Fußball-Drittligist 1. FC Kaiserslautern

Am „Betze“ brennt’s lichterloh

Von 
Tobias Törkott
Lesedauer: 

Kaiserslautern. „Der 1. FCK ist nicht marode, er ist nur finanziell und sportlich angeschlagen.“ Die Worte René C. Jäggis, zwischen 2002 und 2005 Vorstandsvorsitzender und Präsident des 1. FC Kaiserslautern, sind mehr als 15 Jahre alt - und waren zu den damaligen Bundesliga-Zeiten eine totale Verniedlichung der prekären Lage. Im Jahr 2019 ist die Luft für die Bosse um Aufsichtsratschef Patrick Banf und Sportvorstand Martin Bader am Betzenberg noch dünner. Ein Überblick:

Sportliche Misere: 25 Punkte und Platz elf: Nach 20 Spieltagen hängt der FCK im Mittelfeld der Dritten Liga fest. Der Vorsprung auf Abstiegsrang 17 beträgt nur vier Zähler. Auf Relegationsrang drei fehlen zwölf Punkte - ein großer Rückstand. In der inkonstanten Liga ist alles möglich. Bader setzt auf Durchhalteparolen: „Unser Anspruch muss der maximale Erfolg sein.“

Finanziell in Schieflage: Knapp zwölf Millionen Euro, die für die kommende Spielzeit in der Dritten Liga fehlen, muss der FCK bis zum 1. März beim DFB nachweisen. Sonst erhalten die Pfälzer, die seit Sommer 2018 die Profimannschaft in eine Kapitalgesellschaft ausgegliedert hat, keine Lizenz. Allein 6,7 Mio. Euro stammen aus der zum 1. August 2019 fällig werdenden „Betze“-Anleihe - im Jahr 2013 konnten die Fans so in den FCK investieren. Weitere fünf Millionen fehlen an Liquiditätsmasse. Es droht die Insolvenz. Bader gab sich im Gespräch mit dem „Kicker“ dennoch optimistisch: „Es spricht alles dafür, dass wir [...] auf einem guten Weg sind. Sowohl für den Aufstieg als auch den Verbleib in der Liga.“Die Stadionmiete nagt ebenfalls am FCK - auch wenn der Verein aktuell nur 425 000 Euro pro Jahr zahlt. Die daraus folgenden finanziellen Einbußen der Stadiongesellschaft führten dazu, dass die Stadt die Grundsteuer erhöhen musste - das erregte die Gemüter in der Bevölkerung.

So soll Geld in die Kassen kommen: Um die fehlenden Millionen zu generieren, diskutieren die Bosse über drei Szenarien: Eine zweite Fan-Anleihe, der Einstieg von Investoren oder ein Zwischenkredit bei einer Bank. Szenario eins, eine erneute Fan-Anleihe, um die auszuzahlende gegenzufinanzieren, nutzten auch der 1. FC Köln und der Hamburger SV. Bei Szenario zwei gibt es nach Informationen des Blogs „Der Betze brennt“ vier Säulen: Zum einen stille Gesellschafter, Fans und Mitglieder, sowie regionale Geldgeber mit mindestens 100 000 Euro Investitions-Volumen. Den Verkauf dieser Anteilspakete soll die Führungsebene favorisieren. Säule Nummer vier, der Ankerinvestor, steht noch nicht. Noch im Januar soll es nach SWR-Informationen weitere Gespräche mit Groß-Investoren geben, die Geschäftsführer Michael Klatt zufolge, das „Stadionthema lösen wollen“. Banf gibt zu: „Uns würde jeder Investor helfen.“ Kurzfristige, finanzielle Entlastung, wie bei Szenario drei, sollen Kredite von Banken bringen. Bei diesen Zwischenfinanzierungen fällt häufig der Name Internationales Bankhaus Bodensee aus Lindau. Das Kreditinstitut hat bereits den HSV unterstützt.

Das Umfeld: In der Pfalz ist die Bedeutung des Clubs spürbar. Im Schnitt erklimmen 23 351 Fans pro Spieltag den Betzenberg. Doch in der Führungsebene brodelt es: Kurz nach der Jahreshauptversammlung im Dezember wurde der Vereinsvorsitzende Rainer Keßler seines Amtes enthoben. Zuvor hatte er sich beschwert, keine Infos über potenzielle Investoren erlangt zu haben. Aufsichtsratschef Banf zeigte sich darüber irritiert. Bader sprach von „Kratzern“, die der Verein erhalten habe.

Regressansprüche: Im Dezember informierte der FCK über eine von Aufsichtsratsmitglied Jochen Grotepaß geführte Analyse wegen möglicher Regressforderungen an die Ex-Vereinsbosse Stefan Kuntz oder Fritz Grünewalt. Resultat: Deren Handlungen waren moralisch fragwürdig, juristisch aber in Ordnung.

Vorbereitung und Personal: Im Team droht Unruhe: Torwart-Routinier Wolfgang Hesl, der den 1:0-Sieg in Meppen (19. Spieltag) festhielt, könnte für Junioren-Nationalkeeper Lennart Grill weichen. Noch-Kapitän Florian Dick wird mit der Rolle als Bankwärmer nicht ewig zufrieden sein. Trainer Sascha Hildmann will im Trainingslager an der Taktik feilen. Mangelhaft ist die Offensive mit 23 Toren. Bader erklärte im „Rheinpfalz“-Interview, dass man „genügend Spieler mit offensiven Qualitäten“ habe - ein möglicher Trugschluss! Über Neuzugänge soll noch im Laufe des Monats nachgedacht werden. (obit)

Volontariat

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen