Mannheim. Die Fußballer des FC Türkspor Mannheim absolvierten am Dienstagabend ein Testspiel beim Oberligisten und Nachbarklub VfR Mannheim. Coach Serif Gürsoy war mit der Leistung seiner Mannschaft gegen die Rasenspieler trotz der 1:7-Niederlage sehr zufrieden. „Wir hatten ja zuvor erst eine Trainingseinheit. Wenn wir in der ersten Hälfte den Elfmeter zum möglichen 1:1 verwandeln, dann hätten wir vielleicht etwas länger durchhalten können. Der VfR hatte allerdings einen klaren Fitnessvorteil.“ Das viel wichtigere Thema am Dienstag beim Landesligisten war allerdings der 2:1-Erfolg der türkischen Nationalmannschaft im abschließenden Achtelfinale der Fußball-Europameisterschaft über Österreich.
„Das war eine große Überraschung“, befand Gürsoy, der betonte: „Die türkische Elf hat im ersten Durchgang die Österreicher überhaupt nicht in ihr Spiel kommen lassen. In der zweiten Hälfte war Österreich zwar besser, aber dann gehört auch Glück dazu und das hatte die Türkei. Zudem haben sie unglaublich gut verteidigt und stehen hochverdient im Viertelfinale.“ Dort wartet die Niederlande. „Die Türkei wird seit der Niederlage gegen Portugal und der zuvor schlechten Stimmung immer besser“, staunt Gürsoy und glaubt: „Wenn sie so wie gegen Österreich spielen, gewinnen sie auch dieses Spiel. Es kommen auch wieder Stammspieler zurück.“
Wie vor allem Hakan Calhanoglu. Der 30-Jährige von Inter Mailand, der in Mannheim geboren ist und auch beim FC Hochstätt Türkspor und Turanspor in jungen Jahren spielte, war gegen Österreich noch gesperrt. Gegen die Niederlande ist er wieder mit dabei. „Die türkischen Fußballvereine in Mannheim kennen sich alle gut, natürlich ist Hakan Calhanoglu, gerade auch durch seinen Vater, auch hier beim FC Türkspor Mannheim sehr gut bekannt und wir drücken ihm alle die Daumen“, sagt Gürsoy, der wie am Dienstag auch am Samstag wieder im Türkspor-Clubhaus das Viertelfinale schaut. „Hier ist immer gute Stimmung“, sagt er.
Auch beim FC Hochstätt Türkspor wurde nach dem Sieg gegen Österreich gefeiert. „Es waren 70 bis 80 Leute bei uns im Clubhaus, diesmal nicht so viele Kinder, weil am Mittwoch Schule war. Aber dafür rechnen wir für Samstag mit vielen jungen Leuten“, sagt Nuri Tanis, der Erste Vorsitzende des FC Hochstätt.
„Endlich können sich die Leute mal wieder über etwas freuen“
Auch für ihn ist der bisherige EM-Verlauf der Türkei überraschend. „Wie die Türkei gegen Österreich gekämpft hat, war toll. Nach dem Spiel sind einige von uns hier direkt vom Clubhaus nach Mannheim gefahren, um beim Autokorso mitzumachen.“ Nuri betont: „Endlich können sich die Leute mal wieder über und auf etwas freuen. Sonst ist ja soweit man schauen kann, immer alles negativ. Die EM macht endlich wieder gute Stimmung.“
Theoretisch wäre ja sogar ein Finale Deutschland gegen die Türkei möglich. Nuri Tanis sieht die DFB-Auswahl übrigens am Freitag in ihrem Viertelfinalspiel gegen Spanien als Favorit. „Wir“, sagt er, „spielen sehr gut. Das erinnert mich an meine Generation um Rudi Völler.“ Die wurden bekanntlich 1990 Weltmeister. Tanis und wohl viele andere Deutsch-Türken in Mannheim drücken deshalb in den nächsten beiden Tagen gleich zweimal ganz fest die Daumen. Am Freitag Deutschland – und am Samstag natürlich der Türkei.
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