Fußball-Kreisliga

Die Zeit der emotionalen Derbys könnte bald vorbei sein

Der TSV Neckarau braucht für den Klassenerhalt ein kleines Fußball-Wunder. Auch beim Abstieg will Trainer Giordano bleiben.

Von 
Bastian Hauk
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Ohne die vielen verletzten Stammspieler wäre mehr drin gewesen: Giuseppe Giordano, Trainer des TSV Neckarau. © Berno Nix

Mannheim. Die fünfte Kreisliga-Saison in Folge ist für den TSV Neckarau vermutlich vorerst die letzte. Beim Mannheimer Traditionsverein gehen im Tabellenkeller immer mehr die Lichter aus: sechs Spiele in Folge verloren, Vorletzter mit zehn Punkten Abstand zum rettenden Ufer. Zudem hagelt es in der Rückrunde herbe Abreibungen wie gegen Rheinau (1:9) oder Lützelsachen (3:7). Die heftige 0:6-Schlappe zuletzt im Abstiegsgipfel bei den Enosis, bei der der TSV nochmal ein Ausrufezeichen hätte setzen können, markiert den Tiefpunkt der bisherigen Saison. „Gerade nach der Winterpause haben wir einfach nicht mehr richtig in die Spur gefunden. Es geht uns so wie vielen anderen Vereinen auch: Geringe Trainingsbeteiligung, krankheitsbedingte Ausfälle und natürlich zu wenig Geld, um Topspieler zum Verein zu lotsen“, sucht Trainer Guiseppe Giordano nach Gründen für den massiven Absturz seiner Mannschaft.

Mit dem verletzungsbedingten Ausfall der Brüder Luc und Marc Reinfelder fehlen dem Coach tatsächlich zwei echte Leistungsträger im sonntäglichen Aufgebot. Ausfälle, die Giordano nicht auffangen kann und immer wieder auf A-Jugend-Spieler oder Kicker der zweiten Mannschaft zurückgreifen muss. „Ich kann allen Jungs aber überhaupt keinen Vorwurf machen. Alle lassen jedes Spiel ihr Herz auf dem Platz und versuchen für den Verein etwas zu bewegen. Es ist jedoch frustrierend zu wissen, dass wir mit unserem Stammpersonal in vielen Spielen gar nicht so schlecht aussehen würden. Es wäre also in der Saison mehr drin gewesen, wenn manches anders gelaufen wäre“.

So sieht sich der Coach mit einer schier aussichtslosen Lage konfrontiert, auch weil der TSV mit Ilvesheim den Dritten der Tabelle am Sonntag (15 Uhr) vor der Brust hat. Trotz drei Niederlagen der „Insulaner“ in den vergangenen Wochen: Neckarau ist krasser Außenseiter. „Wir haben gelernt mit dieser Rolle umzugehen. Grundsätzlich können die Gegner bei uns nur schlecht aussehen, wenn sie Punkte liegen lassen oder verlieren, daher liegt der Druck immer beim Gegenüber. Wir wollen in den letzten Wochen noch einmal alles raushauen, was wir im Tank haben, denn in die Kreisklasse will hier im Verein logischerweise keiner“, erklärt der Coach, der auch im Falle eines Abstiegs in der kommenden Saison an der Seitenlinie stehen wird.

„Wir haben intern schon vor vielen Wochen über die Möglichkeit des Abstiegs gesprochen und es wäre kein Beinbruch, sollte es passieren. Wir haben nicht das Budget wie andere Vereine, wir haben nicht die Möglichkeiten auch in Sachen Infrastruktur – wir würden also alle nicht in eine große Krise verfallen, wenn wir am Ende dann runtermüssen“. Die Hoffnung der Neckarauer: die Relegation.

Den dafür notwendigen Platz hat aktuell der MFC 08 Lindenhof inne, sieben Punkte fehlen zum Nachbarn vom Promenadenweg. „Wir spielen auch noch gegen Lindenhof. Auch Brühl II, die direkt vor uns stehen, haben wir noch vor der Brust. Das sind so die Spiele, die wir unbedingt holen müssen und dann brauchen wir in den restlichen Partien irgendwo noch ein kleines Wunder. Dazu müssen natürlich auch die Teams vor uns patzen“, holt Giordano den Rechenschieber raus und offenbart: Sportlich kann der TSV den Abstieg verkraften, emotional wird es erst einmal schwer, denn die Zeit der großen Derbys wäre dann vorerst vorbei. „Spiele wie gegen Lindenhof oder Rheinau – das ist besonders. Die Rivalitäten sind nicht mehr so wie früher, als ich selbst noch aktiv war. Dennoch kribbelt es da doch noch mehr“. Auch das Kribbeln eines Neckarauer Derbys gegen den VfL, der höchstwahrscheinlich aus der Landesliga in die Kreisliga absteigt, wird Giordano und sein Team dann vorerst nicht spüren.

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