Fußball-Landesliga

VfL Kurpfalz Neckarau: Gute Freunde kann niemand trennen

Der VfL Kurpfalz Neckarau will den Abwärtstrend der vergangenen Jahre stoppen. Dabei helfen soll eine Gruppe alter Kumpel, die zum Verein zurückkehren.

Von 
Bastian Hauk
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Aus Wallstadt zurück nach Neckarau: Patrick Piontek. © Berno Nix

Mannheim. Sie sind Freunde, sie feierten gemeinsam Erfolge und sie alle wollen ihren Herzensverein retten. Satte acht ehemalige Spieler des VfL Kurpfalz Neckarau sichern dem Mannheimer Traditionsverein ihr gemeinsames Comeback im Sommer zu. Sie wollen den VfL, der nach der aktuellen Landesliga-Saison in die Kreisliga absteigen wird, wieder in ruhigeres Fahrwasser führen, dem Verein sein Gesicht zurückgeben – mit dabei Patrick Piontek. Das 31-jährige VfL-Urgestein spielte 10 Jahre für seinen Club in der Landesliga, wechselte dann vor rund drei Jahren erst zu Lindenhof, zur aktuellen Saison dann zur SpVgg Wallstadt.

„Es ist einfach Wahnsinn, jetzt wieder zum VfL zu gehen, da werde ich schon etwas emotional“, gesteht Piontek, der die Ziele mit seiner Freundesgruppe in Neckarau klar formuliert: „Wir wollen den Abstiegsstrudel beim Verein stoppen. Es sollen mal wieder positive Schlagzeilen über den VfL zu lesen sein, wir wollen einfach auch für Aufbruchstimmung sorgen. Die letzten Jahre waren katastrophal.“

Was der gebürtige Mannheimer damit meint: Der VfL stieg erst aus der Verbandsliga ab, konnte sich dann in der vergangenen Saison erst am letzten Spieltag den Klassenerhalt sichern und steigt in der aktuellen Saison weit abgeschlagen mit derzeit lediglich drei Zählern ab. „Das war überhaupt nicht schön mitanzusehen. Jedes Wochenende eine Niederlage, wenig Hoffnung und irgendwie auch nicht mehr diese DNA im Verein wie sie früher war“, erklärt Piontek, der sich auch noch an die Beweggründe seines Abgangs genau erinnert: „Wir sind damals in die Verbandsliga aufgestiegen, gleichzeitig wurde die Zusammenarbeit mit dem damaligen Trainerteam beendet – allein das war kurios. Es wollten dann immer mehr Spieler den Verein verlassen und ich selber wollte den eingeschlagenen Weg dann auch nicht mehr mitgehen. Ich habe keine realistischen Chancen gesehen in der Verbandsliga damals eine schlagkräftige Mannschaft zu haben und ich sollte Recht behalten.“

Marco Anneses Verpflichtung als Auslöser

In Piontek reifte der Gedanke einer Rückkehr spätestens mit der Verpflichtung von Trainer Marco Annese im Winter. Seinem Vorbild folgen diese Namen, die aktuell auch noch teilweise bei anderen Teams aktiv sind: Daniel Zimmermann (Lindenhof), Fabian Stempel (Leutershausen), Boris Ehrhardt (vereinslos), Salvatore Incardona (RW Rheinau), Mario Barreto (TG Sinsheim), Egzon Abdullahu (Schwetzingen), Aykan Okur (Ilvesheim) und der ehemalige Oberligaspieler Marcel Höhn (vereinslos).

„Diese Namen bald schon wieder hier auf dem Vereinsgelände zu sehen, macht mich einfach stolz und glücklich“, strahlt VfL-Trainer Marco Annese über beide Ohren. „Der Verein soll endlich wieder ein Gesicht bekommen. Das hat mit Co-Trainer Betim Cocaj und mir im Winter schon begonnen und wird jetzt mit den Jungs komplettiert. Es soll auf dem VfL wieder anders werden, auch was die Zuschauer am Spieltag angeht. Ich bin mir sicher, dass wir mit dem neuen Kader auch endlich wieder die Menschen anlocken und dass wir einen ansehnlichen Fußball liefern werden.“

Doch trotz dieser gewaltigen Aufbruchstimmung muss der Coach noch die aktuelle Pleiten-Saison zu Ende bringen. Ein Sieg aus bisher 24 Spielen, dazu über 100 Gegentore. Zum Saisonendspurt warten jetzt beispielsweise Ketsch oder am Sonntag der VfR Mannheim II – Neckarau will sich noch einmal mit einem Ausrufezeichen verabschieden. „Wir haben uns im Verein damit abgefunden abzusteigen. Dieser Prozess war hart und wir haben in der Rückrunde wirklich noch einmal alles probiert, um das Unmögliche möglich zu machen – es war aber nicht drin. Jetzt wollen wir uns in jedem Spiel noch einmal teuer verkaufen und Paroli bieten. Das sind wir auch dem ganzen Verein schuldig“, erklärt Annese, der schon bei seiner Verpflichtung in der Winterpause wusste, dass er wohl der nächste Abstiegstrainer des VfL sein wird.

Seine Comeback-Schützlinge wollen aber dafür sorgen, dass sich der Trainer schon bald auch Erfolge in seine Vita schreiben kann. „Wir werden schon eine ziemlich gute Truppe sein, da bin ich sicher. Ich habe jetzt die letzten drei Jahre in der Kreisliga gekickt und kann sagen: Teamgeist ist in dieser Klasse einfach enorm wichtig. Genau diesen Spirit werden wir haben und dann bin ich gespannt, wohin uns das führt“, blickt Piontek in die Zukunft und manifestiert das zukünftige Bild seines Herzensvereins: „Der VfL muss wieder für etwas stehen. Der Verein war mal ein strahlendes Aushängeschild in der Stadt und genau dahin wollen wir zurück“. Dabei helfen sollen in der kommenden Saison noch vereinzelte A-Jugend-Spieler und wenige Kicker aus dem aktuellen Kader, der in der Kreisliga dann ein ganz neues Gesicht bekommt. Das verloren geglaubte Gesicht des VfL Neckarau.

Freier Autor

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