Mannheim. Max Moerstedt huscht immer noch ein breites Grinsen über das Gesicht, wenn er auf seine Goldmedaille blickt. „Wir haben etwas Unglaubliches erreicht, aber so richtig realisieren kann ich es noch nicht“, gibt der 17-jährige Stürmer der TSG Hoffenheim, der am 2. Juni zusammen mit der deutschen U-17-Fußball-Nationalmannschaft den Europameistertitel gewann, zu.
Der gebürtige Mannheimer, der nach wie vor in Oftersheim bei seiner Familie wohnt, sitzt einige Tage nach dem Titelgewinn auf einem Stuhl im Hoffenheimer Nachwuchsleistungszentrum (NLZ), auf dem Tisch vor ihm liegen die Goldmedaille und sein Trikot des deutschen U-17-Teams, Erinnerungsstücke für die Ewigkeit.
Erster Höhepunkt einer jungen Karriere
Beim Gespräch mit den anwesenden Medienvertretern wirkt er keinesfalls nervös, im Gegenteil: Seine Antworten sind flüssig sowie klar in der Aussage, wenn er über den bisherigen Höhepunkt seiner noch jungen Karriere spricht.
Max ist ein mental sehr starker und ehrgeiziger Spieler, der schon sehr gut mit Drucksituationen umgehen kann, sowohl auf dem Platz, wie auch um ihn herum
Was auffällt: Moerstedt stellt dabei immer wieder die Mannschaft in den Mittelpunkt. „So ein Turnier zu spielen, ist für sich schon etwas Besonderes. Es dann noch zu gewinnen, war für uns alle der krönende Abschluss. Ich bin sehr stolz auf die komplette Mannschaft und alle, die drumherum mit ihr zu tun hatten. Das war von allen eine unglaubliche Willensleistung“, bilanziert der U-19-Bundesligaspieler.
Verschossener Elfmeter als Anreiz
Mit Portugal, Frankreich und Schottland erwischte die DFB-Auswahl eine starke Gruppe. Doch die Europameisterschaft hätte kaum besser starten können. Direkt zum Auftakt feierten Moerstedt und Co. einen 4:0-Erfolg über Portugal. Danach folgte trotz 0:1-Rückstand ein 3:1-Sieg über Frankreich. „Dieses Spiel innerhalb von zehn Minuten zu drehen, hat uns für den ganzen restlichen Turnierverlauf gestärkt, weil wir nun wussten, dass wir Tiefschläge wegstecken können“, sagt Moerstedt, der in beiden Partien in der Startelf stand, selbst aber keinen Treffer beisteuern konnte.
Im abschließenden Gruppenspiel gegen Schottland, in dem viele deutsche Spieler geschont wurden, kam Moerstedt beim 3:0-Erfolg von der Bank - und verschoss einen Elfmeter. Doch der 1,94 Meter große Mittelstürmer ist keiner, der nun in sich zusammensackt und den Kopf in den Sand steckt. „Der verschossene Elfmeter hat mich umso mehr gepusht, endlich in diesem Turnier zu treffen“, betont der Zwölftklässler der Sinsheimer Max-Weber-Schule.
Der Lohn: U-17-Nationaltrainer Christian Wück setzte weiter auf den schlaksigen Angreifer und brachte ihm im Viertelfinale gegen die Schweiz (3:2-Erfolg nach Elfmeterschießen) wieder von Beginn. Eine Entscheidung, die Moerstedts bisheriger U-19-Trainer bei der TSG Hoffenheim, Sebastian Schmitt, nachvollziehen kann. „Max ist ein mental sehr starker und ehrgeiziger Spieler, der schon sehr gut mit Drucksituationen umgehen kann, sowohl auf dem Platz, wie auch um ihn herum“, sagt Schmitt und hebt vor allem eine Eigenschaft bei seinem Schützling hervor, die bei den heutigen Stürmern immer mehr gefragt ist - eine hohe Flexibilität. „Er ist ein brutaler Teamplayer, der für seine Mitspieler sehr viele Wege macht und nicht nur über Tore oder jene, die er vorbereitet glänzt, sondern auch durch Räume, die er für seine Mitspieler öffnet“, unterstreicht Schmitt.
Vom SG Oftersheim zum Karlsruher SC
Und Moerstedt zahlte das Vertrauen vollends zurück. Traf der Stürmer gegen die Schweiz noch die Latte, war Moerstedt im Halbfinale gegen Polen (5:3-Sieg) zum zwischenzeitlichen 1:1 zur Stelle. „Ab den K.o-Spielen war ich voll im Turnier“, sagt der Gymnasiast, der schon sein ganzes Fußballerleben damit konfrontiert wird, sich durchzusetzen und an Herausforderungen zu wachsen. „Seitdem ich klein bin, spiele ich gegen Jungs, die zwei, drei Jahre älter sind als ich. Seitdem versuche ich immer, mit diesen mitzuhalten oder am besten noch besser zu werden“, sagt Moerstedt, den es schon früh von seinem Heimatverein, der SG Oftersheim, zum Karlsruher SC zog, ehe gar der große FC Bayern in der U 15 auf ihn aufmerksam wurde.
„Da war auch alles super, aber dann kam Corona“, sagt er. Selten Schule, kaum Training und vor allem nichts mit anderen Mitspielern unternehmen zu können, nagte an Moerstedt. Also zog es den Familienmensch zurück in die Heimat, spielte dort als U-16-Spieler in der U 17 der Hoffenheimer, und seit dem vergangenen Winter als U-17-Spieler in der U-19-Bundesliga Süd/Südwest. „Dadurch, dass er ständig gegen ältere gespielt hat und nach wie vor spielt, hat Max keinerlei Anpassungsprobleme und konnte somit sofort auf dem Niveau der U 19 agieren“, sagt Vereinstrainer Schmitt.
Träumen ja, blenden nein
All seine Eigenschaften halfen Moerstedt auch im Finale gegen Frankreich, auch wenn er bei dessen dramatischem Ende im Elfmeterschießen nicht mehr aktiv mitwirkte. „Am Ende haben unsere Mentalität und unser Zusammenhalt den Unterschied ausgemacht“, ist Moerstedt, der Teamplayer, überzeugt.
Träume für die Zukunft hat der 17-Jährige natürlich auch, immerhin ist das Profitum für jeden Fußball-Nachwuchsspieler, der es in die letzte Jahrgangsstufe eines Nachwuchsleistungszentrums geschafft hat, zum Greifen nahe. Doch blenden lassen möchte sich Moerstedt, der erst jüngst seinen Vertrag bei der TSG langfristig verlängerte und sich vor allem noch körperlich verbessern will, von dieser Verlockung nicht, lieber will er „Schritt für Schritt“ gehen. Seine Goldmedaille kann ihm ohnehin niemand mehr nehmen.
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