Mannheim. Ein markantes Gesicht der Region kehrt dem Profi-Tennis den Rücken. Der Bensheimer Denis Gremelmayr, einst Nummer 59 der Welt, fünffacher Deutscher Mannschaftsmeister, "Mister Bundesliga" und Publikumsliebling von Grün-Weiss Mannheim verabschiedet sich zum Jahresende endgültig von der ganz großen Bühne. "Gerne hätte ich noch zwei oder drei Jahre gespielt. Aber wenn der Körper nicht zu hundert Prozent dabei ist, macht es keinen Sinn. Ich freue mich jetzt auf neue Herausforderungen", blickt der 32-Jährige positiv Richtung 2014.
Dem Tennissport wird der gebürtige Heidelberger, der in Lampertheim aufwuchs und jetzt mit seiner Frau Kerstin und Tochter Sophia (1) an der Bergstraße lebt, treu bleiben. "Ich mache im Moment meinen B-Schein als Trainer und betreue mit Sina und Alisha Haas zwei hoffnungsvolle Mannheimer Talente des deutschen Damentennis. Das ist etwas ganz anderes, aber es macht sehr viel Spaß", steht "Gremel", wie ihn seine Freunde rufen, zu seiner Entscheidung, die er "ganz alleine" schon im Sommer gefällt hat.
13 Jahre auf der Profitour
13 Jahre servierte der Linkshänder auf der Profitour, forderte Ausnahmekönner wie Roger Federer, Rafael Nadal oder Novak Djokovic mit seinem aggressiven und variablen Spiel, mit dem er neun Jahre das Bundesliga-Publikum des TK Grün-Weiss am Feudenheimer Neckarplatt begeisterte. Mit Mannheim holte Gremelmayr dreimal den nationalen Meistertitel (2005, 2007 und 2010) und wurde einmal Vizemeister (2008). Bereits vor seiner Rückkehr in die Heimat hatte sich der bekennende Fan des FC Bayern mit BW Sundern 2003 und 2004 zwei weitere Male die nationale Tenniskrone aufgesetzt - an der Seite von Boris Becker übrigens, seinem Vorbild aus Jugendjahren.
Der Respekt vor seinem Idol ist bis heute ungebrochen: "Ich finde es toll, dass Boris über seinen Job als Coach von Novak Djokovic wieder ins internationale Tennisgeschäft zurückkehrt. Er ist eine Ikone. Das ist seine Bühne. Beim Deutschen Tennis-Bund wurde zu viele Jahre versäumt, Boris als einen Frontmann zu nutzen, der dem Nachwuchs Wege zeigen und Türen öffnen kann. Er arbeitet bei allem was er tut sehr professionell. Das wissen die Wenigsten. Ich wünsche ihm Glück."
Für Furore auf internationaler Bühne sorgte Gremelmayr vor allem 2006 und 2008. Sein persönliches "Sommermärchen" schrieb er im Januar 2006 bei den Australian Open. Erstmals hatte er sich da ins Hauptfeld eines Grand Slams gespielt. Nach dem Erstrundensieg gegen den Schweden Jonas Björkmann kämpfte er trotz 0:2-Satzrückstand auch den an Position 13 gesetzten Amerikaner Robby Ginepri nieder. Erst in Runde drei war gegen den späteren Finalisten Marcos Baghdatis (Zypern) Endstation. Zwei Jahre später erreichte er die Halbfinals bei den Grand-Prix-Turnieren von Estoril, Barcelona und Los Angeles. In Barcelona brachte er Roger Federer beim Zwischenstand von 6:2, 5:5 an den Rand einer Niederlage: "Das war ohne Frage mein bestes Jahr."
Wie ein roter Faden ziehen sich gesundheitliche Rückschläge durch Gremelmayrs Karriere. Gleich fünfmal musste er über mindestens ein halbes Jahr aussetzen, rutschte im ATP-Computer ab, um sich danach wieder hochzuarbeiten. Schulter, Handgelenk, Bandscheibe, Nacken und Hüfte bereiteten Schmerzen. Im Januar 2012 diagnostizierten Ärzte beim Turnier in Doha Blut in seinen Knochen. "Diese Geschichte habe ich bis heute nicht ganz ausgestanden. Das war letztlich auch ausschlaggebend für meine Entscheidung. Es sind auch ein paar Tränen geflossen. Aber ich stehe jetzt dazu. Hinter mir liegt eine tolle Zeit. Auch bei Grün-Weiss", beschreibt Gremelmayr seine Gedanken über den Abschied. Die vielen Verletzungen seien frustrierend gewesen. Folglich mag man ihm zurufen "viel Glück und Danke für die vielen begeisternden Matches am Neckarplatt." Wer das Stehaufmännchen Gremelmayr kennt, weiß, dass er längst in seine kommende Aufgabe vertieft ist.
Denis Gremelmayr
- Denis Gremelmayr spielte 2008 auch für das DTB-Team beim World-Team-Cup in Düsseldorf. Der Traum von der Berufung ins Daviscup-Team blieb dagegen unerfüllt.
- Trainiert und gemanagt wurde der Ex-Profi von Helmut Lüthy (Hüttenfeld), dessen professionelles und diszipliniertes Arbeiten Gremelmayr schätzt.
- In der Bundesliga servierte er 74 Mal für Grün-Weiss und feierte 42 Siege (26 Einzel/16 Doppel).
- Die ATP-Tour beendete er mit einer 32:58-Bilanz und insgesamt acht Challenger-Siegen (sechs Einzel/zwei Doppel). robo
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