Ich liebe meine Söhne. Und ich liebe Fußball-Länderspiele. Das Problem: Auch meine Söhne lieben Fußball-Länderspiele. Lange habe ich darauf gewartet, bis die beiden endlich groß genug waren, um mitzufiebern. Inzwischen warte ich während der Partien vor allem darauf, dass der Zeiger endlich auf 21 Uhr vorrückt. Denn dann ist Bettzeit, fertig mit Kinder-Fußball.
Aber diese Minuten können sich ziehen. Es beginnt schon kurz vor dem Anpfiff: Leider können wir uns nicht bei der "Hymde" aufs Spiel einstimmen - es gibt wichtigere Fragen, die jetzt beantwortet werden müssen, zum Beispiel: "Wie kommen die Bilder auf den Fernseher? Werden die zusammengerollt und durchs Kabel gesteckt?"
Endlich: Anstoß! Keine Ahnung, wer den besseren Start hat, denn wort- und gestenreich gilt es in den folgenden Minuten erst einmal zu klären, wer in welcher Farbe auf welches Tor spielt. Ist auch dieser Punkt abgehakt, wäre nun eigentlich Zeit für den Nachwuchs, den Analysen der erfahreneren Schlachtenbummler zu lauschen. Doch weit gefehlt. Es hagelt nicht nur Widerworte ("Die müssen Rückpässe machen, du kapierst des net, Mama!"), sondern schlimmer: Die Knirpse fangen selbst an zu kommentieren. ("Der Özil hat voll schöne Augen!" Hä!?) Auf ewig ungeklärt, obgleich täglich intensiv diskutiert, wird dabei wohl die Frage bleiben: Was ist der Unterschied zwischen der Nationalmannschaft und den Vereinen der Bundesliga? ("Ribéry? Der heißt mit Vorname Franck. Bei den Bayern spielt einer, der heißt genauso!")
Doch die Zeit ist auf meiner Seite und setzt dem aufflammenden Streit ein Ende, weshalb eigentlich Werder Bremen bei der EM nicht dabei ist. Neun Uhr, meine Süßen! Ab in die Heia! Träumt schön - meinetwegen auch von Özils Augen. Aber vor allem: Schlaft gut und bitte ganz tief und fest!!!
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