Fußball

SV Waldhof droht eine Schlammschlacht

Von 
Alexander Müller
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Waldhof-Geschäftsführer Markus Kompp, der beurlaubte Sportchef Jochen Kientz, Aufsichtsratschef Christian Beetz und Präsident Bernd Beetz (v.l.). © Imago

Mannheim. Der Rauswurf von Sportchef Jochen Kientz beim SV Waldhof entwickelt sich zu einer Schlammschlacht, die aller Voraussicht nach in einer juristischen Auseinandersetzung münden wird. SVW-Präsident Bernd Beetz hatte am Dienstag bei einer Fan-Fragestunde erstmals öffentlich konkretisiert, mit welcher Begründung der Aufsichtsrat den Manager vor einer Woche beurlaubt hat. „Stillschweigen hin oder her, mir platzt jetzt der Kragen: Es wurde ein Corona-Test verschwiegen. Mitarbeiter wurden angewiesen, die Geschäftsleitung nicht zu informieren“, sagte Beetz auf dem Youtube-Kanal des Vereins. Der Präsident sowie sein Sohn und Aufsichtsratschef Christian Beetz beantworteten bei der Veranstaltung im Fanshop „WaldhofWelt“ auf den Mannheimer Planken unter Ausschluss der Öffentlichkeit zuvor eingesandte Fragen von SVW-Anhängern.

Der Aufsichtsrat habe daher nicht anders reagieren können, als Kientz zu beurlauben, fügte Beetz hinzu. Nach dem Bekanntwerden des Vorfalls habe der Verein sofort den Dialog mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und dem Gesundheitsamt gesucht, ergänzte der Aufsichtsratsvorsitzende Christan Beetz. Der betroffene Mitarbeiter habe dem Druck nicht standgehalten und die Geschäftsleitung des Vereins letztlich über den Test in Kenntnis gesetzt.

Neuer Vertrag für Kompp?

Kientz sagte auf Anfrage dieser Redaktion, dass er sich zu den schweren Vorwürfen aktuell nicht äußern wolle. Dafür sprach sein Anwalt Christoph Schickhardt – und griff den Verein scharf an. „Laut den Informationen, die mir vorliegen, wird der Sachverhalt vom SV Waldhof komplett falsch dargestellt. Darüber kann ich nur den Kopf schütteln“, sagte der Ludwigsburger Sportrechtler. Er wolle den Vorgang in den kommenden Tagen noch einmal gründlich recherchieren und überprüfen, betonte Schickhardt. Dann werde er in Kientz’ Namen eine Erklärung abgeben.

Dass Beetz entgegen einer Verschwiegenheitsvereinbarung öffentlich über die Gründe für die Beurlaubung gesprochen habe, sei ein „grober Verstoß gegen arbeitsrechtliche Richtlinien“. Schickhardt deutete zudem an, Schadenersatzforderungen gegenüber dem SVW geltend zu machen. „Das ist eine Rufschädigung“, sagte der Jurist.

Der Verein hatte sich vor wenigen Tagen nach knapp vier Jahren vom Sportchef getrennt und zu den Gründen zunächst keine Angaben gemacht. Kurz vor seiner Beurlaubung hatte Kientz vehement dementiert, dass er sich etwas zuschulden habe kommen lassen. „Ich habe in meinem Zuständigkeitsbereich alle Regeln eingehalten und meine Aufgaben pflichtbewusst erfüllt“, sagte der 49-Jährige.

Beim SV Waldhof gab es im Oktober einen Corona-Ausbruch, aufgrund dessen insgesamt 17 Profis und Trainer Patrick Glöckner in Quarantäne musste. Laut einem Bericht der „Bild“-Zeitung geht es bei dem angeblich vertuschten Test um einen Vorgang im Vorfeld des Drittliga-Spiels bei Eintracht Braunschweig (0:0) am 25. September.

Trotz der im Raum stehenden gerichtlichen Auseinandersetzung mit Kientz betonte Präsident Bernd Beetz auch: „Wir haben sehr gut zusammengearbeitet, er hat einen guten Job gemacht.“ Christian Beetz ergänzte: „Er hat als Kaderplaner einen sehr guten Job gemacht und eine tolle Mannschaft zusammengestellt.“ Auch zur Nachfolgefrage äußerte sich Bernd Beetz. „Ich bin positiv überrascht, wer alles Sportlicher Leiter beim SV Waldhof werden will. Wir werden zurzeit von Bewerbungen überflutet“, sagte der Präsident und Investor.

Beim Spiel gegen Saarbrücken am Samstag (1:0) hatten Teile der organisierten Fanszene die Entlassung von Geschäftsführer Markus Kompp gefordert, zwischen dem und Kientz es in der Vergangenheit zu atmosphärischen Störungen gekommen war. Bernd Beetz verteidigte den Chef der Spielbetriebs-GmbH und stellte Kompp indirekt eine Verlängerung seines im Sommer 2022 auslaufenden Vertrags in Aussicht.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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