Sinsheim. Es liegt noch viel Arbeit vor Bundestrainer Joachim Löw: Beim glücklichen 2:1 (1:1)-Sieg im Testspiel gegen Peru in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena konnte die DFB-Elf nur eine Halbzeit lang überzeugen. Im zweiten Durchgang musste der entthronte Weltmeister froh sein, dass die mit einigen hochkarätigen Gelegenheiten ausgestatteten Südamerikaner nicht einen Erfolg mit auf die Heimreise nahmen. Der Hoffenheimer Nico Schulz feierte mit dem Siegtreffer fünf Minuten vor dem Abpfiff einen perfekten Einstand im DFB-Team. Vor der Pause hatte Julian Brandt (25.) die peruanische Führung des Ex-Hoffenheimers Luis Advincula (22.) egalisiert.
„Ich bin natürlich froh, dass wir dieses Spiel gewonnen haben. Man hat gespürt, dass die Mannschaft den Sieg wollte“, erklärte Löw. „Der Treffer zum 2:1 war sicherlich glücklich, aber Nico hat sehr engagiert gespielt und wir haben auch in der ersten Halbzeit einige Chancen nicht genutzt“, meinte der Bundestrainer.
Löw hatte seine Mannschaft im Vergleich zum 0:0 am Donnerstag gegen Frankreich wie angekündigt durchgewürfelt: Marc-Andre ter Stegen stand im Tor, Julian Brandt und Ilkay Gündogan durften im Mittelfeld ran, Niklas Süle ersetzte bei seiner Rückkehr in die Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena Mats Hummels (Achillessehnenprobleme). Sein Debüt feierte im eigenen Stadion Linksverteidiger Schulz. Joshua Kimmich hatte Löw zuvor eine Einsatzgarantie fürs defensive Mittelfeld gegeben: „Er wird die Lösung sein für die nahe Zukunft.“
Probleme nach der Pause
Nachdem der erste Auftritt nach dem WM-Fiasko gegen die französischen Weltmeister ganz klar unter der Prämisse der Stabilisierung und Konsolidierung des Teams stand, wollte Löw gegen die Peruaner auch wieder mehr spielerische Elemente und Offensivdrang sehen. In einer unterhaltsamen ersten Halbzeit ließ die DFB-Elf dieser Ankündigung noch Taten folgen: Brandt wirkte auf dem rechten Flügel als belebendes Element, Kimmich und Gündogan präsentierten einige gute Ideen, es wurde viel in die Tiefe gespielt – nur die Chancenverwertung ließ extrem zu wünschen übrig. Gündogan (2.) kam früh frei zum Abschluss, Matthias Ginters Kopfball nach Kroos-Ecke musste eigentlich ein Tor sein (13.) und Marco Reus traf den Ball nach Zuspiel von Timo Werner nicht richtig (20.).
Statt 3:0 stand es plötzlich 0:1, weil sich Debütant Schulz bei einem Konter auf der linken Abwehrseite zweimal düpieren ließ und Luis Advincula, der es einst auf zwei Bundesliga-Einsätze für die TSG brachte, schoss frech an ter Stegen vorbei ins kurze Eck (22.). Unhaltbar schien der Ball nicht. Doch die deutsche Auswahl machte nach dem unerwarteten Rückstand einfach so weiter wie vorher: Kroos fand im zweiten Versuch Brandt, der den starken peruanischen Torwart Pedro Callese mit einem cleveren Lupfer (25.) überwand. Gegen Werner (35.) und Gündogan (38.) war der Schlussmann des mexikanischen Clubs CD Veracruz aber wieder reaktionsschnell zur Stelle. In der deutschen Abwehr funktionierte aber bei weitem noch nicht alles perfekt: Raul Rudiaz hätte kurz nach der Pause beinahe erneut die Führung für Peru erzielt (48.). Bei Pedro Acquinos Kopfball nach einer Ecke musste ter Stegen eine Glanzparade auspacken (53.). Fünf Minuten später tauchte der Ex-Schalker Jefferson Farfan frei vor dem DFB-Torhüter auf, zielte aber drüber. Dazwischen hatte Werner nach einem von Brandt perfekt ausgespielten Konter eine weitere Gelegenheit für die DFB-Elf liegen lassen (55.).
Die in Russland drastisch vor Augen geführten Defizite im Spiel der DFB-Elf traten auch in der zweiten Halbzeit im Kraichgau wieder offen zutage. Defensiv zu anfällig, im Spiel nach vorne ein Rückfall in eher eindimensionale Muster – bis Debütant Schulz den Ball in der Schlussphase unter Callese hindurch mit links ins Netz bugsierte (85.).
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