Fußball

Systemdebatte nach 3:3 in Frankfurt: Ist der neue Bayern-Stil zu riskant?

Nach der defensiven Anfälligkeit beim 3:3 in Frankfurt wollen die Verantwortlichen des FC Bayern eine Systemdebatte im Keim ersticken. Das gelingt aber nur bedingt

Von 
Alexander Müller
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Innenverteidiger Minjae Kim brachte den FC Bayern in Frankfurt zwar in Führung, der Südkoreaner war nach dem späten Ausgleich zum 3:3 dennoch frustriert. © dpa

Frankfurt. Max Eberl wusste, dass die Frage kommen würde. Und er hatte sich seine Antwort zurechtgelegt. Ist der Stil des neuen Trainers Vincent Kompany zu riskant, um die großen Ziele des FC Bayern zu erreichen? Ein berechtigter Einwand, nachdem die Münchner beim 3:3 in Frankfurt gleich drei einfache Gegentore aus Umschaltsituationen bekommen hatten, bei denen die Absicherung fehlte. Also holte Eberl kurz Luft - und verteidigte dann in eher patzigem Tonfall den offensiven Ansatz.

„Wir spielen mit einer Dominanz, wir erdrücken den Gegner. Dann hast du hinten eben diese großen Räume zu verteidigen“, sagte der Sportvorstand des FC Bayern am Sonntag. In bestimmten Situationen sei es mit diesem Stil eben nicht möglich, auch in der letzten Reihe immer Überzahl zu haben.

Die Systemfrage zu stellen, sei dennoch abwegig. „Wann hat Bayern mal so dominant in Frankfurt gespielt? Das Einzige, was uns richtig ankotzt, ist das Ergebnis.“ Man werde „nicht viele negative Dinge finden - außer die drei Gegentore“. In der Tat untermauerten sämtliche statistischen Werte einen starken Bayernauftritt. Zum Beispiel 11:0 Ecken und 24:6 Torschüsse. „Wir hatten wirklich Schwierigkeiten, das war schwer zu verteidigen“, gestand Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche.

Auch Trainer Kompany wollte den Fokus auf eine „sehr gute Leistung“ seines Teams gelegt wissen. Es müsse nur an Details, nicht an Grundlegendem gearbeitet werden. „Ich weiß, dass wir nach Resultaten beurteilt werden. Aber wenn wir so weiterspielen, werden wir viele Spiele gewinnen“, meinte der Belgier.

Ein Spiel gewonnen hat der Rekordmeister jetzt schon dreimal in Folge nicht. 1:1 gegen Leverkusen, 3:3 in Frankfurt, dazu die 0:1-Niederlage in der Champions League bei Aston Villa. Normalerweise steigt bei solchen Ergebnisdellen schnell die Unruhe an der Säbener Straße. Davon ist zurzeit jedoch keine Spur.

Muskelverletzung: Upamecano nicht zur Nationalmannschaft

„Es war ein Genuss, wie wir den Gegner eingeschnürt hatten. Wenn wir dieses Spiel genauso 15 Mal spielen würden, dann würden wir es 13 Mal gewinnen“, sagte Vereinsikone Thomas Müller. „Das ist eine gute Spielweise, wenn du so einen starken Gegner auswärts so dominierst. Wir haben jetzt dreimal nicht gewonnen, aber in dieser Krise befinde ich mich sehr gerne.“ Angriffskollege Serge Gnabry, seit Kompanys Amtsantritt mit ansteigender Form, stimmte dieser Analyse zu: „Wir spielen guten Fußball. Das wird auf lange Sicht belohnt.“

Die gewaltigen Lücken in ihrer Hintermannschaft werden die Münchner im weiteren Saisonverlauf allerdings schließen müssen, wenn sie sich nach einer titellosen Spielzeit wieder neue Trophäen in die Vitrine stellen wollen. Gerade der Frankfurter Ausgleich zum 3:3 in der vierten Minute der Nachspielzeit durch den überragenden Omar Marmoush warf die Frage auf, warum sich die Bayern mit einem 3:2-Vorsprung kurz vor Schluss so naiv ein drittes Mal übertölpeln ließen.

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Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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