Turf - Lokalmatador Tommaso Scardino musste beim Badenia-Renntag per Hubschrauber ins Klinikum geflogen werden

Turf auf Seckenheimer Waldrennbahn: Sturzserie führt zu Abbruch

Von 
Philipp Koehl
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Kurzes Vergnügen: Manche der 4500 Zuschauer verlassen die Waldrennbahn in Seckenheimen nach dem Abbruch früher als gedacht. © Michael ruffler/PIX

Mannheim. Es war 12.32 Uhr am Sonntagmittag, als der Präsident des Badischen Rennvereins, Stephan Buchner, zum Mikrofon griff. „Die Rennleitung hat sich in Absprache mit den Reitern und Trainern dazu entschieden, den Renntag abzusagen“, teilte er den den knapp 4500 Besuchern auf der sehr gut gefüllten Seckenheimer Waldrennbahn nach zwei von insgesamt sieben durchgeführten Rennen mit.

Was war passiert? In den ersten beiden Läufen kam es jeweils in der gleichen Kurve zu einem Sturz. Während Jockey Nicol Polli und das Pferd „Magic Spirit“ verletzungsfrei aus der Sache herauskamen, sah das beim Mannheimer Lokalmatador Tommaso Scardino und „Lucky Lips“ im ersten Rennen schon ganz anders aus: Als das Pferd in besagter Kurve wegrutschte, fiel Scardino kopfüber herunter und wurde noch vom Vorderhuf am Kopf getroffen. Während „Lucky Lips“ laut Trainer Marco Klein „nichts Gravierendes“ abbekam, wurde der Lokalmatador per Hubschrauber ins Klinikum geflogen. „Er war zunächst benommen, dann aber ansprechbar und kam zur Sicherheit ins Klinikum. Dort ist er zur Zeit im Schockraum und kann sich langsam wieder an alles erinnern, was ja auch ein ganz gutes Zeichen ist“, berichtete Klein und konnte am Nachmittag somit eine erste Entwarnung bei seinem besten Reiter geben, der zudem noch sein Schwager ist.

„Der Zustand der Bahn war gut“

Doch der zweite Sturz an gleicher Stelle rief schließlich die Rennleitung auf den Plan. „Die Reiter haben gesagt, dass es zu gefährlich ist. Die Rennleitung kam zum gleichen Ergebnis. Für uns steht die Sicherheit von Mensch und Tier an erster Stelle“, sagte Buchner, der mit „Kashani“ selbst ein Pferd im dritten Rennen aufgeboten hätte, nach einer längeren Beratung aller Beteiligten.

Tommaso Scardino auf der Rennbahn in Seckenheim. © PIX-Sportfotos/Michael Ruffler

Warum es überhaupt zu diesem Sicherheitsrisiko kam, konnte er sich aber auch noch nicht so richtig erklären, immerhin versprach das Wetter beste Bedingungen. „Ich weiß nicht, wie wir die Bahn anders hätten präparieren können“, meinte Buchner sichtlich geknickt. Marco Klein stand ihm zur Seite. „Momentan kann man da nur mutmaßen. Das Gras war von der Länge her in Ordnung“, betonte er und auch Besitzertrainer Oliver Rudolph, der den Stall erst vor wenigen Wochen von seinem Vater Horst übernommen hatte, versicherte: „Die Bahn war insgesamt in einem guten Zustand. Es war ein unglücklicher Zufall, dass es gleich in zwei Rennen hintereinander zu einem Sturz kam. Aber die Verantwortlichen haben mit dem Abbruch alles richtig gemacht. Die Gesundheit hat immer Vorrang.“

© Michael Ruffler

Dass solch ein Abbruch auch immer mit hohen finanziellen Verlusten für den austragenden Verein einhergeht, versteht sich mit Blick auf die laufenden Betriebskosten, das Personal auf der Bahn und den ausbleibenden Wettumsätzen von selbst. Zumal solch ein Renntag nicht einfach wiederholt werden kann. Denn das sieht der Rennkalender schlicht nicht vor. Wie hoch die Verluste sind, konnte Buchner so unmittelbar nach dem Abbruch nicht beziffern. Für ihn ging es in erster Linie aber auch nicht darum.

„Natürlich ist die Situation nicht einfach. Aber am ärgerlichsten ist es für die Trainer und Besitzer. Die haben die Anreise gehabt und es gibt für Rennen, die nicht stattgefunden haben, natürlich auch keine Rennpreise. Ich kann die Transportkosten bezahlen, aber das ist kein Ersatz für die Gewinne, die man hier hätte erzielen können“, sagte er.

Tickets behalten Gültigkeit

Beste Chancen auf den höchsten Gewinn des Tages, der beim Heinrich-Vetter-Rennen „Badenia“ mit 6000 Euro für den Sieger verbunden gewesen wäre, besaß vor allem Besitzertrainer Klein. Sein Pferd König Platon präsentierte sich zuletzt in ausgezeichneter Form. „Dessen bin ich mir bewusst, das spielt aber überhaupt keine Rolle. Das Wohl von Pferd und Reiter steht an erster Stelle“, sagte Klein nochmals mit Nachdruck.

Auch die zahlreichen Besucher nahmen den Abbruch ruhig zur Kenntnis. Viele blieben noch auf der Waldrennbahn und genossen mit dem dazugehörigen Essen und Trinken das sonnige Wetter auf der Anlage. Die Eintrittskarten, auch das betonte Buchner um 12.32 Uhr, behalten ihre Gültigkeit für den nächsten Renntag. Der findet planmäßig am 16. Juni statt. 

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkt Adler Mannheim

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