Weinheim. Einige Spitzen-Ergebnisse, Normerfüllungen für die Junioren- und die U-23-EM, deutsche Jahresbestleistungen, dazu 189 persönliche Rekorde oder Saisonbestmarken: Die B&S-Kurpfalzgala ist wieder einmal ihrem Ruf gerecht geworden, zu Beginn der Freiluftwettkämpfe die perfekte Plattform für Standortbestimmungen und mehr zu sein. Das Publikum im gut besuchten Weinheimer Sepp-Herberger-Stadion wurde sechs Stunden lang Zeuge von spannenden Wettbewerben unter schwierigen Windbedingungen, aber auch von herausragenden Leistungen in einer Saison, die erst im September mit den Weltmeisterschaften in Tokio endet.
Doch für die Delegation der MTG Mannheim lief es noch nicht so richtig gut. Auch nicht für Weitspringer Simon Batz, der Anfang Mai bei einem Wettkampf im Rahmen eines Trainingslagers in Kuala Lumpur mit 7,81 m in die Saison eingestiegen war. Für den vierfachen deutschen Meister, Hallen-WM-Vierten und Olympiasechsten hatte Meeting-Chef Thomas Geissler eigens den achtfachen portugiesischen Meister und Hallen-EM-Vierten Gerson Baldé nach Weinheim geholt. Wie alle hatte auch der Acht-Meter-Springer mit Rückenwind bis zu 3 m/sec zu kämpfen. Dabei das Brett richtig zu treffen, war problematisch. Dennoch überzeugte Baldé mit 7,90 m und Platz eins. Der 23-jährige Batz von der MTG sprang dagegen aus verkürztem Anlauf fünfmal deutlich vor dem Brett ab, einmal trat er knapp über. Mehr als 7,57 m (Platz drei) war so nicht drin.
„Es war alles unrund, der Anlauf passt noch nicht“
„Es war alles unrund, der Anlauf passt noch nicht, so haben wir uns das nicht vorgestellt“, sagte Trainer Sebastian Bayer über den „Trainingswettkampf“ seines Schützlings. Dessen Analyse glich der seines Coaches. „Aber ich habe in den letzten zwei Wochen sehr viel Kraft gemacht“, ergänzte er. „Deswegen lief es heute mehr über die Kraft als über die Leichtigkeit. Da haben wir noch viel zu tun.“ Lachender Zweiter war Kevin Brucha (TLV Germania Überruhr), der nur zwei gültige Versuche in die Grube brachte, sich im sechsten Durchgang mit 7,83 m aber noch vor Batz schob.
Auch die ebenfalls von Bayer trainierte Hürdensprinterin Ricarda Lobe war nicht zufrieden. Eigentlich sollte es ja zum Duell zwischen der 30-jährigen deutschen Meisterin von der MTG und der acht Jahre jüngeren Rosina Schneider (TV Sulz) kommen, denn beide haben eine Bestzeit von 12,89 sec. Doch Lobe trat im Vorlauf gleich die erste Hürde um, gab auf, durfte aber in einem Einlagelauf nochmal starten. Da legte sie sofort einen Riesenabstand zwischen sich und die Konkurrenz, die ihr nicht folgen konnte. Die 13,17 sec waren, so Bayer „für die Umstände zwar okay, sind aber nicht das, was Ricarda derzeit kann.“
In den Blickpunkt rückte dann ein hochspannendes Finale zwischen Schneider und der 33-jährigen Finnin Niziri Nooralotta, die mit einer Top-Leistung auftrumpfte. Nach 13,20 sec im Vorlauf steigerte sie sich im Endlauf auf 12,95 sec, hinter ihr stürmte Schneider zu 13,03 sec (Wind (+1,9 m/sec). Damit hakte sie – ebenso wie Hawa Jalloh (Wiesbadener LV/12,23 sec) - die Norm für die U-23-EM ab.
Besser als Lobe und Batz fühlte sich ihr MTG-Kollege Peter Osazee. Der 18-Jährige, der bei der U-20-DM in der Halle Silber im Drei- und den Titel im Weitsprung gewonnen hatte, griff im Sepp-Herberger-Stadion in seiner Gold-Disziplin an und gewann deutlich mit 7,18 m. „Ich bin eigentlich ganz zufrieden, auch wenn ich es noch besser kann“, sagte der Schützling von Thorsten Brendel, der sich im Juni bei der Bauhaus-Juniorengala in Mannheim im Dreisprung für die Junioren-EM in Finnland empfehlen will.
Britin Jazmin Sawyers bestimmt den Weitpsrung
Eine immer gut gelaunte Jazmin Sawyers bestimmte den Weitsprung der Frauen. Die Hallen-Europameistern von 2023 und Sieben-Meter-Springerin aus Großbritannien ist nach einem Achillessehnenriss gerade wieder eingestiegen, absolvierte ihren zweiten Wettkampf und gewann mit 6,66 m. „Das ist sehr gut, beim ersten hatte ich 6,58 Meter, es geht aufwärts“, freute sie sich.
Nur ganz knapp verpasste Hochspringer Mateusz Przybylko (TSV Bayer Leverkusen) die WM-Norm von 2,26 m. Doch seine 2,23 m bedeuteten immerhin deutsche Jahresbestleistung und Rang zwei hinter dem Belgier Jef Vermeiren. Der überquerte die 2,26 m im zweiten Versuch und bejubelte einen neuen Rekord. „Schade, dass ich die Norm nicht geschafft habe, aber es war ein solider Wettkampf und die Saison ist noch lang“, ist Przybylko für die WM zuversichtlich.
Im Sprint zeigte Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar) aufsteigende 100-Meter-Form beim Sieg in 11,20 sec – auch wenn die Zeit wegen zu starken Rückenwindes nicht als Saisonbestleistung anerkannt wurde. Die 22-jährige Sina Sönmezcicek (TSV Amicitia Viernheim), die 2024 erstmals in der Szene in Erscheinung trat, überzeugte als Zweite (11,30). Sina Kammerschmitt (MTG) qualifizierte sich zwar als Siebte der Vorläufe (11,68 sec) für das B-Finale, schied aber nach einem Fehlstart aus. Auf der doppelten Distanz wurde sie Zehnte (24,28) unter 23 Starterinnen.
U23-Talente setzen die ersten Duftmarken
Bei den Männern ließ Joshua Hartmann (ASV Köln) nach dem 100-Meter-Vorlauf (10,21) das Finale aus, um die 200 Meter zu gewinnen (20,65). Jan Eric Frehe (LG Brillux Münster, 20,86) und Kevin Kranz (Wetzlar, 21,22) folgten auf den Plätzen. Die 100 m entschied Aleksander Askovic (LG Stadtwerke München) in 10,24 sec für sich, vor Marvin Schulte (ASV Köln, 10,29) und Maurice Grahl (TSV Bayer Leverkusen (10,38). Die MTG‘ler Jonas Kriesamer (10,50 im VL) und Timo Lange (10,78) erreichten das B-Finale über 100 m, in den 200-Meter-Zeitläufen wurde Kriesamer in 21,35 sehr guter Siebter. Die 800 zahlenden Zuschauer im Sepp-Herberger-Stadion sahen zudem den vom Wind gebeutelten, aber dennoch gelungenen 400-Meter-Lauf von Danylo Danylenko (Ukraine/46,91 sec) oder die 13,53 sec des niederländischen Hürdensprinters Mark Scholten.
Schon im Hinblick auf die Juniorengala erregten einige U-20-Ergebnisse Aufmerksamkeit: Eine Augenweide war der Auftritt von Judith Belepo Mokobe (USC Mainz) über 200 m mit Bestleistung 23,11 sec und der – nach den 100 Metern/11,44 sec – zweiten JEM-Norm. Die knackte auch Mia Louisa Schmitz (Mainz/11,76). Bei den Sprintern gefiel Lukas Kasusch (LG Kindelsberg Kreuztal) mit einem Doppelsieg über 100 m (10,53 /PB und Norm) und über 200 m (21,57), aber auch der Viernheimer Tyrese Stewart (2.100 m/10,65).
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