Mannheim. Mit leeren Gesichtern und hängenden Köpfen schlichen die Spieler des Fußball-Kreisligisten SV Enosis Mannheim nach der 1:2 (1:2)-Niederlage gegen den FV Fortuna Heddesheim II vom Platz. Worte für den ernüchternden Auftritt fanden die Protagonisten auf dem Feld wenige.
Während David Braun gar keinen Kommentar abgab, zuckte SVE-Goalgetter Burak Gülmez nur ratlos mit den Schultern. „Anscheinend wollte heute niemand ein Tor schießen“, merkte er verbittert an und trabte weiter Richtung Kabine. Die Niederlage gegen den kämpferisch starken, aber spielerisch keineswegs übermächtigen Aufsteiger nagte an der Mannschaft. Nach sechs Spielen ohne Niederlage war eine Schlappe gegen den Tabellen-13. sicherlich nicht eingeplant.
Ausgleichstreffer von SVE-Spieler Burak Gülmez zeigt keine Wirkung
Der Grundstein für die zweite Saisonniederlage wurde bereits in der ersten Halbzeit gelegt. Heddesheims Timo Beutel brachte den Aufsteiger nach einer gegnerischen Fehlerkette bereits früh in Front (8.). Als Burak Gülmez einen Handelfmeter zum Ausgleich verwertete, rechneten die meisten Zuschauer mit einer Wende im Spiel (20.). Doch das Publikum wurde eines Besseren belehrt. Abermals brachte Beutel seine Farben gegen eine indisponierte SVE-Defensive in Front (30.). Nach dem erneuten Rückstand war Enosis zwar die aktivere Mannschaft, doch der Ausgleich blieb verwehrt. Einerseits ließ man die wenigen Großchancen ungenutzt liegen, andererseits erzeugten die zahlreichen Standards selten Gefahr.
So wortkarg die Enosis-Spieler nach Abpfiff auch waren, so auskunftsfreudig zeigten sich SVE-Trainer Inan Aydar und sein Assistenzcoach Dimitrios Georgakopoulos. Beide nahmen kein Blatt vor den Mund und machten ihrem Ärger Luft. „Wir dachten, es würde genügen, den Ball ein bisschen laufen zu lassen. Doch dem war nicht so. Wir hatten keinen Zugriff, wir hatten gar nichts. Das war alles Larifari“, polterte Georgakopoulos. „Meines Erachtens war das auch eine Einstellungsfrage. Heddesheim wollte einfach mehr.“
Blick in die Liga
- Der VfL Kurpfalz Neckarau fuhr gegen das abgeschlagene Tabellenschlusslicht FV Brühl II drei wichtige Punkte ein.
- Wegen des 4:3 (2:0)-Erfolgs konnte die Annese-Elf vorerst die Abstiegsränge verlassen .
- Das Tabellenmittelfeld bleibt allerdings dicht beieinander. Die siebtplatzierte SpVgg Wallstadt verfügt lediglich über einen Zwei-Punkte-Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz.
- Im Aufstiegsrennen ließen sowohl der Spitzenreiter Käfertal als auch der Tabellenzweite Neulußheim Punkte liegen . Während die Dehoust-Elf 0:1 (0:1) gegen Lützelsachsen unterlag, egalisierte Wallstadt in Neulußheim trotz Unterzahl einen 0:2-Rückstand und sicherte sich ein 2:2 (0:1).
Aydars Analyse fiel nicht schmeichelhafter aus. Der Coach sprach von der „spielerisch mit Abstand schlechtesten Partie der Saison.“ Heddesheim habe zwar taktisch, läuferisch und kämpferisch sehr gut agiert, doch fußballerisch hätte man die kompakt stehenden Fortunen knacken müssen. Wie Georgakopoulos haderte auch der ehemalige Spielerscout und Gegnerbeobachter des 1. FC Heidenheim mit der Einstellung seines Teams. „Keiner hat in der Mannschaft Verantwortung übernommen, als es unangenehm wurde“, merkte Aydar enttäuscht an. „Stattdessen ergaben wir uns vor allem in der ersten Halbzeit kampflos dem Schicksal.“
Ricardo Weinrich: „Die Jungs hatten einfach keine Eier“
Den Coach wurmte es gewaltig, dass Enosis nicht ansatzweise sein Potenzial ausschöpfte. Auf rein spielerischer Ebene sieht Aydar seine Mannschaft zwar unter den Top-Drei der Liga, doch die Partie gegen Heddesheim bewies, dass selbst namhafte Spieler mit höherklassiger Erfahrung die Grundtugenden des Fußballsports für den Erfolg beherzigen müssen.
Nachdem Aydar und Georgakopoulos ihre Ausführungen beendet hatten, gesellte sich Ricardo Weinrich zum Trainerteam. Der für seine markigen Sprüche bekannte sportliche Leiter des SV Enosis redete dieses Mal nicht über die ambitionierten Ziele des Vereins, sondern schüttelte nur ungläubig den Kopf. „Die Jungs hatten einfach keine Eier“, fasste er das gesamte Spiel kurz und deftig zusammen. Niemand wollte ihm widersprechen.
SVE plagen Personalsorgen: Florian Huck am Schlüsselbein verletzt
Zu allem Überfluss plagen den SVE nun auch noch personelle Probleme. Kurz vor der Pause fiel Florian Huck unglücklich auf den laubbedeckten Kunstrasenplatz und brach sich aller Voraussicht nach das Schlüsselbein. Sein Bruder Fabian Huck hat sich bereits wenige Tage zuvor im Training an der Schulter schwer verletzt. Des Weiteren gehen Aydar langsam die Optionen auf der Innenverteidigerposition aus. Insgesamt muss der Tabellenachte jetzt den Ausfall von fünf langzeitverletzten Spielern kompensieren. Während der Winterpause, so viel steht fest, dürfte das eine oder andere neue Gesicht zum SV Enosis dazustoßen.
Während die Aydar-Elf kommendes Wochenende bei der SpVgg Wallstadt gefordert ist, erwartet Heddesheim II den Tabellenletzten FV Brühl II. „Das ist ein Sechs-Punkte-Spiel“, betonte Fortunen-Trainer Gökhan Saatci, der mit der Entwicklung seiner Mannschaft zufrieden ist. „Bisher stehen wir vor allem defensiv sehr sicher. Das ist mir extrem wichtig“, hielt der Coach zufrieden fest. Mit 17 Gegentreffern kassierte Heddesheim sogar einen Treffer weniger als der Tabellenzweite SC Olympia Neulußheim. Unter diesen Bedingungen scheint der anvisierte Ligaverbleib möglich zu sein.
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