Mannheim. Die Stimmung war gelöst im Presseraum des Carl-Benz-Stadions. Es wurde gelacht und geflachst. Waldhof-Co-Trainer Michael Boris, der in Budapest lebt, und Pressesprecher Yannik Barwig diskutierten über die Chancen Ungarns in der deutschen Vorrundengruppe bei der EM, Chefcoach Marco Antwerpen verfolgte den Wortwechsel mit einem süffisanten Lächeln. Wie angenehm das Leben im Fußballgeschäft doch sein kann, wenn der Klassenerhalt geschafft ist.
„Es war ein befreiendes Gefühl. Wenn man ein Ziel erreicht hat, ist man natürlich sehr glücklich und zufrieden“, sagte Antwerpen kurz danach im offiziellen Teil der Pressekonferenz vor dem letzten Saisonspiel in der 3. Liga bei Erzgebirge Aue (Samstag, 13.30 Uhr). Durch den 4:2-Sieg gegen den SV Sandhausen fahren die Mannheimer sorgenlos in den Osten. Es fühlt sich ein bisschen nach einem Freundschaftskick unter Wettbewerbsbedingungen an.
Die Verlängerung wird um 18:04 Uhr verkündet
Viel wichtiger ist längst, was in der kommenden Saison beim SVW passieren wird. Und da gab es am Donnerstag gleich zwei Weichenstellungen. Fangen wir chronologisch mit der letzten Nachricht an: Um 18:04 Uhr, die Pressekonferenz war knapp vier Stunden vorbei, teilten die Kurpfälzer über ihre Kanäle mit, dass Retter Antwerpen den Waldhof weiterhin betreuen wird. Dem Vernehmen nach erhält der 52-Jährige genau wie sein Assistent Frank Döpper einen Zwei-Jahres-Vertrag.
„Marco und Frank haben in der täglichen Arbeit gezeigt, dass sie genau wissen, wie man eine Mannschaft zu führen hat. Auch in kritischen Situationen haben beide die Ruhe bewahrt und die richtigen Maßnahmen getroffen. Es war dementsprechend keine schwierige Entscheidung, den Vertrag mit beiden zu verlängern“, sagte Anthony Loviso, Technischer Leiter Sport.
Schon beim Pressegespräch am frühen Nachmittag hatte Antwerpen die sich abzeichnende Übereinkunft mit dem SV Waldhof angedeutet. „Ich bin sehr glücklich und zufrieden hier. Wir sind in sehr guten Gesprächen und müssen nur noch ein paar Details klären und schauen, dass wir dann irgendwann etwas verkünden können“, sagte der 52-Jährige da.
Was will Antwerpen mit dem SVW erreichen?
Der Fußballlehrer aus Unna erzählte zu diesem Zeitpunkt auch schon ein bisschen, wie er sich die Zukunft beim SVW vorstellt. Im Hotel will er wohnen bleiben („Die Situation wird sich dann wahrscheinlich auch nicht ändern“) und den stabilen Aufwärtstrend aus dem Frühjahr mit in die neue Saison nehmen. „Wenn man sich die letzten zehn Spiele anschaut, haben wir da gepunktet wie eine Mannschaft, die im oberen Bereich steht, unter den Top 3. Dementsprechend versuchen wir, etwas auf die Beine zu stellen. Wir wollen etwas erreichen mit dem Verein, das steht außer Frage“, bekundete Antwerpen. Das Ziel Aufstieg zu formulieren, verbiete sich mit Blick auf die Mechanismen in der qualitativ dichten 3. Liga. Aber: „Wir wollen unseren Weg fortsetzen. Intensive Arbeit lohnt sich immer und macht sich dann am Ende auch bezahlt“, meinte Antwerpen.
Bereits eine Stunde vor der Pressekonferenz hatte der Waldhof eine andere bedeutsame Nachricht versandt, die so erwartet worden war, aber dennoch für viel Freude im Umfeld sorgt. Kapitän Marcel Seegert hat seinen auslaufenden Vertrag verlängert und bleibt dem Verein als Publikumsliebling und Ankerspieler in der Defensive erhalten.
„Cello verkörpert den SV Waldhof Mannheim nicht nur mit seinen Worten. Er schafft es, auf dem Rasen einen ganzen Verein zu symbolisieren“, sagte Sportdirektor Loviso über den 30-jährigen Mannheimer, der schon über 300 Mal für den SVW gespielt hat. Seegert habe einen mitentscheidenden Anteil am Klassenerhalt. „In der Rückrunde ist er vorausgegangen und hat nicht nur auf dem Rasen konstante Leistungen gezeigt. Er hat zudem die Kabine zusammengehalten und dafür sind wir ihm als Verein sehr dankbar“, meinte Loviso.
Überraschende Entwicklung bei Analyst Michael Boris
Seegert selbst gab die warmen Worte gerne zurück. „Jeder, der mich kennt, weiß, was mir dieser Verein und diese Stadt bedeutet. Ein besonderer Dank gilt unseren Fans, die nicht nur mich, sondern die ganze Mannschaft in der Endphase der Saison unfassbar unterstützt haben. Wir haben der ganzen Liga gezeigt, wozu der Waldhof in der Lage ist“, sagte „Cello“. Nach dem kräfte- und nervenzehrenden Existenzkampf in dieser Spielzeit wolle er dabei mithelfen, dass sein Herzensverein ab dem Sommer wieder eine „sorgenfreie Saison“ spielt.
Zwei richtungsweisende Waldhof Personalien sind damit geklärt, und sogar ein weiteres eher unerwartetes Ja-Wort ist auf einmal denkbar. Denn Cheftrainer Antwerpen kann womöglich weiterhin auf die Zuarbeit des mit ihm befreundeten Spielanalysten bauen. Denn wie der SVW-Coach am Donnerstag überraschend andeutete, könnte Michael Boris dem SVW als zweiter Co-Trainer über diese Saison hinaus erhalten bleiben. „Wir haben jemanden dazubekommen, der für die Position überqualifiziert ist und sind sehr froh, dass wir ihn haben. Aber er hat auch schon signalisiert, dass er sich das auch weiter vorstellen könnte“, sagte Antwerpen. Boris hat offenbar genauso viel Gefallen am SV Waldhof gefunden wie Antwerpen und Co-Trainer Frank Döpper. Bei der Europameisterschaft arbeitet der Bottroper hinter den Kulissen als ARD-Experte. Dann wird man sehen, wie sich Ungarn beim Turnier schlägt.
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