Mannheim. Die Kollegen waren schon längst mit dem Duschen fertig, da schlenderte Marcel Seegert 20 Minuten nach dem Abpfiff immer noch durch den Innenraum des Carl-Benz-Stadions. Ein kurzes Gespräch mit alten Bekannten hier, ein Foto mit zwei Fans dort. Der 24-jährige Winter-Neuzugang vom SV Sandhausen war der gefragteste Mann nach dem 4:1 (3:1)-Erfolg des SV Waldhof gegen den FSV Frankfurt in der Fußball-Regionalliga.
„Es war sehr emotional, das habe ich beim Einlaufen gespürt. Es war etwas Besonderes und natürlich hat man da ein bisschen mehr Anspannung als sonst“, sagte der Mannheimer, der nach anderthalb eher mäßig erfolgreichen Jahren im Sandhäuser Zweitliga-Exil wieder in sein Revier zurückgekehrt ist. Seegerts Herz schlägt, daraus hat er nie einen Hehl gemacht, für den SVW. „Es ist ein schönes Gefühl, wenn es anerkannt wird, dass man sich mit dem Waldhof absolut identifiziert. Ich habe den Kontakt nie verloren und hatte immer einen Draht zur Mannschaft“, sagte der Abwehrmann, der schon zwischen 2014 und 2017 das blau-schwarze Trikot trug.
Neue Stärke bei Standards
Doch alte Verdienste, Herzblut und der Status als Fan-Liebling, das hat Trainer Bernhard Trares Seegert sofort klargemacht, zählen bei ihm nicht – es geht nur über Leistung. Bei seinem Waldhof-Comeback gegen den FSV deutete der Rückkehrer in seinem ersten Spiel für den Waldhof nach 636 Tagen an, welche Verstärkung er im Aufstiegsrennen darstellen kann. In Luft- und Zweikämpfen war Seegert gewohnt präsent, nach einem Eckball verpasste er kurz vor der Pause freistehend sogar ein Tor.
Eine ansprechende Leistung, die Coach Trares mit einem anerkennenden Kopfnicken kommentierte: „Ich war mit ihm zufrieden. Es ist wichtig, dass Marcel Spielpraxis sammelt und sich in unser Spiel reinriecht. Denn es ist nicht einfach, in eine funktionierende Mannschaft zu kommen und gleich performen zu müssen.“
Eine gute Performance zeigte der SVW insgesamt gegen einen gerade in der Anfangsphase völlig überforderten Gegner aus Frankfurt, der durch Tore von Raffael Korte (4.) und Marco Meyerhöfer (7.) schnell 0:2 zurücklag. Marco Kochs Anschlusstreffer zum 2:1 (22.) konterten Timo Kern (37.) und Kevin Conrad (80.). „Ich bin erleichtert, dass wir 4:1 gewonnen haben und einen guten Start hatten. Das Ergebnis passt, auch wenn wir zwei, drei Phasen hatten, in denen wir ein bisschen die Kontrolle verloren haben. Das müssen wir noch einmal besprechen“, bilanzierte Seegert einen letztlich ungefährdeten Sieg, durch den die Waldhöfer zumindest einen Verfolger vorerst abschütteln konnten. Steinbach patzte zu Hause beim 1:2 gegen Freiburg II und liegt nun bereits acht Punkte hinter den Mannheimern, der 1. FC Saarbrücken (3:0 in Stadtallendorf) bleibt mit fünf Zählern Abstand allerdings dran.
Die überzeugende Vorstellung beim Wiedereinstieg nach fast zweieinhalbmonatiger Winterpause darf den SVW-Fans aber Hoffnung machen, dass die Mannheimer im Titelrennen nicht nachlassen werden. In der Defensive ist Seegert ein echter Gewinn, vorn sind die spielerischen Optionen hinter Torjäger Valmir Sulejmani mit Timo Kern, den Korte-Zwillingen, Maurice Deville, Jannik Sommer und dem zurzeit verletzten Dorian Diring vielfältig und für Regionalliga-Dimensionen äußerst hochkarätig.
Gegen Frankfurt zeigte der Waldhof außerdem eine lange vermisste Qualität bei Standardsituationen. Die Treffer zum 3:1 und 4:1 leiteten Eckbälle des starken Linksverteidigers Marcel Hofrath ein, der nach schwierigen, von Verletzungen beeinträchtigten Anfangsmonaten seine bisher beste Leistung für den SVW zeigte. „Wir wissen, dass er bei Standards stark ist und einen sicheren Fuß hat. Gut, dass wir da noch eine weitere Option haben, über die wir Tore machen können“, zeigte sich Trares zufrieden.
Einer der Zielspieler bei diesen „ruhenden Bällen“ ist der 1,86 Meter große Seegert, der in seinen 105 Partien für den Waldhof 14 Treffer erzielt hat. In der Phase der Wiedereingliederung bei seinem alten Verein legt der 24-Jährige aber das Hauptaugenmerk auf die Arbeit in der Defensive. „Wir reden sehr viel miteinander, die Kommunikation auf dem Platz ist wichtig. Es ist am Anfang notwendig, sich oft abzustimmen“, sagte Seegert zum Zusammenspiel mit Kapitän Conrad in der Innenverteidigung: „Es funktioniert schon gut, aber es ist wie in einer Ehe: Man muss viel gemeinsam arbeiten und immer dranbleiben.“
Viel arbeiten müssen Seegert & Co. garantiert auch im Spiel am Samstag bei der U 23 des SC Freiburg. „Das ist ein schwerer Gegner, der unsere gesamte Konzentration erfordern wird“, sagte Coach Trares.
Waldhof: Scholz – Hofrath (88. Schultz), Seegert, Conrad, ...
Waldhof: Scholz – Hofrath (88. Schultz), Seegert, Conrad, Meyerhöfer – Ma. Schuster, Kern – R. Korte (85. Weißenfels), G. Korte (76. Sommer), Deville – Sulejmani.
FSV Frankfurt: Aulbach – Huckle, Nothnagel, Sierck, Becker (21. Pollasch) – Burdenski (84. Tyminski), Azaouagh (64. Straub) – Schick, Güclü, Koch – Plut.
Tore: 1:0 R. Korte (4.) 2:0 Meyerhöfer (7.) 2:1 Koch (22.) 3:1 Kern (37.) 4:1 Conrad (80.).
Beste Spieler: R. Korte, Kern, Hofrath/ –.
Gelbe Karten: G. Korte/ Burdenski, Schick, Azaouagh, Nothnagel.
Schiedsrichter: Tobis Endriß (Göppingen)
Zuschauer: 6639.
Nächstes Spiel: SC Freiburg II – SV Waldhof, Samstag, 14 Uhr, Möslestadion.
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