Geburtstag - Hoffenheim-Investor Dietmar Hopp wird am Sonntag 80 Jahre alt / Wirken weit über Fußball und Sport hinaus

Hoffnungsträger und Reizfigur – Klimaschützer und Mäzen

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dpa
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Walldorf. Milliardär, Mäzen, Wohltäter, Hassfigur der Ultra-Fans, Familienmensch – und Hoffnungsträger in der Corona-Krise: Dietmar Hopp stößt am Sonntag – „ganz anders als geplant“ – in Walldorf mit seiner Anneliese auf seinen 80. Geburtstag an. „Meine Frau und ich wollten mit unseren Kindern und Enkeln über ein verlängertes Wochenende nach Terre Blanche in Südfrankreich fahren, um in kleiner Runde den 80. zu feiern“, sagte der SAP-Mitbegründer und Mehrheitseigner der TSG Hoffenheim. „Daraus wird nun nichts, aber wir wohnen, durch eine Wiese getrennt, in der Nachbarschaft mit den Enkeln, so dass wir uns wenigstens sehen und zuwinken können.“

Vor Ehrungen hätte er sich normalerweise wohl kaum retten können, aber er wollte keine großen Festivitäten. Die vergangenen Monate waren aufreibend: Kurz vor der Krise geriet er in den Mittelpunkt wilder Fan-Proteste. Auch während der Pandemie steht er als Mehrheitseigner des Pharmaunternehmens CureVac in der Öffentlichkeit. Dieses arbeitet in Tübingen mit Hochdruck an einem Impfstoff gegen das Virus.

Hopp, der Hoffnungsträger:

Im Frühsommer soll eine klinische Studie bei CureVac beginnen. „Ich habe große Hoffnung, dass im Spätherbst dieses Jahres ein Impfstoff von CureVac verfügbar sein wird. Dann beginnt die nächste Herausforderung, möglichst viele Dosen zur Verfügung stellen zu können“, sagte Hopp. Mit der Produktionsanlage könne das Unternehmen 400 Millionen Dosen pro Jahr herstellen. „Das klingt zunächst einmal viel, aber die Welt hat acht Milliarden Menschen. Vermutlich wird Anfang 2022 die erweiterte Produktionsanlage dann Milliarden dieser Einheiten produzieren können.“ Aber es gebe ja viele Impfstoffentwicklungen, von denen hoffentlich einige erfolgreich sein würden. Die EU will die Firma mit bis zu 80 Millionen Euro unterstützen.

Hopp, die Reizfigur:

Seit dem Bundesliga-Aufstieg des einstigen Dorfclubs Hoffenheim wird der Heidelberger von gegnerischen Fans mit Schmähungen überzogen. Der Mäzen steht für Ultras als Prototyp des Investors im kommerzialisierten Fußball – obwohl Hopp einst selbst für die TSG kickte. Das Ganze eskalierte zuletzt beim Heimspiel gegen den FC Bayern. Hintergrund ist der Protest gegen die Kollektivstrafe, die der DFB gegen Borussia Dortmund wegen Hopp-Beleidigungen wieder angewandt hatte. Nach einer Spielunterbrechung standen Hopp und Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge nebeneinander am Spielfeldrand, während sich die Münchner und Hoffenheimer nur noch den Ball zuschoben.

„Ich will das aber alles gerne vergessen, wenn es von nun an Geschichte ist“, sagte Hopp. Die organisierte Fan-Szene reagierte zurückhaltend: Im Moment gebe es Wichtigeres. Hopp selbst nimmt die Hass-Plakate persönlich – und erstattete immer wieder Anzeige. Hoffenheim ist dank vieler Transfermillionen inzwischen übrigens finanziell unabhängig von Hopp, sein Einfluss aber immer noch von großem Gewicht.

Hopp, der Wohltäter:

Die Dietmar-Hopp-Stiftung hat nach eigenen Abgaben seit ihrer Gründung 1995 rund 800 Millionen Euro ausgeschüttet. Sie fördert Projekte im Sport, in de Medizin, im Sozialen, in der Bildung. Ein Schwerpunkt ist der Jugendsport, ein anderer Krebsforschung und Kinderheilkunde. Hopp ist jemand, das sagen viele, der geliebt werden will. Die unzähligen persönlichen Zuschriften, so erklärt er selbst, möchte er „nicht unbeantwortet lassen“.

Hopp, das IT-Genie:

Der Diplom-Ingenieur der Nachrichtentechnik gründete 1972 das Softwareunternehmen Systemanalyse und Programmentwicklung –SAP. Hopp war von 1988 bis 1998 Vorstandschef, später Aufsichtsratsvorsitzender des drittgrößten börsennotierten Software-Unternehmens der Welt. Laut „Forbes“ ist er der sechstreichste Deutsche mit knapp zwölf Milliarden Euro.

Hopp, der Klimaschützer:

Bei der Eröffnung der „Klima-Arena“ neben dem Stadion in Sinsheim im Oktober war Bundeskanzlerin Angela Merkel da. Mit Hoffenheim treibt Hopp zahlreiche Umwelt- und Nachhaltigkeitsprojekte voran. „Wir unterstützen auch Afrika und die TSG unternimmt vieles, um dem Klimawandel entgegenzutreten“, sagte er und verwies darauf, dass Hoffenheim als einziger Bundesligist Mitglied in der weltweiten Klima-Allianz der Bundesregierung ist.

Hopp, der Familienmensch:

1967 heiratete er Anneliese Zeuner im Heidelberger Schloss. Die beiden haben zwei erwachsene Söhne: Daniel und Oliver. Daniel ist Geschäftsführer der SAP Arena und Gesellschafter der Adler Mannheim, Oliver Gründer der Hopp Foundation, die Schüler früh an einen Umgang mit Computern heranführen will. Ohrfeigen oder Taschengeld-Entzug habe es beim Nachwuchs übrigens nie gegeben, erklärte der Vater mal.

Hopp, der rastlose Rentner:

„Ich hatte mir schon mit 70 vorgenommen, nichts Neues mehr zu beginnen und mich in aller Ruhe um die laufenden Projekte und Verpflichtungen zu kümmern, mit dem Ziel, mehr Freizeit zu haben“, sagte Hopp vor seinem 80. Diese Rechnung sei nicht aufgegangen, „weil meine Stiftung, die Biotech-Investitionen, der Fußballclub TSG Hoffenheim und der Golfclub St. Leon-Rot noch immer sehr viel meiner Zeit beanspruchen.“ Und Hopp betont: „Nicht wenige denken sicher, der kann halt nicht loslassen, aber die irren sich.“ dpa

Zum Download: Die Redaktionsbeilage zum 80. Geburtstag von Dietmar Hopp.

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