Mannheim. Seit Rudi Völlers Wutrede 2003 nach dem 0:0 der DFB-Elf auf Island ist der Begriff „Tiefpunkt“ bei Fußball-Trainern und Berichterstattern vermintes Terrain. Doch egal wie man es dreht oder wendet - der SV Waldhof hat vor der zweiwöchigen Länderspielpause der 3. Liga tatsächlich den ersten Tiefpunkt der neuen Saison erreicht. Schließlich müssen die Mannheimer nach dem 0:1 (0:1) gegen den 1. FC Saarbrücken als Tabellenletzter auf den Liga-Neustart am 14. September beim Vorletzten Hansa Rostock warten. Und dabei sollte in dieser Spielzeit doch eigentlich alles besser werden. Diese Redaktion gibt Antworten auf die drängendsten Fragen:
Müssen sich die SVW-Fans erneut auf Abstiegskampf einstellen?
Das wäre nach vier Spieltagen eine steile These, aber die Mannheimer haben nun einmal definitiv einen kapitalen Fehlstart hingelegt. Ein Punkt, drei Tore, zwei Heimspiele vor großer Kulisse vergeigt - das ist enttäuschend, und der SV Waldhof muss zumindest aufpassen, dass er nicht schon früh in eine Abwärtsspirale gerät. Schließlich gibt es bereits alarmierende Zeichen, und die Partie in Rostock ist schon ein Richtungsweiser. „Wir sind maßlos enttäuscht“, fasste Trainer Marco Antwerpen die Stimmung nach der Derby-Schlappe zusammen.
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Was ist das Bedenkliche an der aktuellen Situation?
Coach Antwerpen hat bereits an einigen Stellschrauben gedreht, besser geworden ist an den Ergebnissen allerdings nichts. Die Anzahl der Trainingseinheiten erhöht, freie Tage gestrichen, den Mannschaftsrat einberufen, die Startelf mehr fach umgestellt - diese Maßnahmen sollten eigentlich Wirkung zeigen und die Sinne schärfen, doch nach dem Saarbrücken-Spiel musste der Coach wieder einmal grundlegende Dinge ansprechen. Ihm fehlte gegen die Saarländer schon im ersten Durchgang „die Eigeninitiative, um auf den eigenen Treffer zu gehen“, zudem konstatierte der 52-Jährige, dass man „in einem Heimspiel, einem Derby mehr auf den Platz bringen muss“. Ihm fehlte „teilweise der Enthusiasmus und all solche Sachen, die eben zum Sport gehören“. Dinge, die eigentlich selbstverständlich sein sollten.
Wie wirkt der Trainer angesichts solcher Aussagen?
Müssen immer wieder Selbstverständlichkeiten eingefordert werden, kann schnell Resignation eintreten. Doch davon scheint Antwerpen noch weit entfernt. „Ich bin total in der Verantwortung und ziehe da nicht zurück“, betonte der Waldhof-Retter der Vorsaison. Er hat bereits die Marschroute für die vom Landespokal-Viertelfinale (Freitag, 6. September, 18.30 Uhr, beim VfR Gommersdorf) unterbrochene Länderspielpause festgelegt: „Da müssen wir auch mal taktische Abläufe besprechen und uns daran halten. Da ist auch der eine oder andere Spieler selbstständig unterwegs und spielt Dinge, die wir vorher nicht besprochen haben. Aber auch das ist meine Verantwortung, damit wir das in den Griff kriegen.“
Woran hakte es konkret im Derby gegen Saarbrücken?
Am Ende fehlte es an der offensiven Durchschlagskraft. Drei Tore in vier Spielen ist klar zu wenig, nur Zweitliga-Absteiger Hansa Rostock hat weniger Treffer erzielt (2). „Wir müssen dahin kommen, dass wir die Chancen, die wir bekommen, auch nutzen“, meinte etwa Linksverteidiger Sascha Voelcke, der mit seinen Standards auch nicht den besten Tag erwischte. Am Ende standen nur Arlind Rexhepis auf der Linie geklärter Versuch (45.), Nicklas Shipnoskis Abschluss (61.) und die Situation nach Martin Kobylanskis Freistoß an den Pfosten (70.), der Ertrag blieb stattdessen bei Null.
Wie schlugen sich Kelvin Arase in der Zentrale und Rexhepi?
Hier wollte Antwerpen neue Reize setzen, nachdem zuletzt die spielerischen Akzente aus dem Zentrum gefehlt hatten und Youngster Rexhepi bei seinem Debüt für die unbekümmerten Offensiv-Momente sorgen sollte. Doch diese Gleichung ging nicht auf, beide waren mit ihren Rollen überfordert. Antwerpen korrigierte dies schon nach 45 Minuten.
Was ist mit der defensiven Stabilität?
Sie stufte der Waldhof-Coach vor der Saison als zentralen Baustein ein, allerdings musste vor allem in der Innenverteidigung immer wieder wegen Sperren oder Verletzungen gewechselt werden. Gegen Saarbrücken musste Niklas Hoffmann nach einer Verletzung an der Fußsohle früh raus, vielleicht kann wenigstens Zugang Henning Matriciani eine feste Konstante werden.
Welchen Anteil hatte Torwart Omer Hanin am entscheidenden Treffer?
Hanin erwies sich wie gegen Julian Günther-Schmidt in der Schlussphase (79.) wieder als Top-Keeper auf der Linie, hatte aber einmal mehr Probleme in der Strafraumbeherrschung. Schon vor dem Gegentreffer gab es Missverständnisse. Dass Hanin eine Flanke von Tim Civeja dann direkt auf den Kopf von Torschütze Sebastian Vasiliadis „klärte“, erinnerte an einige kuriose Gegentreffer aus der vergangenen Saison oder in der Vorbereitung. „Wir kriegen Gegentore, die sind einfach der Wahnsinn“, kommentierte SVW-Sportchef Anthony Loviso den Treffer zum späteren Endstand.
Muss der der SVW hier noch personell reagieren?
Loviso sieht zunächst einmal den aktuellen Kader der Mannheimer in der Pflicht. „Es muss von jedem eine Schippe draufgelegt werden, da muss einfach mehr kommen“, fordert der 33-Jährige. Ein dritter Torwart steht allerdings schon länger auf der Wunschliste der Mannheimer, die generell weiter die Augen offen halten. „Bis Montagabend ist das Transferfenster noch offen. Mit Sicherheit gibt es die Möglichkeit, dass noch etwas passiert.“
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