Mit dem früheren Waldhof-Verteidiger Michael Schultz hat sich André Becker schnell angefreundet. „Wir machen viel privat zusammen. Das hat aber nichts mit unserer Mannheimer Vergangenheit zu tun. Es hat sich einfach so ergeben, dass wir sehr oft in derselben Gruppe unterwegs sind“, sagt der aus Heidelberg stammende Stürmer von Viktoria Köln über seinen Teamkameraden. Auch sportlich sieht Becker vor dem Kölner Drittliga-Heimspiel gegen den SV Waldhof am Sonntag (13 Uhr) eine „Verstärkung“ in Schultz, der 2019 zu den Mannheimer Aufstiegshelden gehörte: „Er bringt einiges an Erfahrung mit, hat lange für den Waldhof gespielt, kennt die Abläufe dort und auch einen Teil der Mannschaft.“
Doch wo steht Becker selbst? Der ehemalige Waldhof-Junior hatte in der Saison 2019/20 für Furore gesorgt. Im Juli 2019 half der Deutsch-Brasilianer, der bis dato für die Reserve des FC-Astoria Walldorf in der sechstklassigen Verbandsliga Nordbaden aktiv war, in der ersten Mannschaft aus - und avancierte mit 20 Toren in 22 Spielen zum Torschützenkönig der Regionalliga Südwest. Der Lohn: Statt wie geplant ein Masterstudium anzugehen, unterschrieb Becker im Sommer 2020 einen Dreijahresvertrag bei Zweitligist Jahn Regensburg. Danach wurde es ruhiger um den mittlerweile 26-Jährigen. In eineinhalb Jahren in Regensburg kam Becker auf 31 Liga-Einsätze, blieb aber torlos. „Wenn man die Einsatzzeiten runterrechnet, sind das vielleicht drei oder vier Spiele über 90 Minuten“, ordnet Becker die Zahlen ein.
Groll hegt er aber nicht. Vor dem Wechsel nach Regensburg musste Becker lockdownbedingt fast fünf Monate ohne Mannschaftstraining überbrücken. „Plötzlich Profifußball in der 2. Liga zu spielen, ist natürlich etwas anderes“, erinnert sich der Heidelberger, der deshalb lieber von einer „guten und wichtigen Erfahrung“ spricht: „Es war ein großer Sprung, vor allem als fast Berufstätiger, der Fußball quasi noch als Nebenbeschäftigung hatte.“
Verletzungen sind Geschichte
Für die Leihe zu Drittligist Würzburger Kickers entschied sich Becker Anfang 2022 „bewusst“, wie er erklärt. Doch nach einem vielversprechenden Start mit zwei Toren in sechs Partien setzte ihn ein Innenbandriss im linken Knie im Februar für den Rest der Saison außer Gefecht. Dieselbe Verletzung ereilte ihn kurz nach seiner Unterschrift in Köln im Sommer in einem Test gegen Fortuna Sittard erneut.
„Es ist alles bestens auskuriert. Ich habe keinerlei Probleme“, beteuert Becker, der sein Debüt im Viktoria-Trikot im Oktober mit einem Treffer vergoldete. Im Profilager wähnt sich der 1,97 Meter große Senkrechtstarter längst angekommen: „Das Mindset habe ich angenommen. Schade war, dass mein erstes Jahr eine Corona-Saison war. Im zweiten Jahr war ich fast nur verletzt. Eigentlich beginnt das Fußballprofidasein für mich erst jetzt richtig.“
Bei Viktoria Köln betrachtet er die Voraussetzungen dafür als ideal: „Das Familiäre hier hat mich sehr angesprochen. Ich brauchte ein Trainerteam, das meine Werte kennt und schätzt und auf mich baut.“ Unter Trainer Olaf Janßen bekommt Becker das gewünschte Vertrauen. Nach neun Einsätzen steht der 26-Jährige bei drei Saisontoren. Seit Ende Oktober stand er in fünf von sechs Ligaspielen in der Startelf. Eine Toranzahl hat sich Becker nicht vorgenommen. „So viele wie möglich“, meint er nur entspannt. Eine andere Marke ist Becker mit Blick auf das Waldhof-Spiel wichtiger: „Wir wollen den Abstand zum oberen Tabellendrittel einigermaßen klein halten und die für uns wichtige 30-Punkte-Grenze reißen.“
Vor dem Rückrundenstart liegt Köln fünf Punkte hinter dem SVW auf Platz zehn. Nach einer Serie von vier Siegen vor der Pause erwischten die Rheinländer in Osnabrück (1:3) und gegen Saarbrücken (0:2) einen schwachen Start ins neue Jahr. Gegen Mannheim wolle die Janßen-Elf wieder ihre „Basics“ zeigen, betont Becker, der sein letztes A-Jugendjahr bei den „Buwe“ absolvierte. Den Saisonstart im Carl-Benz-Stadion verpasste Becker verletzungsbedingt. Umso mehr freut er sich nun: „Ich denke, für jeden Spieler ist es etwas Besonderes, wenn er gegen einen seiner ehemaligen Vereine spielt.“
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