Mannheim. Verrückt und nervenaufreibend – so lassen sich die vergangenen Tage und Wochen von Mark Katic wohl am besten umschreiben. „Welchen Wochentag haben wir heute? Freitag? Dann müsste es der Dienstag gewesen sein. Ja, es war der Dienstag“, antwortete der Verteidiger der Adler Mannheim auf die Frage, ob – und wenn ja wann – er denn inzwischen zum zweiten Mal Vater geworden sei. Vor knapp einer Woche erblickte also Töchterchen Zofia das Licht der Welt. „Alles hat sich ein bisschen gezogen. Ich bin jetzt aber froh und glücklich, dass alle gesund sind“, betonte der 32-Jährige am Freitag nach dem Training. „Und sie sind auch schon zu Hause.“
Katic muss nun den Spagat meistern, einerseits im Job Höchstleistung zu bringen und sich andererseits um seine junge Familie zu kümmern. Er ist froh, dass er den Kopf nun frei hat für die Play-offs, die für sein Team am Sonntag (15 Uhr/live bei ServusTV) mit dem Viertelfinal-Auftakt bei den Straubing Tigers beginnen. „Wir hatten in den vergangenen Tagen daheim familiäre Unterstützung. Das hat uns schon einmal sehr geholfen. Wir werden einen Weg finden, dass ich mich auf meine Arbeit bei den Adlern konzentrieren kann.“
Diese erfordert von Katic und seinen Teamkollegen Höchstleistung.
Leistungsteigerung ist notwendig
Die Blau-Weiß-Roten treffen in der Runde der besten Acht auf die im Hauptrundenendspurt heißeste Mannschaft. Die Tigers zogen in der Tabelle noch an den zu diesem Zeitpunkt strauchelnden Adlern vorbei auf Platz vier – und der garantiert Heimrecht im Viertelfinale. So müssen die Mannheimer zunächst am Pulverturm ran, die im bisherigen Saisonverlauf eine kaum eroberbare Festung für die Gästeteams war. Auch die Adler zogen zweimal den Kürzeren (2:4, 1:2). Trainer Bill Stewart interessiert diese Statistik nicht. „Die Tigers spielen in einem Old-School-Stadion, aber Eis ist Eis. Wir müssen für diese Herausforderung einfach bereit sein“, betonte der 64-jährige Italo-Kanadier, der vor zwei Wochen den entlassenen Pavel Gross an der Mannheimer Bande abgelöst und für einen Stimmungsumschwung gesorgt hat. „Bill Stewart kümmert sich sehr um jeden Einzelnen von uns“, bestätigte Stürmer Ruslan Iskhakov.
Auch bei den Leistungen auf dem Eis war ein Aufwärtstrend zu verzeichnen, dem in den Play-offs allerdings eine weitere Steigerung folgen muss, um nicht früher als erhofft die Koffer packen zu müssen. Ob die Zeit seit seiner Amtsübernahme der größte Gegner gewesen sei, fragte diese Redaktion Stewart bei der Pressekonferenz am Freitag. Schließlich standen dem neuen Coach mit seinen Assistenten Marcel Goc und Jochen Hecht nur zwei Wochen zur Verfügung, um für eine Trendwende zu sorgen. „Die Zeit wird zeigen, ob wir ein anderes Team geworden sind“, antwortete Stewart.
Mit den Tigers wartet jedenfalls ein Kontrahent, der auch nach den jüngsten Siegen gegen Titelverteidiger Eisbären Berlin vor Selbstvertrauen nur so strotzt und mit den Adlern ohnehin noch eine Rechnung offen hat. Vor einem Jahr sah die Mannschaft von Trainer Tom Pokel in der Viertelfinalserie schon wie der sichere Sieger aus, führte nach zwei Dritteln im entscheidenden dritten Duell bereits mit 3:0 – und musste im Sommer dann doch noch eine Enttäuschung verarbeiten.
Bereits 8500 Karten verkauft
„Wir haben eine großartige Trainingswoche hinter uns“, ist Katic guter Dinge. „Wir konnten zwar nicht an grundlegenden Dingen arbeiten, haben unser System aber aufgeräumt.“ Das wird auch wichtig sein, um sich gegen Straubing durchzusetzen. Die Tigers sind zwar nicht so tief besetzt wie die Mannheimer und müssen verletzungsbedingt definitiv auf Benedikt Schopper und Trent Bourque verzichten, sie haben aber andere Qualitäten. Über- und Unterzahl sind über jeden Zweifel erhaben, in Jason Akeson (24 Tore, 44 Vorlagen) stellen sie den Topscorer der gesamten DEL.
„Es wäre natürlich super, wenn wir gleich das erste Spiel klauen könnten“, würde Kapitän Denis Reul am liebsten mit einer Führung ins Heimspiel am Dienstag (19.30 Uhr) gehen. Für die Partie in der SAP Arena waren am Freitag bereits 8500 Karten verkauft. Sportmanager Jan-Axel Alavaara hofft, dass die Stimmung – wie beim 4:1 gegen Wolfsburg – überschwappen wird. „Gegen die Grizzlys waren die Fans unser sechster Feldspieler. So etwas kann eine Serie entscheiden“, betonte der Schwede.
Ruslan Iskhakov ist wohl nicht der Einzige, der gerne noch einen Monat Eishockey spielen würde. „Ich stehe vor meinen zweiten Play-offs in meiner Profikarriere. Mit TPS Turko gab es im vergangenen Jahr die Silbermedaille. Jetzt will ich Gold“, betonte der 21-jährige Angreifer und antwortete auf die Nachfrage, ob dies nach einer schwierigen Saison wirklich ein realistisches Ziel sei? „Klar, denn in den Play-offs kann alles passieren.“
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