Fußball-Kreisliga

Großer Knall beim SV Enosis

Beim SV Enosis geht es drunter und drüber. Nicht nur Trainer Thorsten Kniehl hat beim Fußball-Kreisligisten hingeworfen.

Von 
Bastian Hauk
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Für Thorsten Kniel (l.) ist das Kapitel SV Enosis Mannheim mit einem Paukenschlag zu Ende gegangen. © Berno Nix

Mannheim. Mit diesem Knall hat beim SV Enosis Mannheim niemand gerechnet. Seit dem vergangenen Wochenende zerfällt der Kreisligist in seine Einzelteile, der Klassenerhalt gerät immer mehr ins Wanken. Hinter den Kulissen spielen sich zwischenmenschliche Dramen ab – es geht mutmaßlich um Geld, gekränkten Stolz und wohl zu hohe Ambitionen.

Der vergangene Sonntag, kurz vor 17 Uhr. Der Schiedsrichter beendet die Partie zwischen Enosis und Eintracht Plankstadt. Der SV gibt nach einer 2:0-Führung den so wichtigen Dreier aus der Hand und verliert mit 3:4. Die Stimmung im Team ist angespannt. Was in der darauffolgenden Nacht jedoch passieren wird, ist zu diesem Zeitpunkt laut Präsident Georgios Tsaprounis noch nicht abzusehen. Mitten in der Nacht quittiert Spielertrainer Thorsten Kniehl per Kurznachricht seinen Dienst. Der so erfolgreiche Stürmer, der erst im Winter die Geschicke an der Seitenlinie der Enosis übernommen hat, tritt zurück. Es folgen die Co-Trainer Benjamin Peschke und Robin Pfister.

Mit Ricardo Weinrich geht auch der Sportliche Leiter

Kurze Zeit später dann die nächste Eskalationsstufe. Auch der Sportliche Leiter Ricardo Weinrich, der auch in das Trainerteam integriert war, schreibt dem Präsidenten und erklärt seinen sofortigen Rückzug. Weinrich baute bei den Enosis nicht nur jahrelang Strukturen auf, er unterstützte den Verein auch immer wieder finanziell.

Über die Beweggründe der nächtlichen Rücktrittswelle gibt es nun zwei unterschiedliche Versionen. Einmal die von Thorsten Kniehl. Der 33-Jährige erzielte über 150 Treffer für den Verein, erarbeitete sich einen Legendenstatus und wirft der Vereinsführung nun Wortbruch vor. Man soll sich nicht mehr einig gewesen sein über die sportliche Ausrichtung des Vereins, versprochene Ablösesummen für kommende Transfers sollen zurückgezogen worden sein. „Es war für mich so nicht mehr tragbar. Es ging um Absprachen, die dann nicht eingehalten wurden. Insgesamt haben wir schon acht Spieler für die kommende Saison verpflichtet, die jetzt alle nicht kommen werden. Wir hatten große Ziele mit dem Verein, bei dem ich in den letzten Jahren tolle Momente gesammelt habe, für die ich auch dankbar bin. Dieser Schritt war für mich allerdings unumgänglich.“

Präsident Tsaprounis sieht das anders. Er ist von der Rücktrittswelle geschockt und traurig zugleich. „Thorsten ist vermutlich der beste Spieler, der jemals für Enosis gespielt hat. Ihm, aber auch Ricardo Weinrich haben wir enorm viel zu verdanken. Es trifft mich einfach sehr, dass beide den Verein verlassen haben“, trauert der Präsident seinen beiden wohl wichtigsten Vereinsakteuren hinterher. „Am Ende war es aber so: Die Mannschaft ist dem Trainer nicht gefolgt, das hat nicht harmoniert und traurigerweise irgendwie nicht gepasst. Zusagen, was Ablösen angeht, hätten wir natürlich eingehalten, auch für Gehälter hätten wir sicher Lösungen gefunden. Für die ganze Situation hätte es in meinen Augen daher auch andere Wege gegeben.“

Der Dritte im Bunde: Ricardo Weinrich. Befreundet mit Thorsten Kniehl und doch eher Unterstützer der Präsidenten-Version. „Insgesamt finde ich, haben die Spieler heutzutage den Respekt und Anstand verloren. In der Nacht auf Montag habe ich natürlich mitbekommen, dass Thorsten geht oder auch gehen soll und habe mich dem angeschlossen. So, wie es aktuell gelaufen ist, konnte es nicht weitergehen“.

Auch Weinrich geht diese plötzliche Trennung unter die Haut. Die Enosis seien sein Herzensverein, zu dem er eines Tages auch unbedingt wieder zurückkehren möchte. „Ich habe jahrelang alles für den Verein getan. Es macht mich traurig, wie das jetzt gelaufen ist.“

Welche Version des Trennungsgrundes nun der Wahrheit entspricht wissen nur die drei Protagonisten genau – die wirkliche wichtige Wahrheit zeigt sich aber ohnehin auf dem Platz. Dort hat der SV am kommenden Sonntag erst einmal spielfrei. Zeit, um zur Ruhe zu kommen. Danach wartet im Endspurt der Liga aber ein echtes Mammutprogramm auf den Verein. Die Enosis treffen unter anderem noch auf die beiden Spitzenmannschaften der Liga aus Rheinau und Käfertal.

Auch sportlich läuft es beim SV Enosis alles andere als rund

Der SV taumelt mit zwei Zählern Vorsprung vor der Abstiegszone, soll nun von einem Trio gerettet werden. Die Spieler Dimitrios Georgakopoulos und Ilias Tzimanis übernehmen das Ruder an der Seitenlinie – Kihakis Panos, der Coach der Zweiten, unterstützt ebenfalls. Welche Kicker sie allerdings noch auf den Platz schicken können, ist fraglich, denn mit dem Abgang von Kniehl haben auch zahlreiche Spieler den Verein direkt verlassen.

„Es wird jetzt natürlich ganz eng. Sollten wir absteigen, dann ist das so, dann bauen wir alles wieder auf. Wir werden natürlich auch mit Spielern der Zweiten versuchen, den Klassenerhalt zu schaffen, auch wenn es schwer wird“, erklärt Präsident Tsaprounis, der mit dem Trainer Kniehl und dem sportlichen Leiter Weinrich von der Landesliga träumte. Die beiden Freunde wiederum, die nach eigenen Aussagen zahlreiche Angebote vorliegen haben, wollen nicht direkt wieder ins Fußballgeschäft einsteigen. Zu heftig scheinen die Auswirkungen dieses Knalls, den bei den Enosis so keiner hat kommen sehen.

Freier Autor

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