Huntington Beach/Mannheim. Außer zwei Welt-, 22 Europa- und 45 deutschen Rekorden hält Hans Fassnacht noch eine andere Bestmarke: Zwischen 1969 und 1971 wurde der „Sohn Mannheims“ dreimal in Folge Deutschlands „Sportler des Jahres“. Niemandem sonst ist das bisher gelungen. Schon ab 1968 war der dreimalige Europa-, zwölffache deutsche und zweimalige US-Meister der Inbegriff eines international erfolgreichen Sportlers. Nur olympisches Goldblieb ihm versagt.
Dass es 1972 in München trotz aller Erwartungen an ihn „nur“ Staffelsilber wurde, hat der Jubilar, der an diesem Samstag in Kalifornien seinen 70. Geburtstag feiert, aber längst verschmerzt. „Ich habe das damals auch selbst als Misserfolg gesehen, aber ich bin längst darüber hinweggekommen. Es sollte nicht sein, oder wie man im Englischen sagt: Water under the bridge.“
Schon lange zählen für ihn sein erster deutscher und sein erster Weltrekord mehr, immerhin schlug er 1969 über 400m Freistil den damaligen US-Meister und Olympiasieger.
Das Schwimmtalent und der Ehrgeiz des Jungen, der am 28. November 1950 in Wollenberg bei Bad Rappenau geboren wurde, aber schon im Alter von fünf Jahren mit seinen Eltern nach Mannheim zog, wurde früh vom Vater geweckt und beim SV Mannheim optimal gefördert. Schon mit 13 durfte er an den olympischen Ausscheidungen für Tokio teilnehmen, in Mexiko 1968 war er am Start, vier Jahre später wollte er in München ganz nach oben. Da die Voraussetzungen dafür in Deutschland aber nicht günstig waren, zog es ihn direkt nach seinem Abitur am Mannheimer Friedrich-List-Gymnasium 1969 in die USA, um in Kalifornien Studium und Hochleistungssport vereinbaren zu können. Ein Stipendium für Betriebswirtschaftslehre/Marketing am California State College, Zuschüsse von den Eltern und der Deutschen Sporthilfe, sowie selbst gesuchte Jobs bildeten die wirtschaftliche Basis.
Den letzten Schliff gab dem trainingsfleißigen jungen Mann Trainer-Guru Don Gambril. Doch als Hans Fassnacht immer stärker wurde und München immer näher rückte, durfte „der Deutsche“ sich plötzlich nicht mehr von seinem Coach betreuen lassen. Kein Wunder, dass er nicht in Bestform zu den Olympischen Spielen nach Bayern reiste. Danach beendete der Freistil- und Schmetterling-Spezialist seine Schwimmkarriere, kehrte aber in die USA zurück.
Nicht nur, um 1973 sein Studium zu beenden, sondern auch um eine Familie zu gründen. Außer Ehefrau Carol gehören inzwischen zwei Kinder und drei Enkel dazu. Beruflich ging es schnell bergauf, bis 2008 arbeitete er für verschiedene internationale Sportbekleidungsfirmen. Seither ist er im Ruhestand, zu seinen vielen, ehrgeizig und intensiv betriebenen Hobbys gehören die Leidenschaft für Modellflugzeuge und Computer. „Wir sind alle bei bester Gesundheit“, meldete er sich persönlich aus Huntington. „Da wir Thanksgiving hatten, haben wir die Gelegenheit genutzt, im engen Familienkreis Geburtstag zu feiern.“
Fan der Fußball-Bundesliga
Mit dem Schwimmen hat Fassnacht heute kaum noch Berührungspunkte („im Sport ist alles so kommerziell geworden“), auch wenn seine Kinder zumindest als ehemalige Wasserballer die Vorliebe für das nasse Element geerbt haben. „Die Enkel sind noch zu jung“, sagt er.
Fassnachts große Liebe gehört seit jeher dem Fußball: „Ich verfolge die Bundesliga, die Champions League und den Uefa Cup.“
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/sport/lokalsport_artikel,-lokalsport-mannheim-dreimaliger-sportler-des-jahres-mannheimer-hans-fassnacht-wird-70-jahre-_arid,1722538.html