Tennis

Tennis-Talent Lilly Greinert träumt vom Golden Slam

Die elfjährige Mannheimerin Lilly Greinert zählt zu den größten deutschen Nachwuchshoffnungen im Tennis und ist schon jetzt die Beste ihrer Altersklasse. Die Schülerin hat einen großen Traum

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Der Paradeschlag: Auf ihre Vorhandpeitsche ist Lilly Greinert besonders stolz. © Michael Ruffler/Pix

Mannheim. Lilly Greinert schwingt ihren Schläger voll durch. Der gelbe Filzball titscht kurz vor der Grundlinie auf, zu schnell für ihren Trainingspartner, der trotz größter Anstrengung vergeblich versucht, ihn noch zu erreichen. „Meine Vorhand haue ich manchmal einfach so rein. Darauf bin ich besonders stolz“, sagt das Tennis-Talent über ihren Paradeschlag.

Greinert ist erst elf Jahre alt, sie zählt aber schon jetzt zu den größten Nachwuchshoffnungen im deutschen Tennis. Und das aus gutem Grund: Sie führt die U-12-Altersklasse an, eilte im Jahr 2022 von Sieg zu Sieg und sieht sich noch lange nicht am Ende ihrer Entwicklung angekommen. „Ich finde Maria Sharapova ganz cool“, sagt Greinert über die ehemalige Weltranglistenerste, die in ihrer Karriere alle vier Grand-Slam-Turniere mindestens einmal gewonnen hatte. Dann konkretisiert die Elfjährige mit einem Lächeln: „Nein, eigentlich will ich sogar besser werden als sie.“

Tante ist auch die Trainerin

Von nichts kommt nichts. Das weiß auch Lilly. Fast täglich steht sie in der Trainingshalle ihres Vereins MTG Blau-Weiss Mannheim auf dem Platz. Die Arbeit ist für sie aber keine Last, sondern eine Lust, sie geht im Tennisspiel auf. Und wenn sie einmal nicht in heimischen Gefilden an ihren Schlägen arbeitet, fliegt sie um die Welt - fast so wie die Profis, die sie bewundert. Griechenland, Frankreich - die Elfjährige hat in ihren jungen Jahren schon viel gesehen von der Welt.

Die Schule kommt dabei nicht zu kurz. Greinert besucht das Privatgymnasium Mannheim, das sie nach vollen Kräften unterstützt. „Für das, was Lilly macht, ist die Schule sehr offen. Sie kann alle verpassten Inhalte nacharbeiten“, betont Nicole Eckstein, die nicht nur Lillys Tante, sondern auch ihre Trainerin ist - und das schon seit dem ersten Tag.

Familie gibt Rückhalt

Dass das Mädchen bei den Turnieren die eine oder andere Stunde auf ihrem Hotelzimmer sitzt, um Hausaufgaben zu erledigen oder für Arbeiten zu lernen, sei kein Problem. „Wichtig ist für mich, dass ich nicht nur beim Tennis, sondern auch in der Schule gut bin“, versichert Greinert. Dass ihre Tante sie bei Turnieren begleitet und auch ihre Familie so oft wie möglich dabei ist, gibt ihr den nötigen Rückhalt.

Im Sport scheint es für Lilly keine Grenzen zu geben. Zusammen mit drei anderen drei Mädchen durfte sie im Dezember die deutschen Farben in einem Länder-Vergleichskampf vertreten, für die IMG Future Stars im April in Griechenland, die als U-12-Weltmeisterschaft angesehen werden können, erhielt sie eine Einladung des Veranstalters.

Joe Disqué, der seit mittlerweile 25 Jahren den Nachwuchs bei der MTG Blau-Weiss Mannheim fördert und schon die ehemalige deutsche Meisterin Sina Haas und Wimbledon-Teilnehmerin Nastasja Schunk hervorgebracht hat, weiß, dass man im Tennis nie früh genug anfangen kann. „Während bei den Jungs noch mit 18 oder 19 Jahren ein Entwicklungsschub kommen kann, müssen die Mädchen schon mit 14 oder 15 Jahren vorn dabei sein. Sonst ist der Zug abgefahren“, betont der 59-Jährige, der Greinerts Talent und Ehrgeiz hoch einschätzt.

Wer die Idole von Lilly Greiner sind

Die Elfjährige gibt sich nicht damit zufrieden, sich mit Gleichaltrigen zu messen. Im Training haut sie sich mit Jochen Bertsch die Bälle um die Ohren. Der 24-Jährige ist die deutsche Nummer 28 und hat nichts dagegen, ab und zu als Sparringspartner herzuhalten. Bertsch kennt die Stärken seiner Trainingspartnerin, weiß aber auch, an welchen Punkten Lilly noch arbeiten muss: „Sie darf nicht zu emotional sein, darf nicht verlorenen Ballwechseln nachtrauern, sondern muss sich immer auf den nächsten Punkt konzentrieren.

Bereits im Alter von vier Jahren begann Lilly unter professioneller Anleitung ihrer Tante mit dem Tennisspielen. Nicht nur Sharapova ist eines ihrer Idole, sie blickt auch zu den Spaniern Rafael Nadal und Carlos Alcaraz auf, „weil die beiden so ein großes Kämpferherz haben und sich fast den Arm rausreißen, wenn sie in größter Not noch einen Schlag des Gegners erreichen“. Mit diesem Einsatz will die Elfjährige auch irgendwann einmal auf den Centre Courts dieser Welt stehen.

Nicht weniger als den Golden Slam setzt sie sich zum Ziel - also alle in einem Jahr alle vier Grand-Slam-Turniere gewinnen und dazu noch Olympia-Gold holen, wie Steffi Graf im Jahr 1988. In einem Alter wie dem von Lilly darf man träumen - auch groß. Und um ihre Ziele zu erreichen, arbeitet sie jetzt lieber erstmal an ihrem schnellen Aufschlag, denn der kommt noch nicht ganz so gut wie ihre Vorhand-Peitsche.

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