Mannheim. Die zweite Heimniederlage in Folge hat sich für die Adler Mannheim auch in der Tabelle der Deutschen Eishockey Liga negativ ausgewirkt. Nach dem 2:4 am Freitag gegen Düsseldorf rangiert die Mannschaft von Trainer Pavel Gross nur noch auf dem dritten Platz, die Eisbären Berlin zogen mit dem 3:1 gegen die Kölner Haie vorbei. Die Wende soll nun am Sonntag (16.30 Uhr) in Ingolstadt gelingen.
Es brodelte in Pavel Gross. Der Adler-Coach gratulierte DEG-Trainer Harold Kreis fair zum Sieg, wollte in der Pressekonferenz aber zunächst kaum auf das eben Gesehene eingehen. Erst auf Nachfrage dieser Redaktion schilderte der 53-Jährige seine Sicht der Dinge – und wurde dabei mehr als deutlich. „Wir brauchen von jedem mehr. Jeder muss den unbedingten Willen zeigen“, forderte Gross. Um zu verdeutlichen, was er damit meinte, hätte er nach dem 2:4 gegen die DEG viele Szenen herauspicken können, er wählte die Entstehung des 0:1, das Brendan O’Donnell erzielte: „Wenn du schon nicht als Erster an der Scheibe bist, musst du wenigstens den Check zu Ende fahren.“ Doch da seine Schützlinge das nicht machten, hatte Alexander Ehl alle Zeit der Welt, um die Mannheimer Abwehr mit einem einzigen Pass auf dem falschen Fuß zu erwischen.
Im zweiten Drittel schienen die Adler nach dem 1:1 von Jordan Szwarz und dem 2:2 von Sinan Akdag zwar drauf und dran, die Partie an sich zu ziehen. Doch auf beiden Seiten der Eisfläche war ihr Auftreten unterm Strich einfach nicht gut genug. In der Offensive fehlten die Ideen, um sich gegen die defensivstarken Düsseldorfer durchzusetzen, in der Verteidigung gingen sie nicht mit der nötigen Kompromisslosigkeit zu Werke. Kein Wunder, dass DEG-Coach Harold Kreis zufrieden war: „Wir sind heute mit dem Mannheimer Druck sehr gut umgegangen, haben die Mitte zugemacht und sie auf den Außenbahnen gehalten.“
Sein Gegenüber betonte zwar, „positiv zu bleiben“. Gross konnte sich mit der Vorstellung seines Teams allerdings nicht arrangieren: „Wir dürfen nicht den Fehler machen zu glauben, dass wir unsere Gegner mit spielerischen Mitteln auseinandernehmen können. Wir müssen sie niederkämpfen und mehr laufen“, forderte der Coach, der die beiden Unterzahl-Gegentore heranzog, um seine Aussage zu unterfüttern: „Wir haben es zweimal trotz eines gewonnenen Bullys nicht geschafft, den Scheibe aus der Zone zu bringen. Der Wille, sie kompromisslos rauszuschießen, war einfach nicht da.“
Bei der Spielanalyse war Gross nicht zu widersprechen, sie traf ins Schwarze. Eine Erklärung oder gar eine Ursachenforschung blieb jedoch aus. Brauchen die Spieler, die ihre Corona-Infektion überstanden haben, noch einige Partien, um wieder in Wettkampfform zu kommen? Machen sich bei denen, die in der Zeit der vielen personellen Ausfälle viel gespielt haben, nun die Strapazen der vergangenen Wochen bemerkbar? Lehnen sich einige – vielleicht auch unbewusst – etwas zurück, weil jetzt wieder vier nominell starke Reihen zur Verfügung stehen? Diese Fragen wollte Gross nicht beantworten, sondern er betonte nur mehrmals, dass er Ausreden nicht gelten lasse.
Im Heimspiel gegen die DEG war auch Mark Katic ins Team zurückgekehrt. Der Kanadier mit kroatischen Wurzeln konnte erst seinen siebten DEL-Einsatz in dieser Spielzeit absolvieren. Zwei Verletzungen bremsten den Verteidiger zum Saisonstart aus, dann infizierte er sich mit Covid-19. „Ganz klar: Das ist mein bislang härtestes Jahr, seit ich das Adler-Trikot trage. Ich hoffe, dass ich das alles jetzt zurücklassen kann“, betonte der 32-Jährige. „Ich habe mich auf dem Eis ganz gut gefühlt, aber bei den kleinen Sachen schon gemerkt, dass ich eine ganze Zeit raus war. Aber das wird alles ganz schnell wieder kommen.“
Katic zeigte gegen die DEG einige gute Ansätze, setzte im ersten Drittel mit einem starken Pass Lean Bergmann in Szene, der aber am Tor vorbeischoss. Und Katic bestätigte den Eindruck, der sich von außen gewinnen ließ: In den entscheidenden Momenten fehlte den Adlern die Energie: „Wir müssen einen Weg finden, diese auch ohne unsere Fans zu kreieren.“
Mit seiner Kreativität an der Scheibe kann er einen wichtigen Beitrag leisten, um die Adler aus ihrem Loch zu holen. Denn eines betonte Katic im Gespräch mit dieser Redaktion mehrmals: Die lange Auszeit hat ihm gezeigt, wie sehr er seinen Sport liebt. „Ich habe das Stadion und meine Teamkollegen sehr vermisst. Ich fühle eine neue Leidenschaft in mir, denn ich habe gezeigt bekommen, dass du nie weißt, wann dein letzter Tag ist.“
Die Zeit in der Quarantäne sei nicht leicht gewesen. Seine kleine Tochter hielt Katic aber immerhin auf Trab. „Das war schon eine ziemlich große Herausforderung, weil ich ja nicht das Haus verlassen konnte.“
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