Eishockey

„Man muss diesen Sport einfach leben“

Um am Robert-Müller-Gedächtnisturnier teilzunehmen, stecken einige Vereine lange Reisewege und manche Strapazen weg. Der Aufwand lohnt sich

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Moritz Kaltwasser
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Für die U15 des Mannheimer ERC reichte es zwar nicht zum Turniersieg, mit dem vierten Platz waren die Gastgeber aber zufrieden. © Michael Ruffler

Mannheim. Dichter Nebel umhüllte an einem ungemütlichen Samstagmorgen die SAP Arena. Auf den Parkplätzen herrschte jedoch trotz kalter Temperaturen bereits vor 8 Uhr reger Betrieb. Grund dafür war das 10. Robert-Müller-Gedächtnisturnier, zu dem zahlreiche Eishockey-Nachwuchsmannschaften aus dem gesamten Bundesgebiet angereist waren. Einige Jugendliche berichteten, bereits um 6.30 Uhr aufgestanden zu sein, um rechtzeitig das Hotel zu verlassen.

Leidenschaftliche Eishockeyspieler müssen auf eine positive Weise verrückt sein und dürfen dementsprechend keine Probleme haben, kurz nach Weihnachten wieder auf dem Eis zu stehen, wie Patrick Schulz, Trainer der ESG Hannover, erklärt. „Wir haben undankbare Spielzeiten und lange Reisewege. Daher muss man diesen Sport einfach leben“, betont der Vater von vier Kindern, die ebenfalls alle Eishockey spielen.

Früh aufstehen und spät ins Bett fallen ist Turnieralltag

„Am ersten Tag des Turniers standen wir bereits um 8.30 Uhr das erste Mal auf dem Eis. Das letzte Spiel wurde abends um 19 Uhr angepfiffen. Leider waren wir in unserer Abschlusspartie mit den Kräften ein wenig am Ende“, berichtet Schulz, ohne sich zu beklagen. „Die anderen Teams standen an diesem Tag genau so lange auf dem Eis“, fügt Hannovers Coach hinzu, der bereits an Neujahr an einem weiteren Turnier in Mannheim teilnehmen wird.

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pk
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Für einen Nachwuchseishockeyspieler ist der Alltag ziemlich dicht getaktet. Zeit für Müßiggang gibt es wenig. Neben dem stressigen Schulalltag leben die Jugendlichen fast ausschließlich für ihren Sport. Bei der U15 des Mannheimer ERC , dem Organisator des Gedächtnisturniers, wird unter der Woche viermal trainiert. An den Wochenenden stehen die Spiele an, gelegentlich finden sogar zwei Partien statt. „Je mehr Eiszeit die Jungs haben, desto besser ist es für ihre Entwicklung“, erläutert MERC-U15-Trainer Roy Labbé.

Sorgen um Überlastung hat er keine. Seine Schützlinge gehen leidenschaftlich zu Werke und erfreuen sich am Sport, wie das Beispiel Daniel Mai zeigt. Der MERC-U15-Spieler ist bereits seit knapp zehn Jahren im Eishockeysport aktiv. Früher spielte der gebürtige Neuhermsheimer auch bei der SpVgg 07 Mannheim Fußball, doch letztlich entschied er sich für Puck und Schläger statt Ball und Stollenschuhe. „Eishockey ist einfach schneller und macht mir dementsprechend mehr Spaß. Außerdem sind wir hier ein super Team“, erklärt Mai. Lange Busfahrten nach Schwenningen oder Freiburg betrachtet er daher nicht als Belastung. Eishockey ist seine Leidenschaft, und die Teamkameraden sind für ihn echte Freunde.

Bezüglich der sportlichen Ziele beim MERC spricht Labbé von „ambitioniertem Breitensport“. Der Spaßfaktor soll nicht zu kurz kommen, schlussendlich zählt aber das Leistungsprinzip. MERC-Vorstandsmitglied Christel Richarz betont gleichzeitig, dass der Verein den Jugendlichen in erster Linie eine Perspektive bieten möchte, ihre Leidenschaft aktiv auszuleben. Der MERC bleibt ein auf Breitensport ausgerichteter Verein. Das Ziel, zukünftige DEL-Spieler zu formen, wird nicht ausgerufen. „Wir möchten, dass die Jungs bei uns bleiben, und verpflichten daher keine externen Spieler“, macht Richarz deutlich.

Für sie geht die Bedeutung des Eishockeys auch weit über das Sportliche hinaus. Das Robert-Müller-Gedächtnisturnier veranschaulicht dies auf besondere Weise. Zum Jahresabschluss 2024 nahmen an der dreitägigen Veranstaltung insgesamt acht U15- und sechs U17-Mannschaften teil. Mit einigen Teams hat der MERC mittlerweile Freundschaften geschlossen. Etliche Teilnehmer sind bereits seit mehreren Jahren dabei. „Das Wiedersehen mit den guten alten Bekannten ist einer der schönsten Aspekte dieses Turniers“, erklärt Richarz und verweist auf das freundschaftliche Verhältnis zu Bremerhaven.

Doch auch sportlich hat sich das Gedächtnisturnier mittlerweile einen Namen gemacht. „Das ist ein sehr gutes Turnier auf hohem Niveau“, lobt Hannovers Trainer Patrick Schulz die Rahmenbedingungen in der Quadratestadt. Mit dieser Meinung steht er nicht allein da. Dementsprechend optimistisch ist auch Richarz, dass das Robert-Müller-Gedächtnisturnier eine Zukunft haben wird.

Müller, nach dem das Turnier benannt ist, war Eishockeytorhüter und feierte mit den Adlern Mannheim 2001 und 2007 zwei Deutsche Meisterschaften. 2009 erlag er seinem Krebsleiden im Alter von gerade einmal 28 Jahren. „Es ist uns eine Herzensangelegenheit, dieses Turnier zum Andenken an Robert Müller aufrechtzuerhalten“, so Richarz.

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