Handball

TSG Seckenheim und TSVA Viernheim geben auf

Gleich zwei Clubs aus der Region ziehen ihre Frauenteams zurück und können sich als letzte Lösung auch nicht auf eine Spielgemeinschaft einigen

Von 
Marcus Essinger
Lesedauer: 
Zuletzt feierten die Frauen der TSG Seckenheim noch den Klassenerhalt in der Oberliga Baden-Württemberg. Nun wurde das Team abgemeldet. © Sörli Binder

Mannheim. Es war abzusehen, aber die endgültige Entscheidung schmerzte dann doch: Die Handballerinnen der TSG Seckenheim, die über viele Jahre in der Oberliga spielten und damit ein Aushängeschild des Frauenhandballs in der Region waren, stellen den Spielbetrieb ein. Drei Monate nach dem erfolgreichen Klassenerhalt und nach vielen intensiven Bemühungen, irgendwie noch eine Mannschaft auf die Beine zu stellen, zerplatzte auch die letzte Hoffnung: eine Spielgemeinschaft mit dem Badenligisten TSV Amicitia Viernheim. Dass in der Folge nun auch die Südhessinnen ihr Team abgemeldet haben, zeigt deutlich, dass der Frauenhandball in schweres Fahrwasser geraten ist.

„Es war schon irgendwie abzusehen“, meinte Seckenheims Abteilungsleiterin Laura Kettling enttäuscht. Sie selbst war noch in der Jugend für die TSG am Ball. Doch seit 2016 liegt der weibliche Nachwuchs brach, auch keine zweite Mannschaft ist mehr am Ball. „Ganz ohne Unterbau kann man sich auf Dauer nicht über Wasser halten“, gibt sie zu. In der vergangenen Spielzeit hatte der damalige Coach Siggi Oetzel oftmals nur sieben, acht Spielerinnen zur Verfügung.

Reduzierte Felder

  • Durch den Rückzug der TSG Seckenheim wird die Oberliga Baden-Württemberg bei den Frauen in der neuen Runde mit nur 13 Mannschaften starten. Das teilte Johannes Kern, Vorsitzender Landesausschuss Spieltechnik, auf Nachfrage mit.
  • Auch das Starterfeld in der Frauen-Badenliga reduziert sich durch den Rückzug des TSV Amicitia Viernheim. Spielleiter Andreas Gruber gab bekannt, dass sämtliche angesetzten Spiele der Südhessinnen wieder aus dem Spielplan genommen werden und sie als erster Absteiger gelten. 

„Alle, die im Kader waren, haben sich richtig reingekniet“, lobte Kettling das Team. Doch die Suche nach Neuzugängen gestaltete sich enorm schwierig: Da kein Trainer feststand, wollten sich auch potenzielle neue Spielerinnen nicht festlegen, und weil der Kader so klein war, sagte kein Trainer zu. „Es war die denkbar schlechteste Ausgangssituation“, so die Abteilungsleiterin.

Die Spielgemeinschaft mit dem TSV Amicitia Viernheim, der eine Liga tiefer am Ball ist und ebenfalls arge personelle Probleme hat, schien eine mögliche Rettung. Deren Trainer Marius Walter war in intensiven Gesprächen mit Kettling, aber dann gab es doch einen Rückzieher. „Das Problem war, dass wir einen Start in der Badenliga favorisiert haben, Seckenheim aber auf die Oberliga pochte“, erläutert TSV-Amicitia-Abteilungsleiter Jochen Hinz die Problematik in den jüngsten Gesprächen. Hinzu kam, dass am Ende nur noch zwei, drei Viernheimerinnen zur Verfügung gestanden hätten. „Da muss man dann einfach überlegen, ob es überhaupt Sinn macht – auch wirtschaftlich“, so Hinz. In der Abteilungsführung kam man überein: nein.

„Die Absage von Viernheim war dann entscheidend dafür, dass es bei uns nicht weitergeht“, erklärt Kettling. Darüber hinaus hatten unterdessen Nathalie Sabisch und Carla Wiegand ihren Abgang aus Seckenheim bekanntgegeben.

Drei Abgänge nach Saisonende

„Ihnen war das alles zu ungewiss – verständlicherweise, muss man leider sagen“, so die TSG-Abteilungsleiterin. Nachdem schon direkt nach der Saison Caro Vreden, Stella Gudenau und Monja Lorenz aufgehört hatten, wäre selbst eine Spielgemeinschaft mit den Südhessinnen personell nicht auf Rosen gebettet gewesen. „Ich bezweifle, dass der vorhandene Kader in der Oberliga wettbewerbsfähig gewesen wäre“, erläutert Viernheims Jochen Hinz noch einen weiteren Grund, weshalb seine Seite einen Start in der Badenliga favorisiert hätte.

Dass die TSG das Kapitel Frauenhandball immerhin mit dem Klassenerhalt in der Oberliga beendet, ist ein schwacher Trost: „Wir können stolz auf die Spielerinnen sein, die bis zuletzt alles gegeben haben“, so Kettling. „Und ich wünsche allen für die Zukunft alles Gute.“ Auch die Abteilungsleiterin hat mit einem kleinen Team bis zuletzt gekämpft, aber das Happy End blieb aus.

Freier Autor

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen