Mannheim. Zur Natur eines Unentschiedens gehört es eigentlich, dass es keine Verlierer gibt, doch nach dem 0:0 beim SV Waldhof wollte das Kaiserslauterns Angreifer Terrence Boyd so nicht unbedingt stehenlassen. „Ich bin der einzige Verlierer in diesem Derby, weil ich das Spiel hätte entscheiden können“, war der Winter-Neuzugang der Pfälzer nach eigener Aussage „richtig angepisst“.
Was Boyd so unzufrieden machte, war natürlich die Szene in der 55. Minute, als er nach der wohl besten Angriffsaktion des FCK den Ball aus kurzer Distanz über das Tor drosch, anstatt vor dem eigenen Anhang die Führung für den Tabellenzweiten zu erzielen. Waldhof-Torhüter Timo Königsmann, den Kapitän Marcel Seegert noch unglücklich am Knöchel getroffen hatte, wäre geschlagen gewesen.
„Ich wollte ihn reinknallen, obwohl ich ihn auch hätte reinschieben können. Da hätte ich eine ganze Region stolz machen können, die drei Punkte wären sehr wichtig gewesen“, trauerte der 31-Jährige der Großchance nach.
Spielerisch viel Stückwerk
Davon abgesehen gehörte der aus Halle gewechselte Stürmer ohnehin zu den Aktivposten der Pfälzer und hatte es im ersten Durchgang zwei Mal aus der Distanz versucht (24./40.), dabei aber mit seinen zu zentralen Versuchen jeweils in Königsmann seinen Meister gefunden. Deshalb ging Boyd mit etwas Frust vom Mannheimer Platz, versuchte sich aber am Positiven aufzurichten. „Die Defensivleistung ist halt ’ne mega Bank“, blickte der Stürmer auf das 16. Spiel des 1. FC Kaiserslautern ohne Gegentor zurück. Nur 15 Gegentreffer sind Drittliga-Spitze.
Zum 16. Mal zu null, zwölf Spiele ohne Niederlage und den Erzrivalen in der Verfolgerrolle auf Distanz gehalten – mit dieser Bilanz im Rücken machte sich Trainer Marco Antwerpen später weitaus zufriedener auf den Weg Richtung Mannschaftsbus als sein Stürmer Boyd.
„Defensive Stabilität ist wichtig im Fußball, und die haben wir heute wieder an den Tag gelegt. Ich sehe ein verdientes Unentschieden. Insofern ist für uns alles in Ordnung, wir nehmen den Punkt gerne mit“, ordnete Antwerpen das torlose Remis im Gegensatz zu den Mannheimern durchaus als Teilerfolg ein.
„Es gibt wenig Auswärtsspiele, die so intensiv sind wie hier in Mannheim“, unterstrich der FCK-Coach dabei auch die Besonderheiten eines Derbys auf fremdem Platz. Er räumte allerdings auch ein, dass seine Mannschaft spielerisch einige Wünsche offenließ.
„Wir haben es in der ersten Halbzeit verpasst, die Spielverlagerung hinzubekommen. Ballgewinne haben wir in der Vergangenheit besser ausgespielt. Den letzten Pass auf die Seite haben wir nicht hinbekommen und konnten unsere Angriffe so nicht ausspielen“, erklärte Antwerpen die Defizite, zuckte auf die zunehmende Dominanz der Waldhöfer im zweiten Durchgang aber nur mit den Achseln. „Spielbestimmend – was heißt das heute schon?“
Stattdessen blickte der 50-Jährige lieber auf die Gesamtsituation. „Wir hatten jetzt zwei richtig schwere Spiele mit Magdeburg und Waldhof, und da sind wir richtig gut rausgekommen“, sagte der Coach der Pfälzer, die mit 47 Punkten hinter Magdeburg weiter auf einem Aufstiegsplatz stehen und das Rennen in Richtung 2. Liga weiter selbst gestalten können. Verlierer sehen jedenfalls anders aus.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/sport/lokalsport_artikel,-lokalsport-mannheim-fck-stuermer-boyd-bin-der-einzige-verlierer-dieses-derbys-_arid,1916536.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/vereine_verein,_vereinid,12.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/vereine_verein,_vereinid,7.html
[3] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim/waldhof-gartenstadt-luzenberg.html