am Sonntag (14 Uhr) kommen die Nürnberg Ice Tigers zum Familientag in die SAP Arena.
„Es ist ein guter Test für uns, wie wir die letzten Spiele verarbeiten und uns nun präsentieren“, sagte Kälble, der sich wünscht, dass die Mannschaft aus den Fehlern gegen die Eisbären lernt: „Dann haben wir eine gute Chance, zurückzukommen.“
Bereits nach der Partie gegen Ingolstadt hatte Stürmer Luke Esposito bekannt, dass es ein Thema in der Kabine sei, dass die Adler zuletzt in jeder Partie mehr Strafen kassiert hatten, als der Gegner. Auch am Freitag waren in der Schlussphase nicht alle Entscheidungen des Schiedsrichtergespanns nachvollziehbar. Zwei Minuten vor dem Ende übersahen sie beispielsweise ein klares Foul an Adler-Kapitän Marc Michaelis. „Zu den Referees will ich keinen Kommentar abgeben“, betonte Kälble und ergänzte: „Wichtig ist, dass wir uns von solchen Dingen nicht frustrieren lassen.“
Kristian Reichel für tschechische Nationalmannschaft nominiert
Nach zwei Auswärtsniederlagen in Folge ist München die nächste Station des Mannheimer Trips. Am Donnerstag flog das Team direkt aus Berlin in die bayrische Landeshauptstadt. Klar, dass sich die Münchner für das Viertelfinal-Aus im Frühjahr und die knappe Niederlage im ersten Duell revanchieren wollen. Verzichten muss der EHC aber auf die gesperrten Stürmer Chris DeSousa und Brady Ferguson. Die Adler müssen weiter ohne die verletzten Angreifer Alex Ehl und Tom Kühnhackl auskommen.
Die Mannheimer Mission ist klar: Sie wollen in den letzten beiden Partien bis zur Länderspielpause ihre Tabellenführung verteidigen. Dann würden Kälble, Maximilian Franzreb, Leon Gawanke, Michaelis, Yannick Proske und Schütz mit noch breiterer Brust zur Nationalmannschaft reisen. Fest steht, dass auch Kristian Reichel sein Heimatland vertreten wird. Der Mittelstürmer wurde in den tschechischen Kader für die Euro Hockey Tour nominiert.
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