Radsport - Miriam Welte triumphiert bei Sixdays-Night in Ludwigshafen / Fokus liegt auf Europameisterschaft in Berlin

Ein leises Summen in Friesenheim

Von 
Tobias Becker
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Für Miriam Welte ist der Sieg bei der Ludwigshafener Sixdays-Night eine nette Zwischenbilanz.

© Binder

Ludwigshafen. Leise, fast lautlos, summen die Bahnradfahrer über die Rennbahn in Ludwigshafen-Friesenheim. Es ist eine angenehme Atmosphäre. Musik untermalt das Event, der Moderator informiert unterhaltsam über die Rennen, Regeln und die Teilnehmer der dritten Sixdays-Night. Rund 400 Zuschauer sitzen auf der Tribüne um die 333,33 Meter lange Strecke herum, die an den Ovalseiten jeweils in eine Art Achterbahnkurve übergeht.

Im Innenbereich bereiten sich die Protagonisten vor - und da ist es wieder: Das leise, fast lautlose Summen - dieses Mal auf den Rollen, denn Miriam Welte wärmt sich gerade für das Rennen um 18.20 Uhr auf. Als großer Star angekündigt - klar, schließlich hat sie zahlreiche Erfolge bei Europa- und Weltmeisterschaften, sowie Bronze bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 und Gold 2012 in London vorzuweisen. Sie lächelt, hat ihre braunen Haare zu einem Zopf zusammengebunden, ein bisschen Schweiß perlt an ihren Armen im Schein der Sonne. Welte ist bodenständig, freundlich und völlig entspannt - ob es am Event liegt? "Es gibt keine UCI-Punkte, mit denen wir uns zum Beispiel für Weltcups qualifizieren. Aber es ist sehr gutes Training und macht Spaß", so die Pfälzerin, die gemeinsam mit ihrem Freund in Kaiserslautern wohnt.

25 bis 30 Stunden trainiert Welte pro Woche. An vier Tagen hat sie zwei Trainingsschichten, zweimal nur eine, sonntags ist frei. Zum Glück, denn Welte ist Fußball-Fan: Die 90 Minuten eines Fußballspiels ihres Lieblingsclubs 1. FC Kaiserslautern müssen ihr wie eine Ewigkeit vorkommen, denn ihr Wettkampf dauerte bei der WM im Frühjahr gerade einmal 33,382 Sekunden.

Wenig Freizeit

Zeit - darum geht es nicht nur auf der Bahn, die sie im Halbfinale in Friesenheim locker als Siegerin verlässt. Wegen der ganze Reisen und des Trainings, ist Welte oft unterwegs. "Meine Freunde bleiben manchmal auf der Strecke. Wenn Zeit ist spiele ich auch gerne mal Klavier", erklärt Welte. Nach ihrer Karriere hat sie dafür mehr Freiraum, doch ein Ende ist nicht in Sicht. "Ich denke von Jahr zu Jahr. Im deutschen Team bin ich aktuell die Älteste. Aber es läuft gut."

Um einen Job braucht sie sich keine Sorgen machen. Welte ist Kommissarin bei der Landespolizei Rheinland-Pfalz und auf Lebzeit verbeamtet. "Das Studium hat wegen des Sports viereinhalb Jahre gedauert und da ich in der Sportfördergruppe bin, kann ich mich momentan noch voll auf das Radfahren konzentrieren." Arbeiten geht sie nach Absprache, wenn der Trainingsplan es zulässt, hat da aber schon einiges erlebt. "Ich durfte schon Verkehrsunfälle bearbeiten und auch an den Ermittlungen zu einem Mordfall mithelfen", erzählt die Olympiasiegerin. Ein spannender Job, auf den sie sich freut.

Aber noch ist es nicht soweit. Noch hat sie ein großes Ziel vor Augen: "Ich möchte in Tokio 2020 dabei sein." Es wären nach London und Rio ihre dritten Olympischen Spiele, aber es sind auch noch drei Jahre bis dahin. Der Blick richtet sich bei Miriam Welte erstmal auf die nächsten großen Events: "Die EM in Berlin im Oktober wird ein besonderer Wettkampf, da es der erste dieser Art in Deutschland für mich ist." Die Weltcups im Winter und die Weltmeisterschaft 2018 sollen folgen. Der Sieg in Ludwigshafen-Friesenheim ist auf dem Weg dorthin eine nette Zwischenbilanz und war ein gutes Training.

Miriam Welte

Miriam Welte wurde am 9. Dezember 1986 in Kaiserslautern geboren.

Die Bahnradsportlerin feierte zahlreiche Titel bei Welt- und Europameisterschaften. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London gewann sie Gold, 2016 in Rio Bronze.

Ihr Ziel ist es, bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio an den Start zu gehen.

Welte ist Kommissarin bei der Landespolizei Rheinland-Pfalz.

In ihrer Freizeit spielt die 30-Jährige Klavier. fsd

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