Berlin. Ein Staffelsieg zum Saisonabschluss und das Bad in der Menge auf der eigens für das ISTAF errichteten brückenähnlichen Fanbühne im pickepackevollen Olympiastadion: Für Alexandra Burghardt von der MTG Mannheim war das Leichtathletik-Meeting in Berlin ein emotionaler Höhepunkt des Jahres.
Während es im Einzelwettkampf über die 100 Meter in der Gesamtabrechnung trotz eingestellter Saisonbestleistung (11,42 Sekunden) nur zum neunten Rang reichte, folgte mit dem DLV-Team um Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar/trainiert bei Rüdiger Harksen in Mannheim), Gina Lückenkemper (LG Olympia Dortmund) und Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge) ein überzeugender Sieg über 4x100-Meter. "In meinem Einzelrennen wollte ich schneller laufen. Die Staffel war super, auch wenn die Wechsel bescheiden waren. Aber durch die Stimmung waren wir alle sehr angespornt, schnell zu laufen", erklärte Burghardt.
Dass es auch anders gehen kann, erlebte die 23-Jährige aus Töging am Inn (Oberbayern) erst kürzlich in London bei der Weltmeisterschaft. Wie bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016, blieb ihr nur die Zuschauerrolle. "Es war schwierig für mich, nach London die Motivation zu finden. Ich habe dann auch ein paar Tage weniger trainiert, da mir mein Körper gesagt hat, dass ich eine Pause brauche. Mit der Diamond League in Zürich und dem ISTAF habe ich einen schönen Abschluss gefunden", sagte Burghardt.
Dabei sah die Welt im April noch so rosig aus: Bei den IAAF World Relays in Nassau (Bahamas) trumpfte die Kultur- und Wirtschaftsstudentin mit dem Sieg bei der inoffiziellen Staffel-WM groß auf. "Das war mein schönster Saisonmoment. Ich glaube, dass ich selten so viele Glücksgefühle hatte", schwärmt Burghardt vom wohl besten Rennen ihrer noch jungen Karriere. Zugleich weiß der Schützling von Trainer Valerij Bauer, dass es noch viel zu tun gibt: "Im Start und Beschleunigungsbereich bin ich auf einem guten Niveau. In der fliegenden Phase merke ich, dass ich Defizite habe. Ich bleibe dran. Wenn ich das in den Griff bekomme, sind große Sprünge möglich."
Es ist auch notwendig, dass sie auf den letzten Metern vor dem Ziel nicht den Anschluss verliert. Sprinterinnen wie Gina Lückenkemper sind an ihr vorbei gezogen. "Wir sind alle sehr unterschiedlich vom Charakter. Es ist vor allem die sportliche Leistung, die uns momentan trennt. Gina ist bei der WM unter elf Sekunden gelaufen. Ich muss arbeiten, damit ich auch mal im Einzel eine tolle Leistung bringe, nicht nur in der Staffel", erklärte die Sprinterin.
Seit 2014 läuft Burghardt im Trikot der MTG und fühlt sich in Baden sehr wohl. "Ich fühle mich schon als Neckarstädterin, dort ist es wirklich schön, mit den kleinen Cafés und dem Charme. Es ist mein zweites Zuhause. Aber ich bin ein Familienmensch und sehr heimatverbunden. Ich genieße es daher, dass ich zwei Städte habe, in denen ich zu Hause sein darf", betont sie.
Kampf gegen den eigenen Körper
Der größte Gegner Burghardts ist wohl ihr eigener Körper. 2013 diagnostizierten Ärzte eine Fehlbildung in ihrem Hüftgelenk. Einer Karriere als Hürdensprinterin konnte sie daher nicht mehr nachgehen und legte den Fokus auf die 100 Meter: "Wenn meine Gelenke alle halten und ich mein volles Pensum trainieren kann, bin ich aber in der Lage, schneller zu werden."
Bis zur Vorbereitung auf die neue Saison ist noch Zeit zur Erholung - und dafür, ein Versprechen einzuhalten. Ihre Teamkolleginnen warten mit großer Vorfreude auf das vor Monaten zugesagte Bananenbrot: "Ich denke, dass ich es zum Eröffnungslehrgang im Oktober oder November schaffen könnte. Mein Bananenbrot schmeckt sehr gut und hat nur gesunde Zutaten."
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