Eishockey

Die große Depression bei den Adlern Mannheim

Nach dem verpatzten Viertelfinalauftakt gegen die Kölner Haie müssen sich die Adler Mannheim einmal mehr zusammenraufen. Sie sind noch nicht im Play-off-Modus

Von 
Christian Rotter
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Adler-Angreifer Markus Eisenschmid (links) bekommt von Kölns Maximilian Glötzl eingeschenkt. © Sörli Binder

Mannheim. Vom zarten Pflänzchen Play-off-Euphorie war am Dienstagabend wenig geblieben. Nach den beiden Siegen zum Hauptrundenabschluss gegen Ingolstadt und in Düsseldorf hatten die Fans der Adler Mannheim gehofft, ihr Team habe den Bock damit umgestoßen und würde nun mit breiter Brust in die K.o.-Runde starten. Diese Hoffnung wurde bitter enttäuscht. Nach der 0:4-Niederlage gegen die Kölner Haie zum Auftakt der Viertelfinalserie machte sich in der SAP Arena depressive Stimmung breit.

„Wir waren nicht schlau genug und sind nicht konsequent in unserem System geblieben“, versuchte sich David Wolf in einer ersten Analyse. Der 33-Jährige sprach Dinge kritisch an, die in der aktuellen Saisonphase sitzen müssen, um erfolgreich zu sein. Dinge, die man lernen kann, die kein Hexenwerk sind.

„Wir müssen nach einem fliegenden Wechsel mit dem dritten Stürmer höher bleiben. Du kannst in den Play-offs keine Geschenke verteilen. Die werden eiskalt ausgenutzt“, betonte Wolf, dem auch das Verhalten beim Bully missfiel: „Jeder weiß, was er zu machen hat. Wir bekommen allerdings die Scheibe nicht tief. Stattdessen laufen wir in einen Konter.“

Lerneffekt bleibt aus

Auf die Frage, warum die Adler diese Fehler immer wieder machen und ein Lerneffekt bislang ausgeblieben ist, blieb der Routinier eine Antwort schuldig: „Ich kann mir das auch nicht erklären.“

Fakt ist: Die Haie haben erst einen Sieg eingefahren. Um ins Halbfinale der Deutschen Eishockey Liga einzuziehen, sind vier nötig. Spiel zwei findet am Freitag (19.30 Uhr) in Köln statt. Noch ist zwar vieles möglich, die Darbietung am Dienstag hat aus Mannheimer Sicht jedoch wenig Anhaltspunkte für eine Wende gegeben. Köln reichte eine kompakte Defensivleistung, um die Adler vom Tor fernzuhalten. Und im blau-weiß-roten Trikot war kein Spieler auszumachen, der voranging. Alle waren bemüht, einmal mehr drängte sich aber der Eindruck auf, dass jeder für sich spielt. Das Zusammenspiel blieb auf der Strecke. Die Offensive stellte die Produktion ein, die Defensive offenbarte große Lücken. Wo ist also der Strohhalm, an den sich Team und Fans klammern könnten? „Wenn du kein Tor schießt, kannst du nicht gewinnen. So einfach ist das“, sagte Trainer Bill Stewart. „Das war nicht unser Tag.“

Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht. Die Haie waren in allen wesentlichen Bereichen besser. David McIntyre traf im Powerplay zur frühen Führung (6.), Andreas Thuresson (23.), Carter Proft (24.) sowie erneut McIntyre (36.) zeigten mit ihren Toren eine Effektivität, die den Adlern komplett abging. Köln dominierte mit seinem Körperspiel. Auch das Torhüterduell, das vor dem Serienbeginn noch als Vorteil für Mannheim ausgemacht worden war, ging an die Domstädter. Mirko Pantkowski zeigte eine fehlerfreie Leistung, ohne glänzen zu müssen, bei den Adlern ersetzte Arno Tiefensee zu Beginn des Schlussabschnitts den glücklosen Felix Brückmann.

Ausführung stimmt nicht

„Wenn der Felix die Hand hebt und sagt, dass er zu 100 Prozent fit ist, dann kommt Felix ins Tor“, betonte Adler-Geschäftsführer Matthias Binder in der ersten Drittelpause im Interview mit MagentaSport. Dass Brückmann den Hauptrundenendspurt verletzungsbedingt verpasst hatte, war sicherlich kein Vorteil – dass einige Fans nach dem Treffer zum 0:4 fast schon hämisch reagierten, als der 32-Jährige einen Rückpass stoppte, ging aber gar nicht und war zum Fremdschämen.

Als Thomas Larkin nach den Gründen für den Play-off-Fehlstart gefragt wurde, wiederholte der Verteidiger das Wort „execute“ mehrfach. Die Adler hätten – eigentlich selbstverständliche – Dinge nicht richtig oder nicht mit der nötigen Konsequenz ausgeführt. Dass dies nicht einmal in der entscheidenden Saisonphase möglich ist, sagt alles.

Nicht zum ersten Mal haben sich die Adler in eine kritische Situation gebracht. Vor zwei Wochen hätte ihnen aber auch niemand beim Stand von 1:3 gegen Ingolstadt nach dem ersten Drittel zugetraut, dass sie dieses wichtige Spiel am Ende noch mit 6:3 gewinnen. Personell könnte sich etwas ändern. Eine Rückkehr des seit Mitte Februar angeschlagen fehlenden Korbinian Holzer ist nicht ausgeschlossen. Jordan Szwarz und Nigel Dawes werden im Viertelfinale aber eher nicht zurückerwartet.

Folgt auf die große Depression vom Dienstag am Freitag der Aufschwung?

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