Tennis - Weltklasse-Spieler Dominic Thiem lockt die Massen und gewinnt für Grün-Weiss Mannheim in drei spannenden Sätzen gegen John Millmann

Ausnahmezustand am Neckarplatt

Von 
Tobias Törkott
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Dominic sorgte im Bundesliga-Derby gegen Weinheim für Weltklasse-Momente bei Grün-Weiss. © Binder

Mannheim. Geballte Faust, energischer Blick – Dominic Thiems emotionale Reaktion nach dem Spielgewinn zum 1:1und zwei abgewehrten Break-Bällen im zweiten Satz sprach Bände. „Jaa!“, brüllte er in Richtung der Bank von Grün-Weiss Mannheim. Es war der entscheidende Moment beim 5:7 6:4 und 10:8-Sieg von Thiem über den Australier John Millman. Der Österreicher holte damit den ersten Punkt beim 5:1-Erfolg im Bundesliga-Derby von Grün-Weiss Mannheim gegen den TC Weinheim in der Tennis-Bundesliga.

Auf dem überfüllten Center Court am Feudenheimer Neckarplatt – Weinheim trug sein Heimspiel in Mannheim aus – herrschte durch die Ankunft der Nummer neun der Weltrangliste Ausnahmezustand. Zuschauer krabbelten durch Büsche hindurch, dicht gedrängt versuchte jeder der 4500 Fans, einen Blick auf den Weltklassespieler zu erhaschen. Bereits um neun Uhr wurden Bänke mit Handtüchern reserviert, Autogramm-Jäger scharten sich wie bei der der Ankunft eines Pop-Stars. „Das freut mich extrem. Ich hoffe wir konnten ein gutes Match liefern“, war Thiem begeistert.

Anlaufschwierigkeiten nach Pause

Zunächst hatte der diesjährige French-Open-Finalist jedoch seine Probleme mit der flinken Spielweise Millmans und verlor den ersten Durchgang mit 5:7. Millman brachte den Österreicher teilweise zur Verzweiflung, erlief quasi jeden Ball. „Auf geht’s Dominic“-Rufe hallten über den Platz.

Erst nach dem Spielgewinn zum 1:1 im zweiten Satz begann sein Motor allmählich auf Betriebstemperatur laufen. „Ich habe damit gerechnet. Bereits vor zwei Jahren habe ich bei den US Open fünf Sätze benötigt“, zollte Thiem Millman Respekt.

Mit krachenden Vorhandschlägen gewann der 24-Jährige den zweiten Durchgang mit 6:4. „Je länger das Match dauerte, umso mehr fand er zu seinem Niveau“, war GW-Teamchef Gerald Marzenell von Thiems Comeback-Qualitäten begeistert. „Ich habe zwei Wochen fast gar kein Tennis gespielt“, sprach Thiem seine unfreiwillige Wettkampfpause nach der Rückenverletzung in Wimbledon an. Davon war im Match-Tiebreak nichts mehr zu sehen. Mit wuchtigen Gewinn-Schlägen holte er sich Punkt um Punkt. Das Match war längst auf dem erwartenden Weltklasse-Niveau angekommen, da auch Millmann nicht aufgab. Die Niederlage frustete ihn sichtbar: „Dominic ist ein guter Spieler, ein paar Punkte haben den Ausschlag gegeben“, sagt er und verließ unter Applaus den Platz.

Auf Mannheimer Seite kannte der Jubel nach dem entscheidenden Punkt zum 10:8 im Match-Tiebreak keine Grenzen. Beherzt sprang Thiem seinem Teamchef Marzenell in die Arme, donnerte erneut die Faust in Richtung Publikum. „John ist voll im Saft. Er hat gerade ein Turnier gespielt, steht gut in der Weltrangliste – es war eine schwere Partie“, sagte der erleichterte Sieger.

Trotz seiner internationalen Erfolge ist der Ausflug in der Bundesliga für Thiem mehr als eine Trainingseinheit: „Es ist eine ganz andere Sache, in einem Team zu spielen.“ Auch der Gewinn eines nationalen Titels hat für den ATP-Profi eine Bedeutung: „Ich hoffe ich konnte einen Teil dazu beitragen, dass wir deutscher Meister werden – das wäre ein Riesentraum“, sprach er ganz bewusst von sich als Teil des Teams.

Für Marzenell ist Thiems Teilnahme sowieso mehr als nur ein Punktgewinn an einem Spieltag: „Die Stimmung in der Kabine ist phänomenal. Jeder hat durch seine Anwesenheit mehr aus sich rausgeholt.“ Auch sei der Erfolg gegen Weinheim Thiems Verdienst: „Er hat den Unterschied gemacht.“

Marzenell hofft schon auf dessen nächsten Einsatz für Grün-Weiss: „Ich bin mir sicher, dass er wiederkommt. Ob nächstes oder erst in zwei Jahren – das muss man sehen.“ Der Weltklasse-Spieler selbst gibt sich vor seiner Weiterreise zum heute startenden Turnier in Hamburg etwas bedeckt, fügt jedoch schmunzelnd an: „Leider war es offiziell eine Auswärtspartie. Ich hoffe das nächste Mal spielen wir wieder zu Hause.“

Weinheim – Mannheim 1:5

Einzel: Frank WintermantelAndreas Beck 6:7 (4:7), 1:6; John MillmanDominic Thiem 7:5, 4:6, 8:10; Luca VanniGerald Melzer 3:6, 6:7 (4:7); Thomas Fabbiano – Peter Gojowczyk 3:6, 3:6.

Doppel: Peya/Mergea – Kamke/Kern 6:4, 5:7, 10:5; Müller/Lütjen – Melzer/Beck 6:4, 4:6, 5:10.

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