Mannheim. Zwei der besten Triathletinnen der Welt taumeln dehydriert und orientierungslos über die Laufstrecke. Lucy Charles-Barkley und Taylor Knibb stehen kurz vor dem Kollaps und müssen nacheinander in Führung liegend völlig entkräftet aufgeben. Erschreckende Bilder, die Laura Jansen weiter hinten im Feld während der Ironman-Weltmeisterschaft am 11. Oktober auf Hawaii nicht mitbekommt. Die 31-Jährige aus Heidelberg dagegen trotzt den intensiven Bedingungen und kommt nach 9:04,15 Stunden überglücklich als Zwölfte ins Ziel. Die Ausdauerathletin vom Soprema Team des TSV Mannheim meistert dabei alle auftretenden Herausforderungen, hat sich auf der 3,86 Kilometer langen Schwimmstrecke, den 180,2 Kilometern auf dem Rennrad und beim 42,2 Kilometer-Lauf ihre Kräfte gut eingeteilt und sich ausreichend verpflegt.
Jansen erreicht bei dritter WM-Teilnahme ihr bestes Resultat
„Als Zwölfte ins Ziel zu kommen, war auf jeden Fall mega-cool und ist etwas, worauf ich stolz bin, weil es ein extrem harter Tag war. Man musste schauen, dass man das Ziel erreicht. Beim Laufen ging es mir überhaupt nicht gut“, musste auch Jansen ein Tief überwinden. Durch den starken Regen am Morgen war es auf der Pazifikinsel extrem schwül, die Hitze staute sich über dem Asphalt, während zusätzlich die Sonne von oben auf die Triathletinnen knallte – abkühlender Wind Fehlanzeige. „Da habe ich sehr gezweifelt, ob ich es schaffen kann, aber nach der Aufgabe bei der letzten WM wusste ich, dass mich wenig aufhält, solange ich körperlich noch einigermaßen gut zurecht bin“, ließ sich die 31-Jährige diesmal nicht von ihrem Weg abbringen.
Auch bei der immens wichtigen Verpflegung machte Jansen keine Fehler, die sich zum Rennende hin böse rächen können. „Man sollte so viel wie möglich trinken und alles, was man nicht trinkt, zum Kühlen nutzen, um die Körperkerntemperatur nie zu hoch werden zu lassen. Sonst hat man nicht mehr die Kontrolle und endet wie die Führenden“, erklärt die Sportlerin.
Entscheidung über Zukunft noch nicht gefallen
Für Jansen war es die dritte WM-Teilnahme auf der Langdistanz und dennoch eine besondere. Die Triathlon-Quereinsteigerin, die erst seit 2021 im Profifeld startet, war bis Juni dieses Jahres immer einer Doppelbelastung ausgesetzt. Beruf und Sport mussten lange Zeit parallel unter einen Hut gebracht werden. „Ich habe mich bewusst dafür entschieden, dass ich mir bis Hawaii den Freiraum erlaube, um zu schauen, ob das überhaupt was für mich ist, weil es mit einem anderen Druck einhergeht. Davor war mein Hauptberuf Ärztin zu sein und Triathlon ein ambitioniertes Hobby. Es ist eine Erleichterung, wenn man weiß, dass man nicht arbeiten muss. Es ist ein Privileg, dass ich sehr zu schätzen weiß“, erklärt die Sportmedizinerin, die an der Uni Heidelberg Kaderathleten betreute und Untersuchungen durchführte.
Nach Platz 19 im Jahr 2023 und der Aufgabe 2024 in Nizza lag in der Vorbereitung auf den Saisonhöhepunkt der Fokus nur auf dem Sport. Erstmals war es ein Kräftevergleich auf Augenhöhe mit den besten der Welt – zumindest fast. „Man braucht mehr als nur ein paar Monate, um den Leistungszuwachs zu spüren. Aber es macht trotzdem schon viel aus, vor allem bei der Regeneration. Das Rennen auf Hawaii hat gezeigt, dass ich noch an Stellschrauben drehen kann. Ich sehe noch viel Potential, welches ich super gerne ausschöpfen möchte, um zu sehen, wie weit ich es noch schaffe“, erläutert Jansen, die noch keine finale Entscheidung bezüglich ihrer Profizukunft getroffen hat. Noch wägt die gebürtige Mainzerin ab: „Es ist ein gewisses Risiko, was man eingeht, wenn man sich nur auf den Sport konzentriert und seinen Beruf in der Zeit aufgibt. Man kann sich immer verletzten. Sport ist eine unsichere Tätigkeit, man muss schließlich seine Miete bezahlen. Da ist der Beruf als Ärztin viel sicherer.“
Laura Jansen
- Laura Jansen wurde am 11. März 1994 in Mainz geboren . Für ihr Medizinstudium zog sie nach Heidelberg und fing erst dann mit dem Triathlon-Sport an.
- Direkt bei ihrer ersten Langdistanz 2023 in Frankfurt qualifizierte sich Jansen für die Ironman-Weltmeisterschaft, an der sie inzwischen dreimal teilgenommen hat. 2025 wurde sie Zwölfte.
- Anfang 2025 wechselte Jansen zum Soprema Team des TSV Mannheim und bildet dort mit Weltmeisterin Laura Philipp, Merle Brunnée und Franziska Hofmann weltweit die wohl stärkste Allianz auf der Langdistanz.
Durch die Doppelbelastung war der Terminplan stets eng getaktet. Diesmal blieb der Triathletin nach dem Wettkampf etwas mehr Zeit. „Es war super erholsam und schön, noch ein paar Tage die Insel zu erleben und das Rennen nicht mehr im Hinterkopf zu haben. Dann am Strand zu liegen und es zu genießen ist nochmal etwas ganz anderes. Davor ist man gedanklich immer mit dem Rennen beschäftigt“, gönnte sich die Heidelbergerin nach dem Stress und vor der langen Rückreise noch etwas Urlaub.
Letztes Rennen der Saison ist wieder eine WM
Einmal geht es für Jansen noch ans Eingemachte. Bei der Weltmeisterschaft auf der Mitteldistanz am 9. November im spanischen Marbella steht ihr letztes Rennen an. „Das ist eher wie ein Bonus-Rennen. Wenn man sich so intensiv auf Hawaii vorbereitet, dann ist danach so ein bisschen die Luft raus“, gesteht die Athletin vom TSV. Bei nur der Hälfte der Strecke sowie deutlich moderateren Temperaturen sind vergleichbare Bilder wie auf Hawaii nicht zu befürchten. Dafür gewappnet wäre Laura Jansen jedoch allemal.
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