Roth. Beim Einlaufen ins Triathlon-Stadion warf Laura Philipp den gereichten Blumenstrauß mit letzter Kraft direkt wieder ins Publikum. Dann bei reduziertem Tempo Abklatschen mit den enthusiastischen Fans auf der Stadionrunde und eine Bierdusche im Ziel. Ein typischer Zieleinlauf einer Siegerin, doch zwei Konkurrentinnen waren im fränkischen Triathlon-Mekka beim Challenge Roth nach 3,8 Kilometern Schwimmen, 180 Kilometern Radfahren und 42,2 Kilometern noch schneller als die Athletin vom Soprema Team TSV Mannheim. Die 36-Jährige aus Neckargemünd strahlte trotzdem über die hart erkämpfte Bronzemedaille – hinter der Siegerin Daniela Ryf mit neuer Weltbestzeit und Ironman-Hawaii-Gewinnerin Anne Haug – bei ihrer Premiere im „Home of Triathlon“ in Roth.
Dritter Platz wie ein Sieg
„Ich habe nur an den Wendepunkten gesehen, was Daniela für eine Leistung abgeliefert haben muss. Es war ein historischer Tag für den Frauen-Triathlon. Es war cool, dabei und auf dem Podium gewesen zu sein“, sagte Philipp nach dem strapaziösen Wettkampf, der für die Heidelbergerin nach 8:25,31 Stunden ein Ende fand. Die Schweizerin Ryf erwischte bei Temperaturen bis zu 30 Grad einen außergewöhnlichen Tag und pulverisierte den Weltrekord mit ihrer Zeit von 8:08,21 Stunden und hielt damit auch Ausnahmeläuferin Haug mit 12:48 Minuten Vorsprung auf Distanz.
„Ich selbst hatte heute einen nicht ganz so einfachen Tag, aber auch das gehört dazu. Ich denke, ich kann stolz sein, dass ich es trotzdem durchgezogen habe. Ein dritter Platz bei dem Starterfeld ist auf jeden Fall etwas, auf das ich stolz sein kann und alles andere als selbstverständlich“, war Philipp dankbar über den dritten Platz, den sie sich gegen die Weltklasse-Konkurrenz hart erkämpfen musste. Die Ursache, warum es nicht mehr wurde, war schnell ausgemacht. „Leider konnte ich beim Schwimmen die Gruppe nicht halten, die ich mir ausgemalt hatte. Dadurch wurde es für mich ein sehr einsamer Tag bis zum Laufen.“
Philipp kam als Siebte und mit einem vierminütigen Rückstand auf die Spitze aus dem Wasser. Dafür erhielt die zweifache Europameisterin jede Menge Zuspruch und Unterstützung bei ihrer Aufholjagd.
Am berüchtigten Solarer Berg standen mehrere Tausende Fans über einen Kilometer in einem engen Spalier und peitschten die Triathletinnen mit Anfeuerungsrufen förmlich nach oben. Für Roth-Neuling Philipp fast etwas zu viel und bei der ersten Durchfahrt noch gewöhnungsbedürftig. „Am Solarer habe ich in der ersten Runde wirklich etwas Angst bekommen. So was habe ich in meinem Leben noch nicht erlebt. Das war Gänsehaut pur, das hat mich total umgehauen“, zeigte sich Philipp von der Unterstützung begeistert und fügte hinzu: „Da wusste ich, dass ich durchziehen muss, weil es noch mehr solche Stimmungsnester gibt, die man sich nicht entgehen lassen kann“, lobte Philipp die rund 300 000 Zuschauer, die im Laufe des Tages die Strecke säumten.
„Etwas Angst bekommen“
Ohne die Fans seien die beeindruckenden Zeiten laut Philipp nicht möglich gewesen. Und mit der Grund, warum die 36-Jährige nach Rang fünf beim Wechsel auf die Laufstrecke doch noch aufs Treppchen vorlief und sich im Ziel wie eine Gewinnerin fühlen durfte.
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