Mannheim. Vier Spiele, zwei Siege, zwei Niederlagen: Die Duelle in der Vorrunde haben gezeigt, dass sich mit den Adlern und dem ERC Ingolstadt im Play-off-Halbfinale ab Donnerstag zwei Teams auf Augenhöhe begegnen. "Ingolstadt hat torgefährliche Stürmer in seinen Reihen, aber wir müssen uns nicht verstecken", sagt Kapitän Marcus Kink. Wir blicken auf die teilweise hitzig geführten Gefechte zurück.
25. September:
ERC Ingolstadt - Adler 3:5
Ken Magowan und Yanick Lehoux schnürten zwar jeweils einen Doppelpack, doch es war Niki Goc, der den entscheidenden Treffer zur 4:3-Führung erzielte. "Niki Gocs Tor erlegt den Spitzenreiter", titelte diese Zeitung am Tag danach. Beide Mannschaften boten den 3150 Zuschauern ein Eishockey-Spektakel. "Wer nicht dabei gewesen ist, hat etwas verpasst", sagte Adler-Trainer Harold Kreis. Wie so oft im ersten Drittel der Saison zeigten die Mannheimer große Nehmerqualitäten. Nach Derek Hahns 0:1 schlugen sie mit zwei Powerplay-Toren zurück.
6. November:
Adler - ERC Ingolstadt 2:3
Mit der vierten Schlappe in Folge verabschiedeten sich die Blau-Weiß-Roten in die Länderspiel-Pause. "Der Wille war da, aber es lief gar nichts. Ich bin froh, dass die Pause kommt", sagte Kreis. Frank Mauer legte zwar für Mannheim vor, doch Tyler Bouck überwand Adler-Torhüter Felix Brückmann in der 54. Minute zum 2:3. Die November-Tristesse fand ihre Fortsetzung.
30. Dezember:
Adler - ERC Ingolstadt 5:2
Es ist wohl vor allem dieses Spiel, das in Erinnerung bleiben wird. Das Ergebnis trat in der Nachbetrachtung etwas in den Hintergrund, weil sich Schiedsrichter Ulpi Sicorschi ins Rampenlicht gespielt hatte. Der überforderte Referee verhängte insgesamt 155 Strafminuten und vier Spieldauer-Disziplinarstrafen - darunter eine gegen Mannheims Co-Trainer Mike Schmidt. "Ulpi Sicorschi bringt Adler auf die Palme", hieß es in dieser Zeitung. Fünf Minuten vor Schluss stand die Partie kurz vor dem Abbruch. Als der Unparteiische Mannheims Verteidiger Jaime Sifers vorzeitig zum Duschen schickte, begehrten die Fans auf. Sie warfen Münzen aufs Eis, der Ordnungsdienst kam mit dem Einsammeln kaum nach. Erst nach einer zehnminütigen Unterbrechung, in der das Eis neu aufbereitet werden musste, ging es weiter - und wie! Obwohl die Adler zunächst in doppelter Unterzahl weiterspielen mussten, brachte sie Ken Magowan mit einem Doppelschlag auf die Siegerstraße, den Rest erledigte Ronny Arendt mit einem Schuss ins leere Tor. "Das hatte schon 2007er-Charakter", meinte Arendt, der damit auf die Fabel-Saison mit Meisterschaft und Pokalsieg verwies. Und Kreis fügte an: "Das Comeback meines Teams fand ich eindrucksvoller als das beim 8:6 gegen Düsseldorf."
Das Skandalspiel hatte ein Nachspiel - für den Klub und das Trainerteam. In einer legendären Pressekonferenz sagte Kreis: "Mein Dank gilt drei Parteien. Erstens der Mannschaft. Sie hat unglaublich gekämpft. Ich hatte gedacht, wir haben die Grenze des Teamgeistes schon erreicht, aber die Jungs sind noch einen Schritt weitergegangen. Sie waren sauer und haben mit Wut im Bauch gespielt. Wenn ich nicht schon Kinder hätte, würde ich sie alle adoptieren. Zweitens den Fans. Das waren unglaubliche Emotionen. Gott sei Dank ist ihnen im richtigen Moment das Kleingeld ausgegangen. Und drittens den Leuten, die versuchen, alle zu verarschen. Das schweißt den Klub und die Mannschaft zusammen." Wie recht er damit hatte, stellte sich im Nachhinein heraus: Aus Solidarität starteten die Fans eine Sammelaktion. Sie bezahlten die Geldstrafe aus der eigenen Tasche, der Klub spendete den gleichen Betrag im vierstelligen Bereich an den gemeinnützigen Verein "Adler helfen Menschen".
20. Januar:
ERC Ingolstadt - Adler 4:2
Eine Szene ging Frank Mauer nach der Niederlage nicht aus dem Kopf. Als Kreis beim 2:3-Rückstand Torhüter Freddy Brathwaite kurz vor Schluss zugunsten eines weiteren Feldspielers vom Eis nahm, hatte Mauer den Ausgleich auf der Kelle. Er vergab, und im Gegenzug machte Thomas Greilinger alles klar.
Schlüsselspieler: Apropos Greilinger. Der Nationalspieler hat sich zum Ingolstädter Play-off-Monster entwickelt. Beim 6:1-Sieg im vierten Viertelfinale schoss der Stürmer die DEG Metro Stars mit vier Toren im Alleingang ab. Mit acht Treffern und zwei Vorlagen in fünf Partien belegt Greilinger den zweiten Platz in der Play-off-Scorerwertung. Aber auch Jared Ross und Derek Hahn zählen zu den besten ihres Fachs. Im Tor sind die Bayern aber nicht so gut bestellt wie im Sturm. Trainer Rich Chernomaz schenkte zu Beginn der K.o.-Runde dem Ex-Frankfurter Ian Gordon das Vertrauen, die letzten drei Siege fuhr Markus Janka ein, der der etatmäßigen Nummer eins den Rang abgelaufen hat. Während das Unterzahlspiel mit einer Erfolgsquote von mäßigen 71,43 Prozent ausbaufähig ist, kann sich der Überzahl-Wert (23,08) sehen lassen.
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