Fußball - Der erste deutsche Nachkriegsmeister VfR Mannheim blickt auf 125 Jahre zurück – und rüstet sich für die Zukunft

125 Jahre VfR Mannheim: Lange Geschichte als feste Basis

Von 
Andi Nowey
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Die Sternstunde des VfR Mannheim. Nach dem Gewinn der ersten deutschen Fußball-Meisterschaft nach dem 2. Weltkrieg lassen sich die VfR-Spieler im Juli 1949 bei einem großen Auto-Korso durch die Mannheimer Innenstadt feiern. © VfR-Archiv

Mannheim. Als Industriestandort hatte sich Mannheim an der Wende zum 20. Jahrhundert schon lange einen Namen gemacht, doch auch die Sportstadt Mannheim kann auf ähnlich lange vergangene Zeiten zurückblicken. Der Fußball macht da keine Ausnahme, das damals noch als „Engländerles“ verpönte Spiel wurde erst in den Schulen und dann von großen Idealisten in kleinen Vereinen volkstümlich gemacht. Mit der Mannheimer Fußball-Gesellschaft (MFG) 1896 gründeten diese Fußball-Urväter dann den ersten Verein in der Quadratestadt und durch einen Zusammenschluss mit anderen Clubs entstand daraus im Jahr 1911 der VfR Mannheim. Der feiert als direkter Nachfolger der MFG 1896 an diesem Wochenende nun folgerichtig seinen 125.Geburtstag.

Jugend steht im Mittelpunkt des Jubiläums

Nach dem Kleinfeld-Turnier der Traditionsmannschaften vom Freitagabend steht am Samstag von 10 bis 18 Uhr der Jugendtag im Mittelpunkt.

Dabei bestreiten alle Nachwuchsmannschaften ein Jubiläumsspiel. Parallel veranstaltet die Lacrosse-Abteilung ein Damen-und Herrenturnier. Ab 19:49 Uhr startet die eigentliche Geburtstagsfeier mit Reden und „einigen Überraschungs-Programmpunkten“, wie VfR-Präsident Boris Scheuermann betont.

Die beiden Festtage gehen im VfR-Jugendzentrum über die Bühne, die Veranstaltungen sind öffentlich unter Einhaltung der 3G-Regeln. Ein Testzentrum ist vor Ort. wy

Den größten Erfolg feierte der VfR Mannheim im Jahr 1949 mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft mit dem 3:2 nach Verlängerung gegen Borussia Dortmund. Der Stern, der heute fast schon etwas schmeichelhaft über dem Logo des inzwischen in die Sechstklassigkeit abgestürzten Traditionsvereins prangt, übt aber nach wie vor eine hohe Strahlkraft aus.

Stern wird mit Stolz getragen

„Wir tragen den Stern mit Stolz“, sagt Präsident Boris Scheuermann, der in und mit dem Verein aufgewachsen ist. „Sogar bei den Auswärtsspielen in der Verbandsliga werden wir vom Stadionsprecher immer als Deutscher Meister von 1949 begrüßt. Die gegnerischen Spieler legen gegen uns dann gerne nochmal eine Schippe drauf.“ Die Gegner heißen nun aber nicht mehr Kickers Offenbach, Hamburger SV oder VfB Stuttgart, sondern Mutschelbach, Gommersdorf und Langensteinbach.

An die großen Tage von einst erinnert im Rhein-Neckar-Stadion nur noch eine große Erinnerungstafel hinter dem Eingang, zudem liegt an einem geheimen Ort ein Replikat der Meisterschale, die 1949 erstmals verliehen wurde und deren Nachbildung der VfR im Jahr 2014 – genau 65 Jahre nach dem Triumph – nach einer groß angelegten Spendensammlung auf eigene Rechnung selbst anfertigen ließ.

Doch zurecht sagt Scheuermann heute: „In der Tagesarbeit spielt der Titel von 1949 eine untergeordnete Rolle, denn Tradition schießt leider keine Tore.“ Vorbei sind die Zeiten, in denen man mit der Brechstange auf der Ligaleiter klettern wollte. Natürlich ist die Ligamannschaft in der Verbandsliga das Aushängeschild, doch ein zweites großes Augenmerk liegt mittlerweile auf der Jugendarbeit. „Mannheim hat im Nachwuchsfußball große Potenziale – das hat die Vergangenheit immer gezeigt. Wir haben in den letzten Jahren große Anstrengungen unternommen und es ist uns gelungen, wieder eine Adresse im Mannheimer Nachwuchsfußball zu sein“, sagt Scheuermann.

Von der U 14 bis zu den Herren

Der Jugendvorstand besteht inzwischen aus sieben Köpfen und ist damit deutlich größer als der Vereinsvorstand. Mit Ausnahme der U19, die in der Verbandsliga antritt, tummeln sich alle anderen Jugendteams aber noch in den Kreisklassen. Das Potenzial für mehr ist zweifelsohne da, doch zuletzt verhinderten die Corona-Saisonabbrüche die fälligen Aufstiege der VfR-Jugendmannschaften. Die U15 deutete jüngst ihre Möglichkeiten an, als sie dem Regionalligisten VfR Wormatia Worms in einem Freundschaftsspiel ein 2:2 abtrotzte.

Mit Marc Ritschel ist aktuell ein sehr umtriebiger Leiter im Jugendzentrum tätig, der seine umfangreiche Expertise einbringt. „Wir verfolgen die Philosophie der Durchlässigkeit. Wir wollen die Spieler von der U14 bis in den Herrenbereich durchziehen“, so der ehemalige Waldhof-Profi. Natürlich solle dann auch die eigene erste Mannschaft wieder in Sphären einkehren, die der Tradition und dem Anspruch des Clubs gerecht werden. Doch Scheuermann ist nüchtern und realistisch, aus den Steinen der Vergangenheit baut er keine Luftschlösser. Der 125-Jahr-Geburtstag in diesem Sommer dient aber dennoch als Aufbruchsignal.

„Klar, die Tradition ist wichtig, aber sie allein schafft noch keine Zukunft“, betont Scheuermann. In einem sportlichen Konglomerat zwischen dem SV Waldhof, dem mehrfachen Eishockey-Meister Adler Mannheim, dem Tennis-Top-Club Grün-Weiß Mannheim, den Rhein-Neckar Löwen sowie weiteren Sport-Aushängeschildern in Hockey oder Baseball schlüpft der VfR Mannheim in seine Nische.

„Als Mannheimer Stadtverein haben wir hier im Fußball mit unserem Rhein-Neckar-Stadion schon einen festen Platz. Darüber hinaus suchen wir über unsere Nachwuchs- oder Freiwilligendienst-Abteilung aktiv den Weg zu einen jüngeren Publikum“, sagt Scheuermann. Bei den Heimspielen in der Verbandsliga merkt man jedenfalls, dass der Club noch lange nicht am Ende seiner langen Geschichte ist.

Freier Autor Schwerpunkte: Mannheimer Kreisfußball, Kreisklassen A und B, Kreispokal, Waldhof-Legenden

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