München. Arno Tiefensee ist niemand, der das Rampenlicht sucht. Aus diesem Grund hat der Torwart der Adler Mannheim nach dem 2:0-Erfolg im vierten Play-off-Viertelfinalspiel beim EHC München auch das TV-Interview direkt nach dem Spiel erst einmal abgesagt.
Dabei hätte der 22-Jährige am Sonntagabend gleich mehrere Argumente gehabt, um sich auch vor den Kameras entsprechend in Szene zu setzen. Immerhin feierte der Schlussmann seinen ersten Shutout in den Play-offs der Deutschen Eishockey Liga (DEL) und hatte somit einen großen Anteil daran, dass die Adler die Best-of-Seven-Serie egalisierten (2:2-Siege). Doch das ist nicht seine Art.
Arno Tiefensee nach Play-off-Sieg: „Der Serienausgleich ist das Wichtigste“
Gesprochen hat der 1,94 Meter große Torwart dann aber doch noch: „Kein Gegentor zu bekommen, ist natürlich ein sehr schönes Gefühl. Dafür braucht es aber noch andere Faktoren. Die Jungs vor mir haben defensiv einen super Job gemacht“, gab Tiefensee in der Mixed-Zone des Münchener SAP Garden das Lob direkt weiter und betonte: „Der Serienausgleich ist das Wichtigste.“
Dieser war einer deutlichen Leistungssteigerung der Adler vorausgegangen. Die Mannschaft von Cheftrainer Dallas Eakins zeigte nach zuletzt zwei deutlichen 2:5-Niederlagen in Spiel zwei und drei eine passende Reaktion. „Ich bin unheimlich stolz auf die Jungs. Wir haben gut auf den Körper sowie sehr clever gespielt – und zum richtigen Zeitpunkt die Tore geschossen“, freute sich Adler-Verteidiger Tobias Fohrler.
Adler Mannheim setzen ihre körperlichen Vorteile gekonnt ein
In der Tat verstanden es die Mannheimer am Sonntagabend, ihre körperliche Überlegenheit gekonnt wie fair einzusetzen. Auch der Forecheck war – vor allem im ersten und dritten Drittel – deutlich aggressiver und damit effizienter als noch in den Spielen zuvor. „Wir haben die Intensität aus dem dritten Drittel aus Spiel drei mitgenommen“, sagte Fohrler.
Das stimmt, allerdings mit einer entscheidenden Ausnahme: Die Mannheimer und Münchener ließen diesmal ihre Handschuhe an. Zu viele Strafzeiten wollte – im Gegensatz zu Spiel drei – kein Team riskieren. „Es war natürlich unser Ziel, von der Strafbank wegzubleiben, denn München hatte bisher ein sehr gutes Powerplay“, sagte Tiefensee.
München – Adler 0:2
- Drittelergebnisse: 0:1, 0:1, 0:0.
- Die Adler: Tiefensee – Fohrler, Kälble; Gawanke, Cicek; Gilmour, Jokipakka; Pilu – Reichel, Esposito, Hännikäinen; Plachta, Michaelis, Kühnhackl; Szwarz, MacInnis, Bennett; Proske, Loibl, Heim.
- Tore: 0:1 Michaelis (02:43), 0:2 Jokipakka (35:52).
- Schiedsrichter: Martin Frano und Marian Rohatsch.
- Zuschauer: 10.796 (ausverkauft).
- Strafminuten: München 8– Mannheim 6.
- Nächstes Spiel, 5. Viertelfinale: Adler – München (Dienstag, 19.30 Uhr).
Ein Rückstand, das wurde in Spiel vier nochmals deutlich, sollte unbedingt vermieden werden. Denn was in der bisherigen Serie der beiden ehemaligen Branchengrößen auffällt: In den ersten vier Partien holte immer die Mannschaft den Sieg, die den ersten Treffer erzielt hat. „Es ist natürlich positiv, in Führung zu gehen und nicht einem Rückstand hinterherlaufen zu müssen“, sagte Tiefensee mit Blick auf die frühe Mannheimer Führung durch Marc Michaelis (3.).
Adler verteidigen clever, München hadert mit Offensivleistung
Der Adler-Kapitän war im Powerplay per Rückhand zur Stelle, nachdem Münchens Torwart Evan Fitzpatrick den Schuss von Matthias Plachta in die Mitte abprallen gelassen hatte. „Dieses frühe 1:0 hat uns Selbstvertrauen gegeben“, unterstrich Stürmer Tom Kühnhackl, der erneut durch seinen großen Fleiß sowie seine intelligenten Entscheidungen positiv hervorstach.
Zwar klappte bei den Mannheimern nach der Führung bei Weitem nicht alles, doch sie verstanden es, die Münchener größtenteils aus den gefährlichen Zonen zu halten. Und falls der EHC doch mal direkt vor dem Tor auftauchte, fanden sie ihren Meister in Tiefensee. „Wir haben in der Offensive teilweise zu kompliziert gespielt, lieber noch mal den Pass statt den Schuss gesucht“, haderte Münchens Verteidiger Dominik Bittner mit der Vorstellung des EHC.
Wie es besser geht, zeigten die Adler: Nach einem gewonnenen Offensiv-Bully, zog Verteidiger Jyrki Jokipakka in der 36. Minute einfach mal ab. Maximilian Heim nahm Fitzpatrick die Sicht, wodurch der Puck nicht nur zum wichtigen 2:0 im Tornetz einschlug, sondern gleichzeitig auch den ersten Mannheimer Sieg in München seit Dezember 2021 besiegelte.
Dallas Eakins: „Es bleibt eine knappe Angelegenheit“
Denn dieser Treffer zeigte bei den Gastgebern Wirkung. Das Team von Cheftrainer Don Jackson offenbarte, dass es an Rückständen genauso zu knabbern hat wie die Adler bisher. „Es bleibt nach wie vor eine knappe Angelegenheit. Beide Teams sind ausgeglichen besetzt. Wenn München in den Forecheck kommt, haben wir Schwierigkeiten in der eigenen Zone. Und wenn wir gut forechecken, bekommt München Probleme“, merkte Eakins an und ergänzte: „Ich erwarte nach wie vor eine lange Serie.“
Weiter geht es bereits an diesem Dienstag (19.30 Uhr) in der Mannheimer SAP Arena. In Spiel fünf wollen sich die Adler die Serienführung zurückholen und sich somit den ersten Matchpuck im Viertelfinale sichern. „Jetzt ist es eine Best-of-Three-Serie“, richtete auch Tiefensee seinen Blick schon wieder nach vorn.
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