Mannheim. Bei Türkgücü München wurde Trainer Petr Ruman bereits durch Peter Hyballa ersetzt, die Vereinsoberen beim TSV 1860 München und bei Viktoria Köln fühlten sich zuletzt bemüßigt, ihren Trainern öffentlich das Vertrauen auszusprechen – was meist kein gutes Zeichen ist. Auch in der 3. Liga ist bei einigen Clubs, die ihr Saisonziel in Gefahr sehen, schon nach nur neun Spieltagen eine gewisse Nervosität zu spüren, die sich wie so oft zuerst auf die Arbeitsumstände der leitenden Angestellten an der Seitenlinie auswirkt. Eine Tendenz, die auch Waldhof-Trainer Patrick Glöckner nachdenklich stimmt.
„Das ist wohl heutzutage das Los eines Trainers“, sagt der 44-Jährige, der auch auf die schon drei Entlassungen in der 2. Liga verweist. Die Gründe seien dabei vielfältig. „Es gibt Clubs, da werden sich zu schnell zu hohe Ziele gesetzt“, meint Glöckner, andererseits würden die Möglichkeiten des jeweiligen Kaders nicht richtig eingeschätzt.
„Man kann nicht immer verlangen, dass man einen Kader zusammenstellt, der sofort funktioniert. Es ist oft ein Prozess, der holprig und steinig sein kann. Deshalb finde ich es immer gut, wenn man den Trainern langfristig das Vertrauen ausspricht, zumal die Vergangenheit gezeigt hat, dass die meisten Trainerwechsel überhaupt nicht funktionieren, sondern nach kurzer Zeit die gleichen Probleme wieder auftauchen“, plädiert Glöckner für mehr Geduld und eine entsprechende Begleitung der Übungsleiter.
„Es gibt viele Parameter, die man mit extrem kühlem Kopf abklopfen muss, um zu schauen, ob der Trainer am Ende der Verantwortliche ist“, meint Glöckner. „Am Ende wird sich das aber jeder Club gut überlegt haben und muss es selbst bewerten“, wollte er sich kein Urteil über die aktuellen Fälle erlauben.
Fast schien Glöckner bei diesen Ausführungen ein bisschen über seinen eigenen Werdegang beim SV Waldhof zu referieren. Schließlich stand der im Sommer 2020 vom Chemnitzer FC gekommene Coach im Winter der Saison 20/21 in Mannheim ebenfalls auf relativ dünnem Eis. Und selbst als Glöckner am Ende seiner ersten Saison beim SVW die Vorjahresplatzierung des Premierenjahres in der 3. Liga um einen Rang verbesserte und Platz acht heraussprang, waren nicht alle kritischen Stimmen verstummt.
Seegert lobt Verhältnis
Die neue Spielzeit mit einem punktuell um echte Qualitätsspieler verbesserten Kader lässt sich nun aber mehr als passabel an, was nicht zuletzt Kapitän Marcel Seegert mit dem gewachsenen Verhältnis zwischen Coach und Kader erklärt. „Wir sind jetzt über ein Jahr zusammen. Der Trainer kennt die Mannschaft und die Mannschaft den Trainer – und dann sind gewisse Abläufe eben einfach schon automatisiert“, betont der Abwehrchef.
Die Belohnung dafür ist die sichtbare Stabilisierung der Mannschaft, die auch für die kommende Aufgabe bei Eintracht Braunschweig (Samstag, 14 Uhr/Live im SWR) auf eine Begegnung auf Augenhöhe hoffen lässt. Glöckners Kollege Michael Schiele geht ebenfalls davon aus. „Der SV Waldhof ist ein starker Gegner, der defensiv stabil ist und eine super Offensive mit viel Tempo hat“, meint der Eintracht-Coach, der zuletzt ebenfalls unter Druck stand. Als Zweitliga-Absteiger haben die Niedersachsen schließlich hohe Ziele – und der Trainer soll liefern.
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