Handball

Führungsbeben bei den Ketscher Bären

Beim Frauen-Zweitligisten erklärt die gesamte sportliche Führung ihren Rücktritt zum Saisonende

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fred
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Beendet ihre Engagement bei den Bären: Trainerin Franziska Garcia. © Lenhardt/ü

Ketsch. Mit diesem personellen Kahlschlag hat wohl niemand gerechnet: Die Kurpfalz-Bären stehen nach dieser Saison vorerst ohne sportliche Führung da – Stand jetzt. Denn Geschäftsführer Armin Wagner, Trainerin Franziska Garcia, ihre Assistentin Esther Herrmann sowie der gesamte Führungszirkel – bestehend aus Tine und Florian Waldmann sowie Manuel Koob – verlassen den in der 2. Handball-Bundesliga stark abstiegsbedrohten Club nach dieser Saison. Nach den Abschieden von Christian Lange als Geschäftsstellenleiter und Romina Heßler als Sportliche Leiterin im April 2023 stehen die Bären nun also vor dem nächsten Neuanfang.

Trainerteam und Management hätten laut einer Mitteilung keine Einigung mit den Hauptgesellschaftern über eine weitere Zusammenarbeit erzielen können. „Die Entscheidung fiel uns wirklich sehr schwer. Die Kurpfalz Bären waren und sind unser Herzensprojekt. Aber wir haben leider keinen gemeinsamen Nenner gefunden“, sagte Wagner über die schwierigen Gespräche bezüglich der zukünftigen Ausrichtung mit Steffen Drausnigg, dem neuen Vereinsvorstand der TSG Ketsch, und Bären-Gesellschafter Dr. Robert Becker.

Wagner verwies darauf, dass er und sein Team trotz der geringen finanziellen Mittel das Bestmögliche herausgeholt hätten, das Eigenkapital wieder positiv sei und die Lizenz für die 2. Liga vom DHB zuletzt erstmals wieder ohne Auflagen erteilt wurde. Nun werde man gemeinsam an einem reibungslosen Übergang arbeiten, so Wagner weiter.

Wie es weitergeht, ist noch offen. Drausnigg, der im vergangenen Sommer seinen Posten antrat, erklärte: „Wir hätten uns eine weitere Zusammenarbeit gut vorstellen können und bedauern die Entscheidung. An unserer Strategie halten wir fest: Wir wollen mit den Kurpfalz Bären den Spitzensport im Damenhandball dauerhaft und nachhaltig in Ketsch festigen. Wir stellen uns organisatorisch neu auf und werden dabei auch die wirtschaftliche Gesamtsituation im Blick behalten. Der Fokus liegt jetzt darauf, für die kommende Saison das Traineramt und die Geschäftsführung neu zu besetzen. Darüber hinaus wollen wir uns auch wieder mit erfolgreicher Jugendarbeit einen Namen machen.“

Jugend wieder besser fördern

Ein Punkt, der in der jüngeren Vergangenheit vernachlässigt wurde. Von Erfolgen im Nachwuchsbereich wie der deutschen B-Jugendmeisterschaft 2013, als Bären-Kapitänin Rebecca Engelhardt und Rückkehrerin Elena Fabritz auch in der Landesauswahl eine tragende Rolle spielten, ist Ketsch inzwischen weit entfernt. Nur vereinzelt sind in den Kadern des BHV Bären vertreten.

Jedoch muss den Fans nicht bange werden. Drausnigg, der mit Wagner die Mannschaft am Montag über den Umbruch informierte, ist handballaffin und arbeitete als Führungskraft eines Konzerns. Er ist Privatier, spielte selbst in der Bundesliga und trainierte unter anderem den TV Hochdorf – Und er weiß um die Bedeutung dieser Sparte in der TSG.

Trainerin Garcia, die auch als Spielerin in Ketsch wirkte, verspricht, bis zur Schlusssirene am letzten Spieltag alles für den Club geben zu wollen. „Ich habe das zweite Mal in Ketsch eine tolle Zeit gehabt. Das aktuelle Managementteam stand unabhängig von der Tabellensituation immer voll und ganz hinter mir, die Zusammenarbeit war vorbildlich. Und ich verspreche, dass ich bis zur letzten Sekunde alles daransetzen werde, mit den Bären die Liga zu halten.“

Drausnigg wollte auf Anfrage dieser Zeitung indes kein Statement abgeben, das über seine Aussagen in der Vereinsmitteilung hinausgeht. Und auch Wagner verwies an einen Medienberater, der ergänzend erklärte: „Das ist keine schöne Situation, aber am Ende hat es auf persönlicher Ebene nicht funktioniert.“ Der Stachel scheint tief zu sitzen.

Das Kerngeschäft bleibt der Sport. Der Erfolg steht und fällt mit dem Klassenverbleib. Aber wie die Mannschaft mit den Turbulenzen umgehen wird, darf mit Spannung erwartet werden. fred

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