Eishockey

Lukas Kälble schreibt Geschichte

Von 
Andreas Martin
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Der Kapitän und der Pokal: Der gebürtige Mannheimer Lukas Kälble hat mit seiner Uni den Titel in der Western Collegiate Hockey Association gewonnen. © Kälble

Mannheim/Bridgeport. Den 20. März 2021 wird Lukas Kälble wohl nie vergessen. An diesem Tag hat der gebürtige Mannheimer mit den Lake Superior State University (LSSU) Lakers etwas geschafft, das die gesamte in Sault Ste. Marie im US-Bundesstaat Michigan beheimatete Universität mit großem Stolz erfüllt: Als Kapitän führte Kälble seine LSSU Lakers im Finale der Western Collegiate Hockey Association (WCHA) durch einen 6:3-Sieg über Northern Michigan erstmals zum Titelgewinn.

„Es ist ein unglaubliches Gefühl, die WCHA-Meisterschaft gewonnen zu haben – vor allem in diesem Jahr, in dem es coronabedingt so viele Schwierigkeiten im Saisonverlauf gab“, betont der 23-Jährige und ergänzt: „Wir wurden als Mannschaft vor der Saison von vielen unterschätzt. Da war es nun natürlich umso bedeutender, nach dem Finale den Pokal in die Luft zu stemmen. Auch für unsere Universität war das ein besonderer Moment, denn die letzte Meisterschaft, die LSSU gewonnen hat, war 1996. Damals hat LSSU noch in der Central Collegiate Hockey Association gespielt.“ Der junge Verteidiger weiß genau, dass er mit seinem Team ein Stück Sportgeschichte an seiner Hochschule geschrieben hat.

„Frozen Four“ nächstes Ziel

Dabei ist die Eishockeysaison für die Lakers noch nicht vorbei. Kälbles Team hat sich als WCHA-Champion für das Regionalturnier in Bridgeport/Connecticut qualifiziert, dessen Sieger ab dem 8. April in Pittsburgh wiederum am Finalturnier der besten vier amerikanischen Uni-Teams um die Collegemeisterschaft teilnimmt, dem in den USA so populären „Frozen Four“ (auf Deutsch: „Gefrorene Vier“).

Mit dem Gewinn von nationalen Eishockey-Titeln hat der ehemalige Jungadler-Kapitän Erfahrung. Mit dem Mannheimer ERC gewann er 2012 die deutsche Schülermeisterschaft, mit den Jungadlern landete er 2014, 2015 und 2016 den Titelhattrick in der Deutschen Nachwuchsliga. „Es war am 20. März dasselbe unbeschreibliche Gefühl, Meister zu werden, wie damals zu Jungadlerzeiten. Diese Meisterschaft hat aber einen viel höheren Stellenwert und war intensiver. Als Kapitän bin ich unglaublich stolz auf das, was unsere Mannschaft bisher geleistet hat, aber wir sind noch nicht fertig“, betont der am 13. Oktober 1997 in Mannheim geborene Verteidiger.

Mit seinen Lakers befindet sich Kälble bereits in der Corona-Schutz-Blase in Bridgeport, wo es in der Nacht auf Samstag deutscher Zeit gegen das Team aus Massachusetts um den Einzug ins Regionalfinale ging. In diesem wird dann das Ticket für das „Frozen Four“ ausgespielt.

Im Mai will Kälble sein Studium erfolgreich abschließen, an der LSSU studiert er im Hauptfach International Business und im Nebenfach Marketing. „Ich bin in meinem letzten Semester, in dem ich fast nur Onlinekurse habe. Die Ausnahme bilden zwei Präsenzvorlesungen pro Woche“, erklärt der 23-Jährige. Die Corona-Pandemie beeinflusst auch seinen Uni-Alltag.

Rückkehr nicht die erste Option

Wenn er seinen Abschluss in der Tasche hat, will Kälble seinen Traum vom Eishockey-Profi weiterverfolgen. „Hier in Amerika als Profi zu spielen, ist ein großes Ziel von mir. Ich schließe es jedoch nicht aus, auch wieder nach Deutschland zu kommen und in der DEL zu spielen. Es gab auch schon losen Kontakt mit Adler-Manager Jan-Axel Alavaara“, bestätigt der Verteidiger entsprechende Informationen dieser Redaktion. „Als Mannheimer Junge ist es natürlich ein großer Traum von mir, eines Tages mit dem Adler-Trikot in der SAP Arena zu stehen. Als junger Spieler muss ich aber auch schauen, dass ich in meinen ersten Jahren im Profi-Eishockey eine gute Rolle spielen kann und viel Eiszeit bekomme. Das wird ausschlaggebend dafür sein, wohin es mich verschlägt“, sagt Kälble. „Ich versuche jedoch, noch nicht zu viel darüber nachzudenken, was nach der Saison passiert, denn wir haben noch ein paar Spiele zu gewinnen“, hat er mit den Lakers erst noch etwas vor.

Eine Zwillingsstadt, die durch einen Fluss getrennt wird, ist der gebürtige Mannheimer natürlich gewohnt. Während zwischen der Quadratestadt und Ludwigshafen aber nur die Grenze zwischen zwei Bundesländern verläuft, liegt zwischen Sault Ste. Marie/Michigan und dem deutlich größeren Sault Ste. Marie/Ontario die Staatsgrenze zwischen den USA und Kanada.

„Es ist definitiv eine besondere Lage, dass man nur den Fluss überqueren muss und man in Kanada ist. Vor Corona haben wir das natürlich oft ausgenutzt und sind mal nach Kanada zum Einkaufen oder zum Essen gegangen. Seit März sind die Grenzen aber geschlossen und haben noch nicht wieder geöffnet“, bedauert der 23-jährige.

Lukas Kälble – Kapitän der Jungadler und seiner Uni-Mannschaft

Lukas Kälble wurde am 13. Oktober 1997 in Mannheim geboren.

Der Verteidiger durchlief bei seinem Heimatverein alle Nachwuchsstationen. Mit dem Mannheimer ERC gewann er 2012 die deutsche Schülermeisterschaft.

Kälble wuchs in Mannheim in die Rolle eines Führungsspielers hinein. Mit den Jungadlern feierte er in der Deutschen Nachwuchsliga den Titelhattrick (2014, 2015, 2016). In der Saison 2015/16 führte er die Mannschaft von Trainer Frank Fischöder als Kapitän aufs Eis.

2016 wagte er den Sprung über den großen Teich. Über Fargo Force landete Kälble auf der Lake Superior State University, bei der er in dieser Spielzeit das „C“ auf der Brust trägt.

Mit zwei Toren und 13 Vorlagen in 26 Spielen führte Kälble sein Team zum Titel in der Western Collegiate Hockey Association. cr

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