Fußball - Nach 0:0 im Derby gegen den FCK helfen den Mannheimern nur noch Siege, um die Chance im Aufstiegskampf zu wahren

SV Waldhof geht voll ins Risiko

Von 
Alexander Müller
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Intensive Derby-Zweikämpfe: Waldhofs Dominik Martinovic (rechts) gegen Kaiserslauterns Kapitän Hendrick Zuck. © Michael Ruffler

Mannheim. Playstation und Poker – auf diesen Zweiklang hören etliche Protagonisten der neuen Fußballer-Generation, wenn es um ihre Freizeitgestaltung geht. Als Dominik Martinovic (24), Angreifer des SV Waldhof, am Sonntag gefragt wurde, welche Perspektiven diese Saison für den Mannheimer Fußball-Drittligisten nach dem 0:0 im Südwest-Derby gegen den 1. FC Kaiserslautern noch bereithalten könnte, wählte er einen Begriff aus der Poker-Welt.

„Wir haben noch elf Spiele und gehen jetzt ,all in’. Das Ziel ist, immer einen Dreier zu holen“, sagte Martinovic. Mit einem „all in“ legt ein Spieler beim Pokern alle seine vorhandenen Chips in den Pott. Es ist eine riskante Variante, denn wenn ein Kontrahent wider Erwarten ein besseres Blatt besitzt, droht der Totalverlust aller Chips. Aber was bleibt dem SV Waldhof auch anderes übrig als volles Risiko und offenes Visier, wenn die kleine Chance im Aufstiegsrennen gewahrt werden soll?

Klar, das torlose Remis in einem intensiven (aber fußballerisch nur leidlich unterhaltsamen) Match gegen den Erzrivalen ging generell als eine der besseren Leistungen des Jahres 2022 durch. Gerade in der zweiten Halbzeit verzeichnete der SVW deutliche Vorteile und ein paar gute Chancen, ohne aber gegen eher destruktiv eingestellte Lauterer das ganz große Derby-Feuer zu entfachen. „Wir haben ein gutes Spiel gemacht und hatten ein, zwei gute Möglichkeiten mit Pascal Sohm und Marcel Seegert am Schluss. Im Endeffekt können wir mit dem Punkt in den nächsten Tagen leben, aber wenn wir gewonnen hätten, hätte sich Lautern auch nicht beschweren dürfen“, sagte Martinovic.

Nur 13. in Rückrundentabelle

Diese Analyse trifft zu, hilft dem seit der Winterpause stagnierenden Waldhof in der Tabelle aber auch nicht weiter. „Der FCK kann mit dem Punkt sicher besser leben als wir“, gestand Marc Schnatterer. Die Lauterer verteidigten als Zweiter ihre vier Zähler Vorsprung auf den Tabellenvierten SVW und haben sogar noch ein Nachholspiel beim TSV 1860 München in der Hinterhand. Nur die ebenfalls wenig stabile Konkurrenz aus Saarbrücken, Braunschweig oder Osnabrück sorgt dafür, dass die Mannheimer weiter zumindest um Relegationsrang drei ein Wörtchen mitreden könnten. Die Voraussetzung dafür: Siege, Siege, Siege. „Wir müssen unsere Spiele gewinnen. Wenn wir in Halle einen Dreier mitnehmen, und das ist unser Ziel, sieht die Tabelle gut aus“, sagte Martinovic.

Die nackten Zahlen sprechen längst nicht mehr dafür, dass der SV Waldhof ein ernsthafter Aufstiegskandidat wäre. In der Rückrundentabelle liegt die Mannschaft von Patrick Glöckner mit neun Punkten aus acht Partien nur auf Platz 13, eingerahmt von Zwickau und Havelse. Die Patzer gegen Borussia Dortmund II (1:3), Viktoria Köln (0:1) oder Türkgücü München (0:0) haben die gute Ausgangsposition zum Jahreswechsel ruiniert und dafür gesorgt, dass die Kurpfälzer im breiten Verfolgerfeld hinter den Aufstiegsplätzen nun jedes Wochenende drei Punkte brauchen. Zumal der Kreis derer, die sich noch Hoffnung auf einen der beiden Plätze hinter dem designierten Aufsteiger 1. FC Magdeburg machen können, bis zum Zehnten 1860 München reicht.

Coach Glöckner hat intern eine Strategie der „Endspiele“ ausgerufen – jedes der verbleibenden elf Ligaspielen sollen seine Profis wie das letzte angehen. „Das ist der Ansatz. Wenn du mit der Einstellung reingehst, jedes wie das letzte Spiel zu sehen, kannst du viel mehr Energie freisetzen“, sagte Glöckner.

Dieses Prinzip funktioniert aber nur so lange, wie zumindest der Blickkontakt zu den Aufstiegsplätzen erhalten bleibt – sonst bewegt man sich als Trainer auch in der Wahrnehmung in der Kabine schnell im Reich der Durchhalteparolen. Bei Abstiegskandidat Hallescher FC geht es dementsprechend am Samstag zum ersten Mal schon um die allerletzte Chance im Aufstiegskampf. Der SV Waldhof muss im Endspurt „all in“ gehen. Wenn alle Karten auf dem Tisch liegen, wird man wissen, wer am Ende den Jackpot holt.

Waldhof-Splitter

Beim in der zweiten Halbzeit im Derby gegen den 1. FC Kaiserslautern (0:0) ausgewechselten Waldhof-Angreifer Adrien Lebeau steht eine genaue Diagnose aus. Der Franzose hat sich im günstigeren Fall nur eine Zerrung zugezogen, aber auch ein Muskelfaserriss wäre möglich.

Das Restprogramm des SV Waldhof: Hallescher FC (A), Eintracht Braunschweig (H), SC Verl (A), 1860 München (H), FSV Zwickau (A), 1. FC Saarbrücken (A), SC Freiburg II (H), VfL Osnabrück (A), MSV Duisburg (H), SV Wehen Wiesbaden (A), TSV Havelse (H).

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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