Lampertheim. Lange hat das fast komplett neu formierte erste Herrenteam des Tischtennis-Clubs (TTC) Lampertheim nicht gebraucht, um sich in der heimischen Sedanhalle zu akklimatisieren. „Das Freitagstraining hat etwas früher angefangen und ging etwas früher zu Ende“, berichtete Vereinsvorsitzender Uwe van gen Hassend von einem spontanen „Kameradschaftsabend“, bei dem sich die Mannschaftsmitglieder „ganz bodenständig, ohne Allüren“ im Umgang mit den anderen TTC-Aktiven präsentierten: „Das sind wirklich gute Jungs.“ Sportlich fand sich Lampertheims „Erste“ ebenfalls sofort zurecht: Mit einem 6:1-Heimsieg über den TSV Schwarzenbek feierten die Südhessen ein nahezu perfektes Comeback in der 3. Bundesliga Nord.
Im Duell mit dem Drittliga-Dino aus dem hohen Norden machten die TTC-Herren keine Gefangenen. Das spanische Spitzendoppel Miguel Pantoja/Norbert Tauler fertigte Daniel Lindsö/Samuel Albrecht in vier Sätzen ab. Im Doppel 2 mussten sich Marc Gutierrez und Timothy Falconnier, der nach einer Ellbogen-OP Mitte 2024 im Doppel zu erster Spielpraxis in Lampertheim kam, den Spreckelsen-Brüdern Frederik und Moritz in drei Sätzen geschlagen geben. Danach wurde es deutlich: Pantoja feierte zwei Drei-Satz-Erfolge an Position eins, Tauler besiegte TSV-Spitzenmann Frederik Spreckelsen in vier Sätzen. Spannung kam vor allem im hinteren Paarkreuz auf: Gutierrez setzte sich erst im fünften Satz mit 11:9 gegen Albrecht durch, Rogelio Castro benötigte vier Durchläufe gegen Moritz Spreckelsen.
TTC: Mit Pantoja und Tauler wohl ein Titelkandidat
Den Kantersieg wollte van gen Hassend allerdings sofort realistisch eingeordnet wissen. „Würden wir immer mit Pantoja und Tauler an Position eins und zwei antreten, würde ich sagen, dass wir um die Meisterschaft spielen würden“, sprach der langjährige TTC-Boss von einem „klaren Favoritensieg“. Pantoja und Tauler werden wohl nur noch bis Oktober für Lampertheim spielberechtigt sein, wenn die Saison in Spaniens erster Liga losgeht.
Mit Pantoja verabschiedet sich dann der letzte fitte Leistungsträger aus jenem Kader, der in der abgelaufenen Runde knapp den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga verpasste. Alvaro Gainza wird sich im Herbst voraussichtlich einer zweiten Hüft-OP unterziehen müssen – und damit möglicherweise für die komplette Spielzeit ausfallen. Sobald also Pantoja und Tauler ihren Profiverträgen in Spanien nachgehen, muss es mit Gutierrez, Castro, Falconnier und Milo de Boer eine Formation richten, die dann ausschließlich aus Neuzugängen bestehen wird. Wobei der rekonvaleszente Falconnier, der seit März 2024 keinen Wettkampf mehr bestritten hatte, noch längst nicht bei 100 Prozent ist.
Trotz dünner Personaldecke: van gen Hassend macht sich keine Sorgen
Sorgen macht sich van gen Hassend jedoch nicht. „Wir haben wahrscheinlich nicht die Qualität der Meistermannschaft 2024. Platz fünf oder sechs sollte es aber schon sein. Deshalb war dieser Auftaktsieg ganz wichtig“, erklärte er. „Mindestens fünf, sechs Teams“ traue er die Meisterschaft zu, sagte van gen Hassend weiter. Seinen TTC hob er dabei nicht explizit hervor. Eine gute Rolle traut der 64-Jährige seinen Jungs indes allemal zu. „Platz drei oder vier wäre optimal“, betonte er. Mehr macht van gen Hassend auch von Saisonverlauf und Momentum abhängig. „Wir müssten es schaffen, an einem guten Tag mit unseren Zuschauern vielleicht auch mal einen Großen zu ärgern“, meinte der TTC-Chef – der lieber von einem „Jahr der Orientierung nach dem unglücklichen Abstieg“ spricht.
An der Unterstützung vom Spielfeldrand wird es wie schon in den vergangenen Saisons wohl nicht scheitern. Obwohl der TTC seinen Ligaauftakt nicht wie gewohnt am frühen Sonntagnachmittag bestreiten durfte und in Lampertheim zeitgleich der Spargellauf mit über 1100 Teilnehmern stieg, kamen 85 Zuschauer in der Sedanhalle vorbei. „Für einen Samstagabend ist das eine sehr gute Zuschauerzahl für uns“, befand van gen Hassend. Schon die Fahrt zur ersten Runde des DTTB-Pokals nach Köln im August hatten 15 Fans mit angetreten – und das, obwohl der TTC gegen die Zweitligisten 1. FC Köln und Union Velbert krasser Außenseiter war.
Nächster Gegner Füchse Berlin: „ein anderes Kaliber“
Auf einen harten Kern, der jede Fahrt mitmacht, wird der TTC sicher auch beim ersten Auswärtsmatch der Saison setzen können – auch wenn die logistischen Voraussetzungen für die Partie bei Füchse Berlin am Samstag, 20. September (17 Uhr), sicher nicht die besten sind. „An dem Wochenende findet in Berlin die Internationale Funk-Ausstellung statt. Entsprechend teuer sind die Unterkünfte“, erläuterte van gen Hassend, warum der TTC-Tross das Gastspiel in der Hauptstadt ohne Übernachtung plant.
Das Team aus Berlin-Reinickendorf werde „ein anderes Kaliber als Schwarzenbek, das wohl gegen den Abstieg spielen wird“, sagte van gen Hassend – und hob Lennart Wehking, den neuen Spitzenspieler und Spielertrainer der Füchse, hervor: „Er hat lange für den 1. FC Köln in der 2. Bundesliga gespielt und war zuletzt bei TuS Celle, dem amtierenden Vizemeister der 3. Liga Nord.“ Ein Sieggarant ist der 40-Jährige jedoch nicht, wie Berlins 3:6-Auftaktniederlage gegen Aufsteiger TTC Bad Hamm unterstreicht. Vor dem Heimspiel gegen Union Velbert II am 5. Oktober will Lampertheim deshalb möglichst nachlegen.
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