Paris. Frankreichs Fußballverband FFF erlebt stürmische Zeiten. So setzen etwa Vorwürfe der sexuellen Belästigung dessen Präsidenten, Noël Le Graët, unter Druck. Dem Magazin „So Foot“ zufolge soll der 80-Jährige Mitarbeiterinnen jahrelang mit anzüglichen SMS bedrängt haben. Er und die FFF-Generaldirektorin Florence Hardouin wurden deshalb nun im Sportministerium vorgeladen, das eine Untersuchung ankündigte.
Zudem ging die in der Öffentlichkeit und vor der Justiz ausgetragene Familienfehde zwischen Mittelfeldstar Paul Pogba von Juventus Turin und dessen älterem Bruder Mathias, einem vereinslosen Spieler, in eine neue Runde. Am Wochenende wurde Mathias Pogba festgenommen, weil er mit vier Komplizen, Jugendfreunden der beiden Brüder, versucht haben soll, Paul Pogba zu erpressen.
Im März hatten bewaffnete Männer den Nationalspieler bedroht und insgesamt 13 Millionen Euro gefordert, da sie im Gegenzug 13 Jahre lang für seine Sicherheit gesorgt hätten. „Aus Angst habe ich gesagt, dass ich bezahle“, gestand Paul Pogba später den Ermittlern. Tatsächlich überreichte der Nationalspieler einem der Beteiligten in der Folge 100 000 Euro in bar, tätigte mehrere umfangreiche Überweisungen und beauftragte seine Bank, 13 Millionen Euro bereitzustellen, bevor er schließlich Klage einreichte. Medienberichten zufolge gingen seine „Freunde“ noch im März für 47 000 Euro mit seiner Geldkarte im Adidas-Geschäft auf den Pariser Champs-Élysées shoppen.
Erinnerungen an den Fall Benzema
Pogba gilt als Mann, der sein Umfeld finanziell unterstützt. Dennoch klagte ihn sein Bruder Mathias im August in den sozialen Medien an und kündigte „explosive Enthüllungen“ über Paul Pogba in Zusammenhang mit dessen Nationalteamkollegen Kylian Mbappé an.
Es handelt sich nicht um den ersten Skandal im Zusammenhang mit französischen Fußballern, die von ihrer Familie oder vermeintlichen Jugendfreunden ausgenutzt oder bedroht wurden. Der bekannteste ist jener um Karim Benzema, der sich 2015 darauf einließ, einigen Bekannten bei der versuchten Erpressung seines Nationalteamkollegen Mathieu Valbuena mit intimen Videoaufnahmen zu helfen. In der Folge wurde er jahrelang aus dem Nationalteam ausgeschlossen und zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.
Benzema sei ein Paradebeispiel, zitiert die Zeitung „Le Parisien“ einen Fußballfunktionär: „Er besitzt Millionen, aber erträgt es nicht, dass man von ihm sagen könnte, er habe vergessen, wo er herkommt.“
Anders gelagert ist der Skandal um die Ex-Spielerin von Paris Saint-Germain, Aminata Diallo. Die Vorwürfe, sie habe vor einem Jahr einen brutalen Angriff mit einer Eisenstange auf ihre damalige Teamkollegin Kheira Hamraoui organisiert, verdichten sich, seit in der vergangenen Woche die drei mutmaßlichen Täter festgenommen wurden.
Diallo fuhr an jenem Abend Hamraoui mit dem Auto nach Hause, als es zu dem Überfall kam, bei dem Diallo selbst unverletzt blieb. Sie wurde kurzzeitig festgenommen, setzte die Ermittler aber auf die Spur der damaligen Ehefrau des Ex-Profis Éric Abidal, mit dem Hamraoui eine Liebesbeziehung geführt hatte. Diese führte nicht weiter, doch wurden Diallos Gespräche seither abgehört und Handynachrichten ausgewertet. „Ich werde jetzt skrupellos“, schrieb sie unter anderem. Die 27-Jährige, die inzwischen vereinslos ist, weist die Anschuldigungen zurück. Sie sitzt nun in Untersuchungshaft.
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