Mönchengladbach. Alle Leistungsträger gehalten, zwei Zugänge beleben die Konkurrenz weiter – Platz vier soll für Marco Rose und sein Team noch nicht das Ende der Fahnenstange gewesen sein. Für mehr allerdings muss Gladbach in den Duellen mit den Top-Teams erfolgreicher werden. Die Entscheidung von Max Eberl hat schneller Früchte getragen als erwartet. Vor etwas mehr als einem Jahr hatte sich der Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach für einen Wechsel auf der Trainerbank entschieden. Trotz laufenden Vertrags und der nach zweijähriger Abstinenz von der internationalen Bühne erreichten Qualifikation für die Europa League musste Dieter Hecking gehen. Eberl wollte dem Fußball der Borussia einen moderneren Stil implementieren, und weil der dafür auserkorene Marco Rose auch von Hoffenheim und Wolfsburg umgarnt wurde, machte Eberl eben Nägel mit Köpfen. Der Erfolg gibt ihm recht, die „Fohlen“ galoppierten in die Champions League. Eine Eintagsfliege – oder geht da in der Bundesliga vielleicht sogar noch mehr?
Wie verlief die bisherige Vorbereitung?
Seit dem 4. August bereitet Rose seinen Kader auf die Saison mit drei Wettbewerben vor. Im Gegensatz zu den noch bei den Endturnieren von Champions League und Europa League vertretenen Konkurrenten München, Leipzig oder Leverkusen konnte der 43-Jährige die Übungseinheiten ohne Einschränkungen planen. Allerdings fehlten Rose die noch verletzten Leistungsträger Denis Zakaria (Knie-OP), Marcus Thuram (Sprunggelenk-OP) sowie Alassane Plea. Auf das traditionelle Trainingslager am Tegernsee wurde wegen des Corona-Virus verzichtet, stattdessen der Teamgeist in Harsewinkel bei Gütersloh gestärkt und dabei an der Taktik getüftelt. „Man spürt in jeder Einheit, dass alle richtig Lust haben, für unsere Ziele hart zu arbeiten“, sagt Mittelfeldspieler Florian Neuhaus.
Wie hat sich die Corona-Krise ausgewirkt?
Wie alle anderen Vereine auch hat die Borussia durch die zweimonatige Zwangspause sowie Spiele ohne Zuschauer Einnahmeverluste erlitten. Geschäftsführer Stephan Schippers nannte als fehlende Summe rund 13 Millionen Euro. Allerdings besitzt Borussia aktuell ein Eigenkapital von 103,3 Millionen Euro, überdies hatten die Spieler als erste in der Liga überhaupt zugunsten der Angestellten auf einen Teil des Gehalts verzichtet. „Borussia ist gesund, aber nicht reich“, so Schippers. Da kam die Qualifikation zur Champions League mit ihren garantierten 25 Millionen Euro an Einnahmen genau richtig.
Wie gestaltet sich der neue Kader?
In dieser Hinsicht hat die Pandemie der Borussia in die Karten gespielt. Der sich immer weiter aufheizende Transfermarkt ist in diesem Sommer abgekühlt und von daher sind auch lukrative Offerten für begehrte Profis wie Ginter, Elvedi, Zakaria, Neuhaus oder Thuram ausgeblieben. Natürlich ist das Transferfenster noch bis zum 5. Oktober geöffnet, doch Eberl hat möglichen Interessenten unmissverständlich erklärt: „Wir werden in diesem Jahr keinen unserer Eckpfeiler verkaufen, sondern den Kader zusammenhalten.“ Nicht nur das – dem 46-Jährigen ist es gelungen, durch geschickte Leihgeschäfte mit Inter Mailand sowie RB Leipzig in Valentino Lazaro (aktuell verletzt) und Hannes Wolf für zusätzliche Optionen zu sorgen.
Wie weit kann es diesmal gehen und wo muss Verbesserung her?
Ob Ginter, Elvedi, Bensebaini, Zakaria, Neuhaus, Embolo oder Thuram – sie alle sind noch lange nicht an ihrem Limit angekommen. Das zeigt zum Beispiel die Bilanz in den Spitzenspielen: Gegen München, Dortmund, Leipzig sowie Leverkusen wurden in der vergangenen Saison lediglich sieben der möglichen 24 Punkte geholt. Auch fehlte im DFB-Pokal und in der Europa League die Kaltschnäuzigkeit, um weit zu kommen. In dieser Hinsicht soll der nächste Schritt gemacht werden. „Wir haben noch viel vor“, sagt Rose. Torwart Yann Sommer meint: „Wir gehen sicher nicht in die Saison und sagen, jetzt waren wir Vierter, nun peilen wir mal Platz fünf an.“
Wie sieht die mittel- und langfristige Zukunft aus?
Irgendwann werden die Borussia Leistungsträger verlassen, diese spülen jedoch hohe Ablösesummen in die Kasse. Damit sowie mit dem wieder exzellenten Ruf lassen sich dann neue Spieler und Talente in den Borussia-Park locken. Überdies ließe sich auch der Stadion-Name noch vermarkten. Eberl sagte dem Internet-Portal „Sportbuzzer“: „Wir haben uns mit guter Arbeit, guten Spielern und guten Trainern herangerobbt. Wir sind der einzige Verein, der sich in diesen Regionen bewegt und das alles aus eigener Kraft schafft. Ohne externe Geldquellen, ohne strategische Partner, ohne Investoren, ohne Mäzen.“ Im Falle einer echten Krise sind also noch viele Optionen gar nicht genutzt.
Zu- und Abgänge
- Zugänge: Jan Olschowsky (eigene U 23), Kaan Kurt (eigene U 23), Joe Scally (FC New York City, 1,8 Millionen), Valentino Lazaro (Inter Mailand, 1,2 Millionen Leihgebühr), Famana Quizera (eigene U 23), Hannes Wolf (RB Leipzig, 1,5 Millionen Leihgebühr)
- Abgänge: Moritz Nicolas (VfL Osnabrück, Leihe), Tobias Strobl (FC Augsburg, ablösefrei), Fabian Johnson (noch ohne Verein), Raffael (noch ohne Verein).
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