Fußball

Der „King von Athen“

Der Mannheimer Timo Zahnleiter wird 75 Jahre alt – und erinnert sich besonders gerne an seine Zeit als Profi in Griechenland

Von 
Andi Nowey
Lesedauer: 
Von 1985 bis 1989 war Timo Zahnleiter (re.) im Trainerstab von Eintracht Frankfurt und arbeitete dort auch mit Ralf Falkenmayer (li.) zusammen. © Imago

Mannheim. Wer weiß, ob Otto Rehhagel mit Griechenland im Jahr 2004 Europameister geworden wäre, wenn es „Timo“ Zahnleiter nicht gegeben hätte? Der Mannheimer, der mit bürgerlichen Namen Hans-Dieter heißt, hatte dem griechischen Verbandspräsidenten einst zugeraten, als dieser im Jahr 2001 über Rehhagel als Nationaltrainer nachgedacht hatte. Die Überlegung bestand ferner dahingehend, dass Zahnleiter als Co-Trainer und Übersetzer dem heute 85-Jährigen zur Seite stehen sollte. „Auf den Anruf von Otto warte ich heute noch“, kann Zahnleiter, der am heutigen Samstag seinen 75. Geburtstag feiert, heute darüber lachen.

Im griechischen Fußball hatte sich der gebürtige Mannheimer als Spieler und später als Trainer einen hervorragenden und nachhaltigen Ruf erarbeitet. Von einer griechischen Zeitung wurde er einst in die Top 10 der besten ausländischen Fußballer in der griechischen Liga gewählt. „Da war ich schon stolz drauf. Das war eine tolle Anerkennung“, so Zahnleiter.

Fahrt aufgenommen hatte seine Aktivenkarriere beim VfR Mannheim, für den er von 1967 bis 1971 gespielt hatte. Eigentlich als Außenstürmer ausgebildet und vorgesehen, wurde er aber von den damaligen VfR-Trainern oftmals auch zum Verteidiger oder Libero umfunktioniert. Erst als er unter Trainer Kurt Keuerleber seiner Berufung entsprechend wieder als Mittelstürmer eingesetzt wurde, schoss er Tor um Tor und machte sich auch überregional interessant.

„Ich hatte einen Anruf von 1860 München bekommen und bin dann dort als 22-Jähriger hingefahren. Ich war so beeindruckt, dass ich gleich einen Vorvertrag unterschrieben habe“, erinnert sich Zahnleiter. Was er allerdings nicht ahnen konnte, war, dass der FC Bayern, der zeitgleich bei ihm angeklopft hatte, in Zahnleiters Münchener Zeit zweimal den Europapokal gewann, während die Löwen vergeblich um den Aufstieg in die Bundesliga kämpften.

Einige Trainer und falsche Versprechungen später bestritt er 1974 eine Fußball-Reise mit dem TSV 1860 nach Athen. „Ich habe stark aufgespielt und drei gegnerische Spieler verschlissen, so dass ich in der Halbzeit gefragt wurde, ob ich nicht für Athen spielen würde“, schildert Zahnleiter. Wenig später sagte er zu „und ich war zweieinhalb Jahre der King in Athen“, berichtet Zahnleiter von lokalen Zeitungsartikeln, in denen er als der „Beckenbauer von AEK“ bezeichnet worden war. „Ich hatte dort einen Status wie Bernd Schuster in Spanien“, verdeutlicht Zahnleiter, den erst ein Achillessehnenriss ausbremste.

Karriereende in Worms

Beim VfR Bürstadt und Wormatia Worms klang seine Karriere aus. Nahtlos ging diese aber in eine Trainerlaufbahn über. Die Zeit bei Darmstadt 98 stempelt er als großes Missverständnis ab, danach wurde er Co-Trainer beim 1.FC Köln und bei Eintracht Frankfurt, nach Trainerwechseln aber immer wieder mit der dortigen Interimsrolle betraut. Im November 1990 ging er als erster West-Trainer, der einen Ost-Verein trainierte, in die Geschichte ein. Das Kapitel Energie Cottbus wurde jedoch zum hoffnungslosen Unterfangen: Nach neun Spielen war Schluss.

„In der Zeit sind mir im Westen die Felle weggeschwommen“, begründet Zahnleiter, warum er 1995 wieder in Griechenland anheuerte – und letztlich Rehhagels Weg zum Europameister-Titel ebnete. Seine Trainer-Karriere klang in den 2000er Jahren zurück in der Quadratestadt beim VfL Neckarau, SV Seckenheim und Phönix Mannheim aus.

Freier Autor Schwerpunkte: Mannheimer Kreisfußball, Kreisklassen A und B, Kreispokal, Waldhof-Legenden

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke