Mannheim. Laura Philipp, die momentan beste Triathletin der Welt, durfte nach dem Sieg bei der Challenge Roth zwar als Erste die Beine hochlegen, Feierabend hatte die 38-jährige Ausnahmesportlerin aber noch lange nicht. Die Tradition in der Ausdauersportart sieht es vor, dass die Siegerin kurz vor Mitternacht auch dem letzten ins Ziel kommenden Athleten die Ehre erweist, und diesen durch ihre Anwesenheit förmlich über die Ziellinie trägt. So erhielten die Altersklassen-Athleten bei ihrem Eintreffen im Triathlon-Stadion nicht nur frenetischen Beifall für ihr Durchhaltevermögen, sondern auch ihre Finisher-Medaille von der erstmaligen Roth-Gewinnerin Philipp um den Hals gehängt.
Ein Prozedere, das für die Heidelbergerin immer mehr zur Gewohnheit wird. Bereits als Ironman-Weltmeisterin in Nizza 2024, als Europameisterin in Hamburg Anfang Juni und nun Anfang Juli im fränkischen Triathlon-Mekka durfte Philipp aus diesem erfreulichen Grund Überstunden einlegen. Nach den zwei Langdistanzen in Hamburg (Endzeit 8:03,13 Stunden) und Roth (8:18,18 Stunden) über jeweils 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen innerhalb von nur fünf Wochen hat die in Neckargemünd lebende Philipp ihrem Körper aber jetzt erst einmal eine Auszeit verordnet.
Bundesligaeinsatz beim Soprema-Team des TSV Mannheim noch offen
„Nach Roth lasse ich es ein bis zwei Wochen etwas ruhiger angehen und bin in der Saisonpause. Dann beginnt die Hawaii-Vorbereitung“, sagte Philipp am Rande der Pressekonferenz des Mannheimer Frauenlaufs, für den die Triathletin des TSV Mannheim als Botschafterin fungiert. Eine Titelverteidigung bei der Ironman-WM, die in diesem Jahr am 11. Oktober wieder auf Hawaii stattfindet, würde ihr bereits jetzt herausragendes Triathlon-Jahr zu einem für die Geschichtsbücher machen.
Wie es in den nächsten Wochen für die Heidelbergerin weitergeht, ist noch unklar. Ein Einsatz für das Soprema-Team des TSV Mannheim in der Bundesliga scheint möglich, auch wenn dort nur sehr kurze Distanzen bewältigt werden müssen. „Es ist ein ganz anderes Rennen, weil es kein Windschattenverbot beim Radfahren gibt. Da müssen wir gut schauen, wie das reinpasst. Ich bin mir sicher, dass die Mädels das auch ohne mich gut schaffen, aber es wäre schön, wenn ich das Team unterstützen kann“, so Philipp, die diesbezüglich noch keine finale Entscheidung getroffen. Der zweite Wettkampftag der Saison findet am 20. Juli in Tübingen statt.
Auf der Langdistanz nimmt das Frauen-Team des TSV ohnehin schon eine Ausnahmestellung ein. Auch Philipps Teamkolleginnen Merle Brunnée (6. in Roth) und Laura Jansen haben sich für die WM qualifiziert.
„Ich glaube, es ist gut für die beiden, zu sehen, wie weit ich es geschafft habe. Zu Beginn meiner Karriere habe ich auch noch gearbeitet und mich einfach Stück für Stück verbessert“, sagte Philipp und ergänzte: „Auf diesem Weg sind die beiden auch. Ich bin gespannt, ihre Entwicklung in den nächsten Jahren zu verfolgen.“ Die amtierende Weltmeisterin freut sich darüber, Aushängeschild und gleichzeitig Teil eines so starken Vereins zu sein.
Laura Philipp lotet noch ihre Grenzen aus
In Roth gelang es Philipp, die in der Woche vor dem Wettkampf noch krank war, noch nicht, als erste Triathletin unter der magischen Acht-Stunden-Marke zu bleiben. Die 38-Jährige lotet noch aus, was alles möglich ist. „Mein Trainer Philipp Seipp gibt mir im Vorfeld anhand der Analyse meiner Trainingsleistungen mit, in welchem Tempobereich ich mich an dem Tag bewegen kann. Ganz viel hängt aber auch von der Tagesform ab“, erläuterte Philipp.
In Hamburg habe sie es laut eigener Aussage „ziemlich überzogen“. Auch, wenn es letztlich gut gegangen ist. „Häufig ist das angenommene Limit gar nicht dort, wo es ist. Das ist auch das Spannende, mit Blick auf das Aufstellen einer Weltbestzeit. Man wird durch die Konkurrenz so gepusht, dass man für sich selbst die Grenzen etwas verschiebt“, erklärte Philipp.
Philipp nach der Karriere: „Sehe mich beim Mannheimer Frauenlauf“
Bliebe noch eine Frage zu beantworten: Wird Philipp in fortgeschrittenem Alter irgendwann auch mal von der schnellsten Profi-Triathletin im Zielbereich empfangen?
„Darüber habe ich noch nicht nachgedacht, aber wahrscheinlich werde ich nach Ende meiner Profikarriere keine Triathlon-Wettkämpfe mehr machen. Es wäre ungerecht gegenüber den Altersklassen-Athleten, wenn ich da mit meiner Profivergangenheit starte. Zudem würde ich mich nach meiner erfolgreichen Karriere immer mit meinen früheren Leistungen vergleichen“, sagte Philipp und ergänzte: „Ich sehe mich da eher bei einem Trail-Lauf oder beim Mannheimer Frauenlauf. Diesen zu unterstützen und mit Freude daran teilzunehmen, könnte ich mir zukünftig gut vorstellen. Aber ausschließen möchte ich es auch nicht.“
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/sport/lokalsport_artikel,-lokalsport-mannheim-weltmeisterin-laura-philipp-vom-tsv-mannheim-legt-nach-herausragendem-jahr-eine-_arid,2316714.html