Fußball

Schmeichelhafter Zähler

Beim 0:0 in Aachen bleibt der Waldhof weiter spielerisch viel schuldig, kann mit dem Punkt aber sicher leben

Von 
Thorsten Hof
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Waldhof-Stürmer Terrence Boyd (vorne) setzt sich gegen Aachens Lamar Yarbrough durch und zieht ab. Am Ende bleiben die Mannheimer jedoch ohne Torerfolg. © Michael Ruffler

Aachen. Alemannia Aachen und der SV Waldhof kennen sich bislang vor allem von zwölf Zweitliga-Partien, in die deutsche Fußball-Geschichte ging allerdings das Pokalspiel beider Traditionsclubs 1997 ein. Damals sorgte im Schneegestöber ein aus dem Waldhof-Block geworfener Ball dafür, dass Aachen der vermeintliche 2:1-Führungstreffer aberkannt wurde. Der SVW rettete sich so ins Elfmeterschießen, gewann mit 6:5 und was blieb, war nur blanker Aachener Zorn.

Angesichts des neuen, erstligareifen Tivoli-Stadions mit seinen standardisierten Fangzäunen sind solche kuriosen Situationen heute natürlich so gut wie ausgeschlossen und der Neuanfang der gemeinsamen Geschichte in der 3. Liga verlief am Ende schiedlich-friedlich: Die Mannheimer kamen am Ende zu einem etwas schmeichelhaften 0:0 beim Aufsteiger und bleiben unter ihrem neuen Trainer Bernhard Trares damit weiter ungeschlagen. Im spielerischen Bereich wartet aber weiter jede Menge Arbeit auf den neuen Waldhof-Coach.

„Wir haben versucht, Kontrolle zu kriegen, das wilde Spiel nicht anzunehmen, Druck rauszunehmen. Das ist uns über Phasen sehr gut gelungen“, sagte Trares nach dem Abpfiff bei „MagentaSport“. „Wir haben die beste Chance des Spiels gehabt mit Terrence Boyd, der den Ball einfach ins lange Ecke spielen muss. Es war klar, dass wir heute hier keine drei, vier Hochkaräter bekommen. Wir haben gut verteidigt, es war insgesamt eine gute kämpferische Leistung von der Mannschaft.“

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Trainer Trares startete erwartungsgemäß mit der Elf, die am Samstag in der zweiten Halbzeit die Partie gegen Osnabrück gedreht hatte und im Aachener Dauerregen hielten sich beide Teams nicht lange mit Abwarten auf. Nicklas Shipnoski hatte nach einer Klünter-Flanke gleich eine gute Kopfballgelegenheit, die Alemannia-Keeper Elias Bördner entschärfte (6.), nur wenig später zischte ein Kobylanski-Freistoß dann links am Aachener Tor vorbei. Das war es dann aber auch für lange Zeit mit den Offensivbemühungen, der Mannheimer, die auch defensiv keinen Zugriff auf die Partie bekamen.

In der Zone zwischen Mittellinie und eigenem Strafraum waren die Räume zu groß, zweite Bälle kamen immer wieder zur Alemannia und auch die Zweikampfquote war bescheiden. Deshalb kam nun der Aufsteiger zu Gelegenheiten: SVW-Keeper Jan-Christoph Bartels bügelte das gegen den durchgebrochenen Charlison Benschop aus (22.), der extrem unsichere Maximilian Thalhammer bediente dann Lukas Scepanik, der allerdings verzog (28.).

Nach vorne ging nun gar nichts mehr. Pässe die Linie entlang fanden keinen Abnehmer, im Zentrum musste sich Kobylanski immer wieder weit zurückfallen lassen, um überhaupt an Bälle zu kommen. Der SVW kam durch die gelbe Staffelung nicht hindurch, als Lukas Klünter und Henning Matriciani Anton Heinz in die Zange nahmen, roch es sogar nach Elfmeter (34.). Erst nach einem Ballgewinn von Julian Rieckmann und dem schnellen Pass auf Terrence Boyd kam der Waldhof mal wieder vor das gegnerische Tor, der Routinier traf aber nur das Außennetz (44.). Eine Seltenheit im SVW-Spiel, erhalten blieben dagegen die Fehler vor dem eigenen Tor, die Scepanik kurz vor dem Halbzeitpfiff fast mit einem Volley-Schuss bestrafte. Der Ball senkte sich gefährlich, landete aber nur auf der Latte (45.).

Trares musste in der Kabine eigentlich etwas ändern, hielt nach der Pause aber zunächst an seiner Formation fest. Was besser wurde, war immerhin die Ballkontrolle vor dem eigenen Tor, der SVW bemühte sich nun auch mehr über die Flügel zu spielen. Doch es blieb meistens bei den Bemühungen, ein flüssiges Kombinationsspiel kam nicht zustande. Die Alemannia blieb von einem Tor ebenfalls so weit entfernt wie ein Ende des Dauerregens. Nach gut einer Stunde sollte dann Sascha Voelcke für mehr Dynamik auf der linken Abwehrseite sorgen und brachte einen Zettel für Kapitän Marcel Seegert mit auf den Platz. Die Lösung für diesen zähen Abnutzungskampf ließ sich aber offenbar weiter nicht entschlüsseln.

Deshalb versuchte es die Waldhof-Bank nochmals mit frischem Personal: Osnabrück-Joker Samuel Abifade durfte ebenso ran wie Rico Benatelli (72.) in der Zentrale, die besseren Chancen hatte aber weiter Aachen. So rettete Voelcke gegen den aus der Drehung schießenden Leandro Putaro (77.), Benschorp köpfte eine immer länger werdende Hereingabe an den Außenpfosten (82.). Vor diesem Hintergrund war das Remis am Ende schmeichelhaft, doch in der aktuellen Situation darf der Waldhof schließlich nicht wählerisch sein. Unschöner Höhepunkt war am Ende nur die wilde Prügelei zweier Fan-Gruppen, die weit und breit weder von Polizei noch von Ordnern unterbrochen wurde.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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